„Brok the Investigator“: Punch & Click in Cyberpunkwelt

Wer die Überschrift dieses Beitrags nur überflogen hat, mag vielleicht bei Punch & Click zunächst an einen Schreibfehler gedacht haben. Schließlich ist die Genrebezeichnung Point & Click fast so alt wie digitales Gaming an sich. Doch tatsächlich verbirgt sich hinter Brok the Investigator ein erstaunlich unkonventionelles Gemisch aus Prügler und Adventure, das nach seiner Veröffentlichung auf PC nun via Download seinen Weg auf alle gängigen Konsolen gefunden hat. Und das zum durchaus fairen Preis von ca. 20-25 Euro.

Wie der auch über Kickstarter finanzierte Titel des jungen französischen Studios Cowcat gar nicht mal so subtil andeutet, schlüpfen wir in die Rolle des Krokoprivatschnüfflers Brok, der als ehemaliger Boxer in einer dystopischen Zukunft voller weiterer vermenschlichter Tierbewohner mehrere heikle Fälle aufklären will, die natürlich im Verlauf der rund 12 Stunden Spielzeit weitere Kreise ziehen als zunächst gedacht. Zusätzlich dazu muss sich unser sympathisch knorriger Ermittler mit seinem Sohn arrangieren, was bei ihrem schwierigen Verhältnis gar nicht so leicht ist und für einige amüsante Momente sorgt. Generell zeichnet sich die comichaft präsentierte Welt von Brok durch eine Zweiklassengesellschaft aus. Während die Reichen trotz Klimakrise gut leben, muss sich der Rest (u. a. Punkratten) in den Slums zurechtfinden und Pillen gegen die Folgen der belasteten Atemluft schlucken.

Aus dieser Ausgangslage zimmerte Cowcat ein Gameplay, das uns zwar einerseits an mehrere überschaubare Settings schlurfen lässt, um dort in klassischer Adventuremanier Hinweise zu kombinieren und Verdächtige zu befragen. Andererseits können wir oftmals in einen Actionmodus wechseln, in dem Gekloppe wie bei Prügelklassikern wie Streets of Rage auf der Tagesordnung steht. Letzteres geht überraschend gut von der Hand, da Brok neben Standardattacken Sprünge und Spezialangriffe auf Lager hat, die wir sogar mittels Levelaufstieg weiterentwickeln und oft auf verschiedenen Ebenen innerhalb der Areale austesten dürfen.

Sind wir hingegen am Ermitteln, eröffnet uns Brok eher simple Kombinationsrätsel und kleinere Minispiele, die selbst Neulinge kaum überfordern dürften, aber sich gut in die abwechslungsreiche Atmosphäre des Titels einfügen. Wer aber partout nicht weiterkommt, dem wird mit vielen Anzeigen aus der Patsche geholfen. Auch im Falle der Actioneinlagen muss niemand befürchten, Nerven wie Drahtseile zu benötigen, um einen der insgesamt elf Abspänne zu erreichen. Selbst in dieser Hinsicht erweist sich das Gameplay als sehr transparent und zeigt uns mit Hilfe einer Pfadstruktur auf, wie unser Abschluss letztlich zustande kam. Etwas Wiederspielwert ist also definitiv vorhanden.

Das Salz in der Suppe sind aber vor allem die gut geschriebenen, manchmal dennoch leicht klischeehaften Charaktere und Dialoge, die ordentlich (auf Englisch) vertont sind (mit deutschen Untertiteln und deutscher Menüsprache). Gerade im Verbund mit den Nebenfiguren entsteht mehrfach Spannung, da unsere Entscheidungen (im Kampf) manchmal sogar tödliche Konsequenzen nach sich ziehen und so trotz des comichaften Looks stets ernstere Töne angeschlagen werden, was wiederum der dystopischen Klassenthematik des Spiels entspricht. Garniert wird die Story mit mehreren Wendungen, die man tatsächlich nicht unbedingt erwartet, sodass die Balance aus Rätseln, Kloppen und Story wunderbar aufgeht.

Da Brok dazu technisch weitgehend sauber läuft (wir spielten auf Switch), die Steuerung nur selten im Actionmodus (den man aber auch abschalten kann) Zicken macht und der Soundtrack als Zusatzakzent immerhin solide seinen Job verrichtet, ist der Titel delikates Futter sowohl für Gaming-Nostalgiker als ebenso jüngere Semester, die ein zeitgemäß komfortables, dennoch angenehm retrohaftes Erlebnis genießen wollen.

Fazit

Unkonventioneller, dennoch ausgewogener Genremix vor dystopischer (Comic-)Kulisse, den man sich als Adventure- oder Prügelfan nicht entgehen lassen sollte

Brok the Investigator • Cowcat • Prügelspiel/Adventure • PS4/PS5/Xbox One/Xbox Series X/Switch/PC

Abb. © Cowcat