9. Juni 2021

„R-Type Final 2“: Von wegen altes Shooter-Eisen

Kurztest: Die Reunion des Side-Scroller-Urgesteins zeigt Licht wie Schatten

Lesezeit: 3 min.

Nachdem wir uns bereits (dank kostenloser Demo) in unserer Angespielt-Rubrik vor ein paar Wochen eindrücklich mit der Rückkehr des Horizontal-Scroller-Urgesteins R-Type beschäftigt haben, stehen nun unsere Eindrücke zur vollständigen Verkaufsversion (in unserem Fall auf PS4) auf dem Plan. Unter anderem mittels erfolgreicher Kickstarter-Kampagne kam diese Ende April für Konsole und PC in die Läden und markiert nach fast endlosen 17 Jahren seit dem letzten Ableger der ursprünglich in den 80er-Jahren gestarteten Shooter-Reihe eine Rückkehr, die stellvertretend für ein auch generell zumindest kleines Revival des Shoot´em-Up-Genres (kurz Shmup) steht.

Ganz wie früher wird in R-Type Final 2 mit einem kleinen Kampfschiff von links nach rechts (bzw. nach oben, unten oder rückwärts) geflogen, Waffen aufgesammelt und feindlichen Geschossen ausgewichen, wobei insgesamt sieben (bzw. eigentlich 11) abwechslungsreiche Level und mit 99 eine riesige Anzahl an freispielbaren (und individuell anpassbaren) Schiffen warten. Am Ende jeder Stage wartet ein opulenter Bosskampf, bei dem – je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad – neben etwas mehr Optik verstärkte Ausweich- und Ballerkünste gefordert sind.

Schon der erste Level lässt R-Type-Fans mit einigen Referenzen auf die eigene Serienhistorie (Stichwort erster Boss) das Herz höherschlagen. Dazu gesellt sich das R-Type-typische System, wonach unser Schiff einen steuerbaren wie unzerstörbaren Satelliten an die Seite gestellt bekommt, den wir jederzeit wahlweise vorne oder hinten am Schiff andocken oder als zusätzliche Feuerkraft durch den Raum schweben lassen können. Halten wir den Feuerknopf länger gedrückt, laden wir unsere Schusskraft auf und einige weitere Features wie Dauerfeuer oder zielsuchende Raketen erhöhen unser Angriffsrepertoire merklich. Das macht in Summe ordentlich Laune. 

Dank insgesamt fünf Schwierigkeitsgraden kommen Einsteiger wie Profis voll auf ihre Kosten, allerdings ist die Reihe schon immer eher etwas für Fortgeschrittene gewesen und diese Messlatte wird auch jetzt beibehalten. Denn schon ein Treffer genügt, um uns an einen der im Level verteilten Checkpoints zu versetzen, wo wir zunächst wieder nur mit unserer Ausgangsbewaffnung beginnen. Sind unsere wenigen Leben allesamt verwirkt, stehen noch eine begrenzte Anzahl an Continues zur Verfügung, ehe der finale Game Over-Bildschirm droht. Dass die sieben Areale kein Spaziergang sind, liegt vor allem daran, dass manche Attacken tatsächlich nur schwer oder stellenweise zunächst gar nicht vorhersehbar sind. Wenn beispielsweise zunächst kaum als solche erkennbaren Laserkanonen plötzlich feuern oder Feinde aus dem Bildhintergrund nach vorne rücken, ohne das eindeutig klar wird, wann sie uns schaden können, ist leichter Frust und folglich Auswendiglernen vorprogrammiert. Das hätte man mit Blick auf heutige Gewohnheiten technisch definitiv besser lösen können.

In diesem Kontext fällt auch auf, wie unterschiedlich der Detailgrad des Leveldesigns zwischen den einzelnen Gebieten ausfällt. Während manche Stages wie ein von Pflanzen überwuchertes Areal oder ein Eislevel vor Effekten und feinen Texturen strotzen, fällt etwa ein Weltraumlevel inklusive riesigem Raumschiff mit kargem Design und eher einfallslosem Verlauf negativ ins Gewicht. Experten haben in wenigen Stunden alles gesehen und müssen sich damit begnügen, dass die Macher von Granzella den damit immerhin durchaus vorhandenen Wiederspielwert mittels der bereits erwähnten freispielbaren Raumschiffe, einem Time-Attack-Mode oder vor allem sogar anders verlaufenden Bosskämpfen zu generieren versuchen. Auch wenn man Shootern wie R-Type nicht vorwerfen kann, Spielzeiten von über 10 Stunden in Petto zu haben – etwas mehr Level oder Abschnitte hätten es bei einer reinen Single-Kampagne schon sein können.

So steht letztlich eine gelungene, wenn auch nicht restlos überzeugende Rückkehr der Shooter-Ikone zu Buche, die sich einerseits flott spielt, knackig herausfordert, oft mit schicken (Schuss-)Effekten, lässig treibendem Technosoundtrack oder spielerisch netten Ideen punktet und somit manchen Fan garantiert an die Hochzeit des Genres erinnert. Andererseits fehlt es dem Titel gelegentlich am technischen und spielerischen Feinschliff, etwas mehr Umfang wäre wünschenswert gewesen und bei der Gegnerschar mangelt es manchmal an echter und nicht nur optischer Vielfalt. Zum Schluss noch ein Satz zum Preis: Für die Retailversion werden aktuell saftige 50-60 Euro veranschlagt, während die digitale Variante bereits für 40 Euro zu haben ist – letzteres scheint uns dann doch angemessener für ein eher kurzes Spielvergnügen. Aber weitere (Retro-)Abschnitte gibt es immerhin per DLC-Kauf dazu.

Fazit

Gute Genrekost in rundwegs zeitgemäßem Design, dem an mehreren Stellen leider der letzte Schliff fehlt, um wirklich zu begeistern.

R-Type Final 2 • Granzella • Shoot’em-Up • PS4/Xbox One/Xbox Series X/Switch/PC

Abb. © Granzella/NIS America

 

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