18. Oktober 2022

Pressespiegel zu „Geschichten aus der Heimat“ von Dmitry Glukhovsky

Der Autor des Weltbestsellers METRO 2033 in Interviews zur aktuellen gesellschaftlichen Lage in Russland

Lesezeit: 3 min.

Was geht eigentlich in Russland vor? Stehen die Russen wirklich so geschlossen hinter Wladimir Putin, wie die Fernsehbilder uns glauben machen wollen? Was denkt die Bevölkerung wirklich über den Krieg in der Ukraine – der in Russland nicht als solcher bezeichnet werden darf? Einigen dieser Fragen geht Dmitry Glukhovsky, der Autor der METRO-Trilogie (im Shop), schon seit Jahren nach. In seinem neuen Buch, dem Erzählband Geschichten aus der Heimat (im Shop), gibt er uns Antworten auf diese Fragen – und hat damit das Buch der Stunde geschrieben, was nicht zuletzt das immense Medieninteresse der letzten Wochen beweist.

Anfang Oktober war Dmitry Glukhovsky zu Gast bei Markus Lanz, die Sendung kann über die ZDF-Mediathek abgerufen werden. Darin erklärte unter anderem, dass die Macht Wladimir Putins über die russische Bevölkerung vor allem von der Fernsehpropaganda komme: Putin sei „sehr klein und hat dünnes Haar“, eine unbeeindruckende Figur. Dass er dennoch Russland wie eine „Mafia-Organisation“ führen könne, habe er dem Fernsehen zu verdanken: „Die Macht des Fernsehens ist unvergleichbar bei uns“, deswegen werde der Moskauer Hauptsender „wie eine Militärbasis“ bewacht. „Die Menschen, die Fernsehen kontrollieren, können jede Sache erzählen, und die Leute sind überzeugbar.“ Eine Eskalation des Krieges, eine Ausweitung zu einem dritten Weltkrieg, hält er allerdings für unwahrscheinlich, denn: „Russland wird nicht von Selbstmordattentätern regiert, sondern von Menschen, die Jachten haben. Und Menschen, die Jachten haben, erschießen sich nicht in Bunkern.“

In seinem Podcast „Lanz & Precht“ äußerte sich der Moderator ganz begeistert über den Auftritt, und Focus Online berichtete über die Sendung, Glukhovsky „gewährte tiefe, teils verblüffende Einblicke in die Gesellschaft Russlands“. Dazu gehört auch die Einschätzung des Schriftstellers, ob sich die Situation der Menschen in seinem Heimatland, in das er erst einmal nicht zurückkehren kann, ändern wird: „Ich glaube, solange Putin lebt, ist eine Änderung unmöglich. Die Bevölkerung hat zu viel Angst, um auf die Straße zu gehen und offen zu protestieren“, sagte Glukhovsky in einem Interview mit den Tagesthemen. Daran dürfte auch die Mobilmachung vor einigen Wochen nichts ändern, obwohl sich die Situation für die Bevölkerung dadurch drastisch verändert hat: Davor war der Krieg eine „Fernsehshow“, weit weg von Moskau – jetzt ist der Krieg plötzlich vor der Haustüre. Doch anstatt zu protestieren, fliehen die Russen aus ihrem Land, denn sie haben „Angst vor dem Staat“ – eine Angst, die sie in der Stalinzeit erlernt hätten, so Glukhovsky in einem Interview mit welt.tv. Mehr noch, die Haltung der Russen sei eine „erlernte Hilflosigkeit“, sagte Glukhovsky in der Sendung 3sat Kulturzeit und ZDF heute journal, die nicht nur für die einfachen Leute gelte, sondern auch für die Oligarchen. Woher diese Hilflosigkeit kommt und wie sie sich durch alle Schichten der Gesellschaft zieht, beschreibt er eindrücklich in seinen Geschichten aus der Heimat, ebenso wie die staatliche „Mafia-Organisation“ funktioniert – und wie weit die Obrigkeit gehen muss, um die Fassaden der Macht aufrecht zu erhalten.

Und wie geht es Dmitry Glukhovsky persönlich in seiner Situation im Exil? „Das ist wie wenn jemand aus der Familie stirbt“, erklärte er in einem Interview mit n-tv. „Es braucht ein bisschen Zeit, um sich daran zu gewöhnen. Man weiß es zwar, aber um das zu fühlen, nimmt es Monate in Anspruch, vielleicht auch Jahre.“ Er mache sich Sorgen um seine Familienmitglieder, die noch in Russland leben, denn sie seien eine Möglichkeit für das Regime, um Druck auf ihn auszuüben. Daher müsse er sich gut überlegen, was er sage. Dennoch bleibt er dabei: „Dieser Krieg nimmt Russland die Zukunft und verwandelt das Land in eine isolierte Diktatur.“

Dmitry Glukhovsky: Geschichten aus der Heimat • Erzählungen • Aus dem Russischen von David Drevs, Christiane Pöhlmann und Franziska Zwerg • Wilhelm Heyne Verlag, München 2022 • 460 Seiten • Hardcover • 24,– (im Shop)

Auf der Buchmesse in Frankfurt haben Sie Gelegenheit, Dmitry Glukhovsky live zu erleben. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.

 

Autorenfoto © picture alliance /
TT NYHETSBYRÅN | Henrik Montgomery/TT

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