23. Juni 2023

„Secret Invasion“ – Nick Fury kehrt zurück

Ein weiterer Bauteil im ständig wachsenden Marvel Universum: Routiniert, aber leider nicht mehr

Lesezeit: 3 min.

Abgesehen von Stan Lee tauchte kein anderer Schauspieler häufiger in den verzweigten Welten des Marvel Universums auf als Samuel L. Jackson. Zugegebenermaßen sind manche seiner Auftritte nur wenige Sekunden kurz oder auf eine der unvermeidlichen Mid- oder Post-Credit-Sequenzen beschränkt, aber dennoch: Sein Nick Fury ist aus dem MCU nicht wegzudenken und ist dank der Beliebtheit Sam Jacksons auch eine der beliebtesten Figuren.

Um so seltsamer, dass es bislang keinen Film gab, in dem Nick Fury die Hauptrolle spielt – und daran wird sich wohl auch nichts ändern. Aber immerhin eine TV-Serie gibt es nun, die sich um Fury dreht, wobei man sich fragen darf, ob das wirklich eine Belohnung darstellt. „Secret Invasion“ heißt der Sechsteiler, der in den kommenden Wochen bei Disney+ veröffentlicht wird und in der offiziellen Marvel Universe Chronologie den TV-Auftakt von Phase 5 bildet.

Wie sich das alles in das große Ganze fügt wird sich zeigen, die zunehmend kompliziertere Verschachtelung von Filmen und Serien macht eine erhebliche Vorkenntnis ohnehin fast unabdingbar, um ungefähr zu verstehen, worum es geht. Erinnern wir uns: Im Spielfilm „Captain Marvel“ von 2019 wurden zum ersten Mal die Skrulls eingeführt, eine außerirdische Spezies, die auf der Erde gestrandet war und deren besondere Fähigkeit es ist, jede menschliche Gestalt und sogar menschliche Erinnerungen übernehmen zu können. Nick Fury versprach ihrem Anführer Talos (Ben Mendelsohn), eine neue Heimatwelt zu finden, ein Versprechen, das er nie erfüllen konnte. Nach den Ereignissen um den Blip, den Fingerschnipps Thanos, mit dem das halbe Universum zumindest vorübergehend ausgelöscht wurde, hatte sich Fury ins Weltall zurückgezogen. Doch nun, in der Gegenwart von „Secret Invasion“, werden seine Fähigkeiten wieder auf der Erde verlangt. Ausgerechnet in Moskau beginnt der Sechsteiler, der im Gewand eines Agententhrillers daherkommt, so wie etwa „WandaVision“ den Stil von Comedy-Serien nachahmte.

Zwei Fraktionen von Skrulls gibt es inzwischen, die Guten, deren Anführer Talos, ist und die Bösen, denen Gravik (Kingsley Ben-Adir) vorsteht, der plant, die Herrschaft über die Erde zu übernehmen. Ihm zur Seite steht ausgerechnet Talos‘ Tochter G’iah (Emilia Clarke), die gleich in der ersten Folge vom Tod ihrer Mutter erfährt und ohne Frage von Loyalitätskonflikten geplagt werden wird. Ebenfalls neu dabei ist eine von Olivia Colman gespielte MI6-Agentin, bei der man an britische Spionagefilme a là John-le-Carré denken mag. Ohnehin bemüht sich die auf der gleichnamigen Comic-Reihe von 2008 basierende Serie redlich, eine andere Tonalität ins Marvel Universum einzuführen, allerdings mit begrenztem Erfolg. Trotz mancher Anspielungen an Agentenfilme, trotz des Schauplatz Moskaus (gedreht wurde allerdings vor allem in London, was der Authentizität nicht unbedingt hilft), trotz eines bemüht düsteren Tons: Am Ende ist „Secret Invasion“ vor allem ein funktionales Stück der Marvel-Maschine, dessen wichtigste Aufgabe es ist, Lücken zu füllen und Übergänge zwischen den Filmen herzustellen. Souverän ist das natürlich, im Laufe der Serie wird man sicher auch noch das ein oder andere interessante über Nick Furys Hintergrund erfahren, doch ein wenig weniger Routine würde man sich bisweilen im MCU schon wünschen.

Secret Invasion • USA 2023 • Creator: Kyle Bradstreet • Regie: Ali Selim • Darsteller: Samuel L. Jackson, Ben Mendelsohn, Kingsley Ben-Adir • sechs Teile, jeden Mittwoch eine neue Folge auf Disney+

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