„Star Wars: The Bad Batch“ - Abenteuer in der Ära des Empires
Neue (animierte) Star Wars-Geschichten bei Disney+
Angesichts der zunehmenden Komplexität fiktiver Universen würde es nicht überraschen, wenn bald ein erster Lehrstuhl zur Geschichte, sagen wir, des Marvel Cinematic Universums eröffnen würde. Vielleicht wird auch in fernen Zeiten, wenn die Menschheit seit tausenden Jahren ausgestorben ist, ein Besucher aus fernen Galaxien eine Aufzeichnung über Mythen und Charaktere eines dieser Universen finden und sich ebenso fragen, wie sehr diese Berichte der Wahrheit entsprechen, wie wir zeitgenössischen Menschen uns Fragen, wie sehr Homers „Ilias“ eine faktische Basis hat.
Bis dahin ist jedoch noch viel Zeit, Zeit, in denen die immer komplizierter werdende Mythologie von fiktiven Universen weitergesponnen werden kann, wie es besonders das ehemalige Maus-Haus mit Verve vollbringt. (Die Genealogie von Entenhausen zu begreifen war dagegen ein Kinderspiel.)
Mit „Star Wars: The Bad Batch“ startet nun eine weitere Serie aus dem Star Wars-Kosmos, ein Ableger der animierten „Clone Wars“-Serie, in deren siebter und letzter Staffel das titelgebende Bad Batch eingeführt wurde. Dieses Quintett aus für Disney-Verhältnisse etwas düsteren Gestalten reiht sich nahtlos in das momentan so beliebte Spiel ein, nicht mehr nur heroische Superhelden-Teams zu präsentieren, sondern dunklere, gar suizidale Teams von Protagonisten, die sich letztlich aber doch für das ganz und gar Gute einsetzen.
Waren die Klone der Clone Wars wie der Name schon andeutet einheitliche Klone, besteht das Bad Batch aus Individuen, wobei auch dieser Begriff nicht zu ernst genommen werden darf, denn mit einem bedächtigen, einem heißblütigen oder einem jähzornigen Mitglied, ist auch das Bad Batch hübsch paritätisch besetzt, bekommt gleich in der ersten Folge auch noch sehr zeitgeistige, geradezu Disneyhafte Verstärkung: Ein kleines Mädchen namens Omega, die den raubeinigen Kriegern bei ihren Abenteuern zur Seite steht und eine gewisse humanistische Note verleihen soll.
Diese Abenteuer beginnen – und jetzt wird es ein wenig kompliziert – nach den Clone Wars, die in etwa parallel zu den Ereignissen von „Star Wars: Episode III - Die Rache der Sith“ stattfanden. Mit diesem Film endete die Ära Fall of the Jedi wie Lucasfilm neulich in einer auf den neuesten Stand gebrachten Zeitleiste mitteilte. Nun befindet man sich in der Ära Reign of the Empire in der neben der nun startenden „Star Wars: The Bad Batch“ Serie auch „Solo: A Star Wars Story“ spielt, bevor es dann Ära-technisch mit Age of Rebellion weitergeht, womit vor allem die Original-Trilogie gemeint ist.
Interessanterweise taucht in „The Bad Batch“ schon bald eine Figur und ein Planet aus der Vorgängerserie „The Mandalorian“ auf, die eigentlich viel später stattfindet, nämlich zwischen „Star Wars: Episode VI - Die Rückkehr der Jedi Ritter“ und „Star Wars: Episode VII - Das Erwachen der Macht“ bzw. genauer gesagt von der Animationsserie „Resistance“, die zeitlich ein wenig vor Teil 7 der großen Filme spielt. Ja, das ist ein wenig kompliziert, aber niemand hat ja behauptet, das Fernsehen einfach ist, oder?
Was zumindest für die Mythologie gilt, denn die Serie selbst entwickelt sich eher wenig ambitioniert: Das Bad Batch ist nach dem Untergang der Republik, der Vernichtung der Jedi und dem Beginn des Empire wenig erpicht darauf, dem finsteren Admiral Tarkin zu unterwerfen und geht statt dessen eigene Wege. Wohin diese führen ist wohl vor allem etwas für Star Wars-Komplettisten, denn so ein frischer Star Wars-Wind wie „The Mandalorian“ scheint „The Bad Batch“ dann doch nicht zu werden.
Abb.: Lucas/Disney
Star Wars: The Bad Batch • USA 20021 • Creator: Dave Filoni • zehn Folgen bei Disney+, ab 4. Mai, dann jeden Freitag eine neue Folge
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