1. November 2017 1 Likes

Wir werden nicht alle sterben!

Aus aktuellem Anlass: Fünf Tipps aus der Science-Fiction, wie Sie einen Nuklearkrieg überleben

Lesezeit: 5 min.

Vergangene Woche gaben die US-Streitkräfte bekannt, dass Vorbereitungen getroffen würden, die B-52-Langstreckenbomber wieder in eine dauerhafte Bereitschaft zu versetzen – das war zuletzt im Kalten Krieg geschehen. Bisher gibt es zwar keine konkreten Einsatzbefehle, sondern es wurde nur eine Basis renoviert, aber dennoch bereitet diese Meldung einigen unangenehme Erinnerungen an den Kalten Krieg und die damit verbundene Angst vor einem Atomkrieg. Sollte es jemals dazu kommen, steht der Verlierer von vornherein fest: die Menschheit insgesamt, nicht eine einzige Nation. Wie genau es nach einem nuklearen Krieg weitergehen würde, weiß zum Glück niemand so genau, aber das hat die Science-Fiction-Schriftsteller nicht davon abgehalten, es sich auszumalen. Dabei sind nicht nur fantastische Bücher und Stories entstanden, sondern durchaus auch praktische Überlebenstipps:

1. Fliehen Sie in die U-Bahn!

Sie werden nicht viel Vorwarnung haben, wenn es losgeht – vielleicht ein paar Minuten zwischen dem Abschuss der Raketen und dem Einschlag. Wenn Sie sich also erst abschnallen, aus dem Auto aussteigen und irgendwo hinrennen müssen, sind Sie schon so gut wie tot. Fahren Sie deswegen lieber mit den Öffentlichen, vor allem mit der U-Bahn. Wenn Sie in einem ehemals sozialistischen Staat leben haben Sie gute Aussichten, denn die U-Bahnen dort sind besonders tief gebaut worden, um im Falle eines Atomschlags der Bevölkerung Schutz zu gewähren. Aber auch in Rom, wo wegen der römerzeitlichen Fundschicht die U-Bahn nach unten ausweichen musste, stehen die Chancen nicht schlecht. Wenn Sie sich dann unter der Erde eingerichtet haben, beginnen Sie mit der Zucht von Pilzen (brauchen kein bzw. nur wenig Sonnenlicht) und Schweinen (fressen alles und sind in der Regeln sehr widerstandsfähig), um sich und Ihre Mitmenschen zu ernähren. Und hüten Sie sich vor den Mutanten in den Tunneln!

Nachzulesen in: Dmitry Glukhovsky: Metro 2033 • Roman • Aus dem Russischen von M. David Drevs • Wilhelm Heyne Verlag, München 2008 • Taschenbuch • 816 Seiten • € 9,99 • im Shop

 

2. Werden Sie Fernfahrer!

Herzlichen Glückwunsch, Sie haben überlebt! Was also jetzt anfangen mit Ihrer Zeit? Trotz des Endes der Welt müssen Sie ja irgendwie Geld verdienen, denn auch jetzt ist vieles zwar umsonst, aber nicht kostenlos. Die Chancen, dass Sie in Ihren alten Beruf zurückkehren können, stehen wahrscheinlich eher schlecht – Sie werden umschulen müssen. Zum Glück liegt in den bewohnbaren Zonen, die vom nuklearen Fallout mehr oder weniger verschont geblieben sind, genug Giftmüll herum, den es wegzuschaffen gilt. Besorgen Sie sich also einen Truck und gehen Sie an die Arbeit! Aber Vorsicht: Dieser Beruf ist nicht ganz ohne Risiko. Ein globaler Atomkrieg hat Auswirkungen auf das Klima; Sie werden also wahrscheinlich in ziemlich miesem Wetter unterwegs sein. Die Straßen sind höchstwahrscheinlich nicht minder miserabel. Und dann sind da ja noch die anderen Überlebenden, die es auf Ihre wertvolle Ladung abgesehen haben. Besser, Sie machen vorher noch einen Waffenschein und stellen sich auf einen Road Trip der eher unangenehmen Sorte ein!

