Zombie-Spinnen-Massaker
David Wongs Roman als Trash-Attacke auf die Apokalypse
David Wong ist das Pseudonym von Jason Pargin, dem Verantwortlichen hinter cracked.com, einer der größten humoristischen Internetplattformen in den USA. 2007 legte der 1975 geborene Pargin seinen Romanerstling „John Dies at the End“ vor. Die Horrorkomödie erschien zunächst als Web-Serial und wurde nach der gedruckten Fassung 2012 von Don Coscarelli Jr. („Beastmaster“, „Bubba Ho-Tep“) verfilmt. Im selben Jahr wurde Pargins zweiter Roman um seinen schriftstellerischen Alter Ego David Wong, „This Book Is Full of Spiders“, im Original veröffentlicht, das dem Amerikaner als „Das infernalische Zombie-Spinnen-Massaker“ nun zum Debüt auf den deutschsprachigen Buchmarkt verholfen hat.
Der bizarre Titel des Buches voller Spinnen und Spinner verspricht nicht zu viel: Wong nimmt die Apokalypse nicht so ernst, obwohl seinen aus „John Dies at the End“ bekannten Protagonisten abermals nicht allzu oft nach Lachen zumute ist und eher der Leser auf seine Kosten kommt, während die Kumpels David und John dahinter kommen, dass ihre namenlose Heimatstadt ein Problem mit Spinnen hat, die in den Köpfen der Menschen nisten und sie zu dahinvegetierenden Zombies machen. Und ausgerechnet die planlosen Antihelden David und John sind die Einzigen, denen es vergönnt ist, die Spinnen zu sehen, weshalb sie dazu auserkoren scheinen, ihre Stadt zu retten, die längst vom Rest des Landes abgeriegelt wurde und in der die Lage immer verzweifelter und grotesker wird…
„Zombieland“, „Das ist das Ende“ und andere Endzeit-Komödien haben hinlänglich bewiesen, dass der Weltuntergang bisweilen richtig zotigen und schrägen Humor verträgt. David Wong reizt diese These unterwegs gehörig aus und gleitet mit seinem Ich-Erzähler mehr als einmal in die Gefilde von splatterndem Slapstick ab. Doch größtenteils funktioniert das Ganze, und große Literatur war ja sicherlich nie das Ansinnen des Comedy-Experten, dessen Bücher in gewissen Kreisen Kultstatur genießen (die Washington Post tönte gar etwas übereifrig und, seien wir ehrlich, etwas zu klappentextfreundlich, dass Wongs „Das infernalische Zombie-Spinnen-Massaker“ wie eine „The Walking Dead“-Folge von Douglas Adams wirke). Nichtsdestotrotz: Hundert Seiten weniger hätten Wongs zweitem Roman nicht geschadet, zumal so vermutlich die eine oder andere stilistische Seltsamkeit seiner Schreibe rausgeflogen wäre. So verbucht man diese kleinen Irritationen und Stolpersteine am Besten unter dem literarischen Äquivalent zum „B-Movie-Charme“.
Charmant ist im Übrigen auch die Aufmachung der Klappenbroschur, in der viel Liebe zum Detail steckt: Der Ortsname ist konsequent unkenntlich gemacht, der digitale Countdown zur nächsten Katastrophe läuft auf dem analogen Papier permanent mit, und zwischendurch gibt’s dann auch schon mal ein Tagebuch-Faksimile oder ein paar Buchseiten wie frisch vom Kopierer.
Unterm Strich geht Wongs durchgeknallter Roman, dessen Hörbuchfassung Multitalent Martin Baltscheit eingelesen hat, trotz einiger handwerklicher Macken noch als Genre-Kontrastprogramm und allemal als sympathischer Trash durch.
David Wong: Das infernalische Zombie-Spinnen-Massaker • Metrolit, Berlin 2014 • 416 Seiten • € 18,00
Kommentare
Funktioniert das in der Übersetzung?