3. September 2022

„Resident Alien“ von Peter Hogan & Steve Parkhouse

Die Comic-Vorlage der TV-Serie mit Alan Tudyk erstmals auf Deutsch

Lesezeit: 3 min.

Comics wie Paul Chadwicks „Concrete“, John Byrnes „Next Men“ oder Frank Millers „Sin City“ starteten in der Anthologie-Heftreihe „Dark Horse Presents“, die von 1986 bis 2000 lief und über 150 US-Ausgaben sah. Nach einem digitalen Intermezzo als MySpace-Projekt (und anschließender Print-Sammelband-Verwertung), feierte „Dark Horse Presents“ 2011 sein Comeback in Prestige-Heftform, hielt trotz Beiträgen von Miller, Mike Mignola, Stan Sakai, Neal Adams, Carla Speed McNeil und anderen jedoch bloß bis 2016 durch. Im Rahmen der Neuauflage debütierte aber immerhin schon Ende 2011 in den Ausgaben 4 bis 6 der jüngsten DHP-Inkarnation das neue Serial „Resident Alien“ von Autor Peter Hogan und Zeichner Steve Parkhouse. Bis heute wurde ihr SF-Comic in mehreren Miniserien fortgesetzt, und seit 2021 gibt es sogar eine beliebte TV-Adaption mit Alan Tudyk („Firefly“, „Star Wars: Rogue One“) in der Hauptrolle. Auf Deutsch liegen bei Splitter nun erstmals die Anfänge des Comic-Franchise in einem Band vor.

„Resident Alien“ hat eine simple Prämisse, die Science-Fiction-Fans aus diversen Genre-Geschichten in allen möglichen Medien vertraut vorkommen dürfte: Ein obendrein recht klassisch aussehender Außerirdischer legt eine Bruchlandung auf der Erde hin und versucht, mit dem menschlichen Alltag zu verschmelzen, damit die Männer in Schwarz ihn nicht so leicht finden. Als Dr. Harry Vanderspeigle, Mediziner im Ruhestand, lässt der Alien-Hinzugezogene sich sozusagen undercover in der abgelegenen US-Kleinstadt Patience, Washington nieder und hält den Kopf unten. Der Außerirdische kann sein wahres Gesicht mit einem Trick vor den Menschen verbergen, angelt, liest Krimis und hat sich mit der menschlichen Natur und Anatomie vertraut gemacht. Doch dann wird der etatmäßige Arzt des Kaffs ermordet, und Harry soll vorübergehend für ihn einspringen. Die Todesfälle in Patience häufen sich unterdessen, und eine junge Native American kommt Harry auf die Schliche …

Peter Hogan schrieb viele Storys für das legendäre britische Science-Fiction-Comic-Magazin „2000 AD“ und einige Spin-offs zu Neil Gaimans „Sandman“-Saga bei DC Vertigo in Übersee, dazu kommen seine Beiträge zu „Terra Obscura“ und „Tom Strong“ im America’s Best Comics-Sandkasten von Alan „Watchmen“ Moore. Mit Letzterem realisierte Zeichner Steve Parkhouse z. B. „The Bojeffries Saga“, zudem bebilderte der Engländer jede Menge Comics zu „Doctor Who“, arbeitete mit Grant Morrison und Mark Millar an „Big Dave“ für „2000 AD“ zusammen und illustrierte Jim McCarthys Comic über die Sex Pistols. Die Bildergeschichten über den „ortsansässigen Alien“ sind trotz amerikanischem Original-Verlag und Bielefelder Lokalisierung also eine durch und durch britische Panel-Produktion, und wahrscheinlich fühlt sich der erste Sammelband deshalb wie ein Vertigo-Comic aus den späten 1980ern, frühen 1990ern an. Die flache Kolorierung und das dünne Lettering in den Sprechblasen tun ihr Übriges dazu, diesen Eindruck zu verstärken.

Allerdings gehen dem US-Kleinstadt-Krimi mit Alien-Protagonist im Zentrum die Kante und der Biss ab, die so viele der britisch-beeinflussten Vertigo-Titel damals ausgezeichnet haben. „Resident Alien“ ist nie unsympathisch, durchaus charmant und kurzweilig zu lesen, aber auch so gemütlich, vorhersehbar und ‚modern‘ wie das amerikanische Kleinstadt-Feeling, das es mit sehr irdischen Mitteln in Sachen Story und Artwork einfängt. Der zweite Band soll im November bei Splitter folgen – mal sehen, ob der Krimi-Plot oder die näherkommenden Regierungsbeamten im Sequel „Suizid in blond“ für etwas mehr Feuer sorgen werden.

Abb.: © Resident Alien © 2011, 2012. 2013, Peter Hogan and Steve Parkhouse./dt. Ausgabe Splitter Verlag

Peter Hogan, Steve Parkhouse: Resident Alien Bd. 1: Willkommen auf der Erde! • Splitter, Bielefeld 2022 • 104 Seiten • Hardcover: 19,80 Euro

 

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