Kurz-Review: Netflix’ SF-Animationsserie „Eden“
Hübsche, süße Roboter-Postapokalypse mit Ghibli-Zauber?
Seit dem 27. Mai steht auf Netflix die neue Animeserie „Eden“ online – allerdings handelt es sich dabei eher um einen gut anderthalbstündigen Animationsfilm, den man in vier Episoden zu je 25 Minuten aufgeteilt hat. Als Hauptverantwortliche hinter dem Projekt fungieren Regisseur Yasuhiro Irie, der bereits an Produktionen wie „Fullmetal Alchemist“ und „Cowboy Bebop“ mitwirkte, und Drehbuchautorin Kimiko Ueno, die schon Folgen für die Animeserien „Dino Girl Gauko“ und „Crayson Shin-Chan“ verfasst hat.
In „Eden“ wird die Erde seit tausend Jahren von Roboter bewohnt, Menschen gibt es nicht mehr. Trotzdem glauben einige Roboter daran, dass sie von Menschen erschaffen wurden – wofür sie von der düsteren Roboterpolizei und deren Anführer gejagt und zur Strafe neuprogrammiert werden. Eines Tages stolpern in der Roboterstadt Eden 3 zwei Ernteroboter über eine Kapsel, aus der sie ein kleines menschliches Mädchen bergen – Sara. Obwohl die beiden etwas trotteligen Roboter wissen, dass es falsch ist, beschließen sie, das Mädchen aufzuziehen. Sara nennt sie sogar Mama und Papa. Als die Gefahr zu groß wird, flüchten die drei aus Eden und schlupfen bei anderen maschinellen Ausgestoßenen in einer Oase in der Wüste unter. Doch die junge, unvernünftige Sara wird von Eden 3 und dessen Geheimnissen wie magisch angezogen – und natürlich sucht die böse Roboterobrigkeit nach den Querulanten und sowieso dem Menschenkind …
Das interessanteste an „Eden“ ist nicht die vorhersehbare Geschichte, sondern der Look: Die Textur der Hauptfiguren und die hübschen Hintergründe erinnern an klassische, handgezeichnete Animes, die Bewegungsabläufe stammen jedoch klar aus dem Computer. Das wirkt manchmal etwas seltsam, hat aber auch einen gewissen Reiz und Schick. Dass die bösen Gegenspieler nichts Handgezeichnetes haben, schafft außerdem einen überraschenden Kontrast. „Eden“ ist dennoch weit davon entfernt, den Ghibli-Meisterwerken Konkurrenz zu machen, dafür sind Setting und Story einfach zu unausgewogen und zu sehr Standard.
Mal süß, mal nervig, mal witzig, mal plump, mal charmant, und immer nett anzusehen – anderthalb Stunden sind kurz genug, um Netflix’ Anime-Roboter-Postapokalypse der meistens recht niedlichen Art einfach mal auszuprobieren und zu schauen, ob man so viel Unvernunft und Naivität solange aushält, bis sich etwas Anime-Magie entfalten kann.
Abb.: © 2021 Netflix
Eden • Japan, 2021 • 4 Episoden mit je 25 Min. • Regie: Yasuhiro Irie • Drehbuch: Kimiko Ueno
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