„Elio“ – Zu den Sternen
Ein visuell überwältiger Coming-of-Age-Film aus dem Hause Pixar
Als 1977 die beiden Voyager-Sonden in die Tiefen des Weltalls geschickt wurden, bestückt mit einer goldenen Schallplatte, auf der sich visuelle und akustische Nachrichten befinden, galt es nicht zuletzt eine Frage zu beantworten: Sind wir allein? Auf das große Ganze bezog sich diese Frage, darauf, ob es außerirdisches Leben gibt oder ob wir Menschen in den unfassbaren Weiten des Universums doch tatsächlich die einzige Spezies sind, die Fähigkeiten entwickelt hat, zu den Sternen zu greifen.
Während die NASA sich mit der einfachen Frage große Antworten erhoffte, bezieht sie der neue Pixar-Film „Elio“ auf kleinere, persönlichere, aber nicht weniger wichtige Dinge. Die Hauptfigur Elio, ein elfjährigen Junge, fühlt sich seit dem Tod der Eltern mehr als allein. Seine Tante Olga versucht zwar ihr Bestes, ihm Geborgenheit zu geben, doch so recht will das nicht funktionieren. Olga arbeitet auf einer Militärstation und sorgt dafür, dass Raumfahrzeuge nicht mit Weltraumschrott zusammenstoßen. Für Träume vom Kontakt mit Außerirdischen hat sie keine Zeit, Elio dagegen umso mehr, er wünscht sich nichts sehnlicher, als von Außerirdischen entführt zu werden.
Und so geschieht es dann auch: Als auf der Militärstation ein seltsames Funksignal empfangen wird, ignorieren die Erwachsenen es, Elio dagegen nutzt die Gelegenheit, die Außerirdischen zu begrüßen und dringend um einen Besuch zu Bitten. Bald darauf wird Elio dann auch so glücklich wie wohl noch keine Filmfigur vor ihm, vom einem Lichtstrahl in ein Raumschiff gehoben und findet sich kurz danach im glitzernden, bunten und schlicht und einfach wunderbaren Kommuniversum wieder. Außerirdische aller Art – zumindest aller friedlich, freundlichen Art – haben sich hier zusammengefunden, trinken bunte Cocktails, haben ein Programm entwickelt, das alle Fragen des Universums beantwortet und freuen sich, mit Elio offenbar den Anführer des Planeten der Erde in ihren Reihen aufzunehmen.
Kaum 20 Minuten sind zu diesem Zeitpunkt vorbei, und dass in diesem Moment wohl jeder halbwegs geschulte Zuschauer ganz genau weiß, was im Rest des Films passieren wird, verhindert, dass „Elio“ an die Qualität der ganz großen Pixar-Filme herankommt. Allzu schematisch wirkt die Dualität zwischen Leben auf der Erde und Leben im Kommuniversum, als dass nicht klar wäre, dass es auf eine Entscheidung Elios zwischen seiner Tante und den Außerirdischen hinauslaufen wird.
Bis es soweit ist, sorgen einige Abzweigen für einen flotten, aber vorhersehbaren Film, begegnet Elio einem außerirdischen Wesen, das sich wie er in seiner Rolle nicht wohl fühlt und sich nach einem Freund sehnt und rettet das Kommuniversum vor zumindest anfangs finsteren Wesen.
Inhaltlich bleibt Elio arg konventionell, was vielleicht daran liegt, dass hier gleich drei Regisseure und mindestens ein halbes Dutzend Drehbuchautoren am Werk waren, visuell dagegen kann der inzwischen 29. Film aus dem Hause Pixar überzeugen wie lange nicht mehr. Phantastische außerirdische Welten haben die Animationskünstler entworfen, toben sich im Design der Außerirdischen ebenso aus, wie bei den Reisen per Warpantrieb. Besonders das inzwischen ja fast schon verschwundene 3D-Format sorgt hier für spektakuläre Bilder, die meist vergessen lassen, dass man kindliche Coming-of-Age-Geschichten wie diese von Pixar schon oft gesehen hat.
Elio • USA 2025 • Regie: Madeline Sharafian, Domee Shi, Adrian Molina • Abb. Disney • im Kino
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