23. Juli 2021 2 Likes

„Der Muttercode“ von Carole Stivers

Biowaffen, eine Pandemie, Robotermütter und die letzten Kinder

Lesezeit: 2 min.

Die Amerikanerin Carole Stivers studierte Biochemie an der Universität von Illinois und arbeitete lange im Bereich der medizinischen Diagnostik. Ihr Science-Fiction-Romandebüt Der Muttercode“ (im Shop) befasst sich mit einer nahen Zukunft nach den Wasserkriegen der 2030er, in der eine vom amerikanischen Militär geschaffene Biowaffe freigesetzt wird und die ganze Welt mit einer Pandemie und weiteren Schrecken überzieht – und schließlich in den Abgrund stößt. Militärs und Wissenschaftler arbeiten fieberhaft an Lösungen, aber die Zeit reicht einfach nicht, und bald schon haben immer mehr Menschen grippeähnliche Symptome, die sich rasch verschlimmern. Jetzt muss die Zukunft auf andere Weise gesichert werden: Mit Mutterrobotern, die nach dem Untergang der Zivilisation eine neue, immune Generation Kinder austragen sollen …

Im Sommer 2021 einen Roman zu lesen, der die Anfänge und Folgen einer Pandemie beschreibt, hat aufgrund von Corona natürlich einen massiven Impact. Und obwohl „Der Muttercode“ dieser Tage umso eindrucksvoller, beklemmender und aktueller wirkt und unsere jüngsten Erfahrungen triggert, sollte doch gesagt werden, dass Carole Stivers die erste Idee zu ihrem Roman bereits 2003 hatte, als sie mit ihrer Familie die Wüste im Südwesten der USA besuchte, ihr Buch also eindeutig vor Corona Gestalt angenommen hat. Obendrein ging es Stivers ursprünglich darum, ihrer Sorge Ausdruck zu verleihen, was passieren könnte, sollten biologische Waffen außer Kontrolle geraten (in einem Interview aus dem Sommer 2020 betonte Stivers, zu wissen, dass COVID-19 nicht für Kriegszwecke entwickelt worden sei, die Aufmerksamkeit jedoch durchaus auf diesen Bereich gelenkt habe). Dennoch ist es interessant, wie Corona selbst unsere Rezeptoren für Science-Fiction-Geschichten verändert hat.


Carole Stivers. Foto © Alan Stivers

Allerdings geht es in „Der Muttercode“ eben um mehr als dieses mit unserer Wirklichkeit korrelierende Szenario. Denn ein paar Jahre nach der Erschütterung des amerikanischen Status quo gibt es eben diese so wichtigen, so besonderen Kinder: Mädchen und Jungen, die nicht von menschlichen Müttern geboren wurden, sondern von hochentwickelten, flugfähigen, allzeit verteidigungsbereiten Militärrobotern, die man mit einer künstlichen Gebärmutter und möglichst mütterlichen Persönlichkeiten sowie Parametern ausgestattet hat – große Roboter, die von einem Reaktor angetrieben werden, der ein Menschenleben überdauert, und die dank einer Schnittstelle hinter der Stirn ihrer Schützlinge wortlos mit ihnen kommunizieren können. Diese Mutterroboter begleiten und beschützen die Kinder, die in der Wüste leben und trotz schwerer Staubstürme von Versteck zu Versteck, Vorratsdepot zu Vorratsdepot ziehen. Doch die letzten überlebenden Schöpfer der Mutterroboter suchen in der Postapokalypse nach den Kindern und deren Müttern …

„Der Muttercode“ ist ein gut geschriebener Science-Fiction-Roman, in dem Carole Stivers mehrere Geschichten, Schicksale und Ideen auf spannende Weise miteinander verknüpft – das lesenswerte Kind eines endzeitlichen Katastrophen-Thrillers und einer postapokalyptischen Geschichte.

Carole Stivers: Der Muttercode • Roman • Übersetzt von Jürgen Langowski • Wilhelm Heyne Verlag, München 2021 • 416 Seiten • E-Book: € 11,99 (im Shop)

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