Nachzulesen in: Roger Zelazny: Straße der Verdammnis • Roman • Au dem Amerikanischen von Walter Brumm • Wilhelm Heyne Verlag, München 2014 • E-Book • € 8,99 • im Shop

 

3. Machen Sie was mit Menschen!

Stundenlanges Sitzen hinter’m Steuer ist nicht Ihr Ding? Sie wollen lieber in Ihrer Stadt bleiben und „was mit Menschen“ machen? Kein Problem, wir haben natürlich eine Alternative für Sie: werden Sie doch einfach Auftragskiller! Selbst wenn Sie vorher ein einfacher Müllmann waren, sollte Ihnen die Umstellung problemlos gelingen. Zugegeben, hier haben Sie es nicht immer mit den lupenreinsten Gestalten zu tun, aber die Bezahlung ist umso besser. Sie werden etwas länger brauchen, um die nötigen Fertigkeiten zu entwickeln, also machen Sie besser jetzt schon einen Waffenschein, oder lernen Sie den sicheren Umgang mit Teppichmessern. Gut, Sie werden in diesem Beruf nicht viele Freunde haben, aber hey, Sie sagen doch ohnehin ständig Einladungen ab, weil Sie Smalltalk sowas von satt haben. Und wie stehen wohl die Chancen, dass den Atomkrieg nur die wirklich Netten überleben, hm? Dafür entwickeln Sie garantiert einen tiefschwarzen, zynischen Humor, um den Sie alle beneiden. In diesem Beruf bekommen Sie erst dann Probleme, wenn Ihr Gewissen sich auf einmal meldet, weil Sie beispielsweise eine schwangere Frau töten müssen.

Nachzulesen in: Adam Sternbergh: Spademan • Roman • Aus dem Amerikanischen von Alexander Wagner • Wilhelm Heyne Verlag, München 2014 • E-Book • € 11,99 • im Shop

 

4. Sie haben Post!

Die Apokalypse ist schon ein Weilchen her, die Menschen sind aus ihren Verstecken gekommen, aber die stark dezimierte Bevölkerung lebt in vielen kleinen Kommunen, die einander misstrauen und generell vorsichtig sind. Um aber wirklich etwas zu erreichen, müssen wir zusammenarbeiten, wieder eine Gemeinschaft bilden – nur besser diesmal, versteht sich. Was also hält die postapokalyptische Welt zusammen? Ganz klar: das Postwesen! Und so einfach geht’s: Finden Sie ein aufgegebenes, aber noch fahrtaugliches Postauto, ziehen Sie sich eine Uniform an, die an einen Briefträger erinnert, und fangen Sie an, die Briefe zuzustellen. Mit etwas Glück sind einige der Adressaten noch am Leben. Ermuntern Sie die Menschen, denen Sie auf Ihrer Fahrt begegnen, Briefe an ihre Verwandten und Freunde zu schreiben – so verdienen Sie sich genug Porto, dass es zum Überleben reicht. Als i-Tüpfelchen geben Sie sich als Vertreter einer nicht existierenden Übergangsregierung aus, um die Menschen zum Wiederaufbau zu ermutigen. Sie werden sehen, es klappt!

Nachzulesen in: David Brin: Gordons Berufung • Roman • Aus dem Amerikanischen von Jürgen Langowski • Wilhelm Heyne Verlag, München 2015 • E-Book • € 4,99 • im Shop

 

5. Besorgen Sie sich einen Hund!

Egal, welchen Berufsweg Sie nach dem nuklearen Holocaust auch einschlagen, die Welt wird nach wie vor ein gefährlicher Ort sein. Manche Feinde sind unsichtbar, wie die Strahlung; andere hingegen sind umso sichtbarer: Ihre Mitmenschen. Man wird Ihnen mehr als einmal ans Leder wollen. Dem sollten Sie sich nicht ganz allein stellen: Sie brauchen einen Freund. Und der beste Freund des Menschen ist und bleibt der Hund. Mit etwas Glück finden Sie ein Exemplar, das durch die Strahlung mutiert ist und telepathischen Kontakt mit Ihnen aufnehmen kann, was das Band zwischen Ihnen weiter stärken wird. Dieser Hund wird Sie vor dubiosen Zeitgenossen warnen und alles tun, um Sie zu beschützen. Vor allem dann, wenn man Ihnen Zuflucht in einer unterirdischen Bunkeranlage anbietet, in der jeder scheinbar wie im Paradies lebt. Ehe Sie annehmen, fragen Sie lieber nach, ob Hunde dort erlaubt sind – und seien Sie auf der Hut, wenn die Antwort Nein lautet!

Nachzulesen in: Harlan Ellison: Ein Junge und sein Hund • Erzählung • Aus dem Amerikanischen von Eva Malsch • Wilhelm Heyne Verlag, München 2014 • E-Book • ca. 60 Buchseiten • € 1,99 • im Shop

Titelbild: Die Atomexplosion der Bombe BADGER am 18.4.1953 im Zuge der Operation Upshot-Knothole der Vereinigten Staaten / Quelle: Wikipedia

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