„Terminator Zero“ – Judgement Day in Tokio
Eine japanische Terminator-Variante: Philosophischer und infantiler
29. August 1997 ist Judgement Day, der Tag des jüngsten Gericht, der Tag, an dem Skynet einen nuklearen Krieg auslöste, da es die Menschen als Bedrohung ansah. An diesem in der Mythologie des Terminator-Universums legendären Tag beginnt „Terminator Zero“, eine achtteilige japanische Serie, die mit den Terminator-Tropen zwar nichts revolutionär Neues anstellt, sie aber auf sehenswerte Weise variiert.
Da die Serie in Tokio beginnt, hat Judgement Day in Los Angeles noch nicht stattgefunden, immerhin beträgt der Zeitunterschied zwischen den beiden Metropolen 16 Stunden. Wenn der Wissenschaftler Malcolm Lee am Morgen also zur Arbeit fährt, hat er noch die Hoffnung, Judgement Day zu verhindern. Denn so wie einst Sarah Connor, wird auch Lee von Visionen geplagt, in denen er die Machtergreifung der Maschinen sieht, inklusive eines nuklearen Winters. Gerade für einen Japaner, dessen Land bekanntermaßen das einzige ist, das je den Abwurf einer Nuklearwaffe erlebte, natürlich eine besonders dramatische Vision.
Und ein Hinweis darauf, dass diese Terminator-Serie zwar eindeutig im einst von James Cameron etablierten Terminator-Kosmos verhaftet ist, aber doch auch sehr japanisch wirkt. Immer wieder zieht sich Lee daher in einen Raum zurück, in dem er mit einer visualisierten Form der Künstlichen Intelligenz Kokoro diskutiert, seinem Versuch, eine Antwort auf Skynet zu entwickeln, vielleicht sogar einer Möglichkeit, Judgement Day zu verhindern.
Doch Kokoro stellt schwierige Fragen, zum Beispiel warum eine Künstliche Intelligenz sich um den Schutz der Menschen bemühen sollte. Schließlich haben die Menschen im Lauf ihrer Geschichte immer wieder gezeigt, wie sehr sie trotz aller gegenteiligen Bemühungen zu Krieg und Zerstörung neigen, wie sie jede technologische Entwicklung missbraucht haben und sich und nicht zuletzt ihrem Planeten enorm geschadet haben. Sich für den Erhalt dieser Spezies einzusetzen scheint da nicht unbedingt eine sinnvolle Aufgabe zu sein, eine Erkenntnis, die auf der anderen Seite der Welt auch Skynet hatte und daraus den Schluss zog, Judgement Day auszulösen.
Während in Los Angeles die bekannten und beliebten Maschinen mit ihren an Totenkopf erinnernden Köpfen marschieren, sieht die Roboter-Welt in Japan natürlich etwas lieblicher aus. Neben lustigen Katzen-Robotern ist es vor allem das Modell 1NNO, das den Alltag prägt, aber selbst in Reih und Glied stehend nicht allzu bedrohlich wirkt. Gefahr droht dagegen vor allem durch den unvermeidlichen Terminator, der aus der Zukunft von 2022 nach 1997 geschickt wird – und nicht aussieht wie Arnold Schwarzenegger …
Seine Aufgabe ist allerdings die übliche: Malcolm Lee zu töten und gleich auch seine Kinder, die anfangs mit dem Kindermädchen unterwegs sind. Und ja, auch eine helfende Hand wird aus der Zukunft geschickt, Eiko, eine Soldatin des Widerstands. Von den bekannten Mustern, die seit nunmehr fast 40 Jahren immer wieder aufs neue variiert werden, kann oder will sich „Terminator Zero“ also nicht lösen, dennoch lohnt sich ein Blick in die Serie.
Zum einen der Animation wegen, die vom japanischen Studio Production IG ausgeführt wurde, das einst auch am Über-Klassiker „Ghost in the Shell“ beteiligt war. Zum anderen weil es den Machern gelingt zwar im Kern dieselbe Geschichte noch einmal zu erzählen, aber doch auf frische Weise: Der japanische Schauplatz sorgt automatisch für andere Schwerpunkte, wie die Diskussion der Folgen eines Nuklearkrieges andeutet, und dann ist da diese aus japanischen Animationsfilmen und -serien bekannte Infantilität, die sich vor allem in Form lustiger Roboter zeigt, die aufs Schönste mit den ebenfalls sehr japanischen Gewaltdarstellungen kontrastiert. Inhaltlich revolutionär ist das zwar gewiss nicht, aber nicht nur für eingefleischte Terminator-Fans sehenswert.
Terminator Zero • USA/Japan 2024 • Creator: Mattson Tomlin • acht Folgen, jetzt bei Netflix
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