„Worldless“: Faszinierend abstrakt
Noname Studios überrascht mit kryptischem 2D-Plattformer
Rot gegen blau, eine abstrakte Spielwelt ohne wirklich konkrete Story und ein forderndes, überraschend individuell ausgeklügeltes Kampfsystem. So in etwa könnte man den in 2D ablaufenden Plattformer Worldless aus dem spanischen Hause Noname (irgendwie passend) kurz beschreiben, der seit seinem Erstrelease mittlerweile digital auf allen gängigen Konsolen und PC erhältlich ist.
Worldless präsentiert sich von Anfang an als Metroidvania, also als Titel, dessen Welt man erst mit Erlangen bestimmter Fähigkeiten nach und nach erkunden und all seine Geheimnisse entlocken kann. Dabei werden wir jedoch kaum an die Hand genommen, da nur vage Hinweise uns den Weg weisen und es nie ganz klar wird, worum es auf unserer Reise eigentlich geht – außer, man nimmt den scheinbar überzeitlich epischen Konflikt zwischen blauen und roten Wesen und die Reise unserer Figur als ein sich stetiges Weiterentwickeln als hochgradig metaphorisches Erzählkonzept an.
Auf unserer Singlekampagne, die je nach Grad unserer Suche und Fähigkeit im Kampf gerne 10 Stunden dauern kann, streifen wir mit unserer Figur durch farblich sehr expressive, irgendwie kosmisch angehauchte Areale, wobei uns eine nur sehr begrenzt aussagekräftige Kartenfunktion zur Seite steht und oft nicht ganz deutlich wird, wie unser Pfad eigentlich zu verlaufen hat. Doch ehe dies abschreckend klingt: Worldless ist ein Spiel, das anfängliche Mühen mit stimmungsvoll gesetzter Inszenierung (auch beim Soundtrack) belohnt und definitiv zu den Abenteuern zählt, bei denen man im Nachhinein froh ist, drangeblieben zu sein.
Das gilt vor allem für die spannenden Kämpfe. Dort treffen wir immer auf einzelne Kontrahenten und nicht auf wiederkehrendes Massenfallobst. Jeder Gegner ist einzigartig und bringt jeweils sein eigenes Repertoire an Angriffs-, Magie- und Verteidigungsmustern mit, welchem wir uns wiederum anzupassen haben, um die doch knackigen Duelle (mit fairen Rücksetzpunkten direkt davor) erfolgreich zu gestalten.
Ungewöhnlich dabei: Die Kämpfe laufen rundenbasiert unter Zeitdruck ab, jedoch muss unser vorderstes Ziel gerade nicht (nur) die Vernichtung des Feindes sein, sondern vielmehr die Absorption seiner Fähigkeiten, um dann mittels erlangter Ressourcen wiederum unseren Helden mit neuen Skills weiterzuentwickeln. Wir müssen dafür unsere Gegner genau auskucken und entsprechende Strategien entwickeln (u.a. Angriffe parieren), um mit einer Reihe gelungener Aktionen eine entsprechende Leiste beim Gegner hochzutreiben und so die Assimilation abzuschließen. Somit kommt einerseits kräftig Motivation ins Gameplay, andererseits auch Taktik und eine gehörige Portion Rhythmusgefühl, das für die Ausübung der Aktionen wichtig ist. Mit etwas Geschick ist jeder Kampf gut zu meistern; nur gegen Ende warten einige wirklich harte Brocken, die jedoch letztlich machbar sind.
Kurzum: Wer sich auf das Kampfsystem und die abstrakte Welt einlässt, wird ständig positiv motiviert und neu gefordert, da die Macher uns hier eben nicht das x-te Indie-Metroidvania von der Stange vorsetzen. Die Faszination des auf beiden Sony-Konsolen makellos laufenden Titels ist dabei zwar nur schwer in passende Worte zu fassen. Doch gerade das sollte ein weiterer Hinweis dafür sein, wie sehr es sich für Genrefans lohnen kann, Worldless, das es aktuell für ca. 20 Euro gibt, eine Chance zu geben.
Fazit
Unkonventionelles 2D-Metroidvania, dessen abstrakte Welt ebenso fordert und fasziniert wie das komplexe Kampfsystem
Worldless • Noname Studios • 2D-Plattformer/Metroidvania • PS4/PS5/Xbox One/Xbox Series X/Switch/PC
Abb. © Coatsink/Thunderful
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