23. Oktober 2014 3 Likes 2

Überleben auf dem Mars

Acht Tipps von Andy Weir für alle, die unseren Nachbarplaneten besuchen wollen

Lesezeit: 4 min.

So, Sie wollen also auf dem Mars leben? Vielleicht weil Sie von der zerklüfteten Oberfläche, dem atemberaubenden Panorama oder der endlosen, unberührten Natur angetan sind? Vielleicht sind Sie aber auch nur ein total Bekloppter, der auf Survivaltrips in leblosen, öden Wüsten steht? Was auch immer Ihre Gründe dafür sind – es gibt da ein paar Dinge, die Sie wissen sollten:

1. Sie brauchen einen Druckbehälter.

Der Luftdruck auf dem Mars beträgt weniger als ein Prozent des irdischen. Also herrscht dort so gut wie keiner. Auf der Planetenoberfläche herrschen beinahe dieselben Bedingungen wie im freien Weltraum. Bringen Sie sich also lieber einen netten, widerstandsfähigen Container mit, der luftdicht ist. Oh, übrigens: Dieser Container wird für immer Ihr Zuhause sein. Suchen Sie sich also am besten denjenigen aus, der am größten ist!

2. Sie brauchen Sauerstoff.

Vermutlich wollen Sie während Ihres Aufenthaltes auf dem Mars atmen, deswegen sollte Ihr Wohncontainer alles dazu Benötigte enthalten. Glücklicherweise können Sie die Zutaten auf dem Mars selbst finden: Die Atmosphäre ist zwar dünn, aber vorhanden, und besteht zum größten Teil aus Kohlendioxid. Es gibt eine Menge Methoden, um den Kohlenstoff zu binden und Sauerstoff freizusetzen. Sie könnten also ungeheuer komplizierte Oxygeneratoren benutzen – oder einfach ein paar Pflanzen anbauen.

Mars (c) NASA

3. Sie brauchen einen Strahlenschutz.

Der flüssige Eisenkern im Erdinneren erzeugt ein Magnetfeld, dass uns vor dem ziemlich unangenehmen Zeug schützt, mit dem die Sonne uns bombardiert. Auf dem Mars gibt es diesen Luxus nicht. Die ganzen solaren Strahlen erreichen die Marsoberfläche. Wenn Sie kein allzu großer Fan von Krebs sind, sollten Sie dafür sorgen, dass Ihre Unterkunft ausreichend gegen Strahlung geschützt ist. Andy Weir: Der MarsianerAm einfachsten wäre es, Ihre Behausung im sandigen Marsboden zwischen den Felsen einzugraben. Sand ist dort nicht gerade selten, deswegen kann man ihn schön hoch auftürmen, während man sich tiefer und tiefer eingräbt, bis er ausreichend viele Strahlen blockiert.

4. Sie brauchen Wasser.

Auch das stellt glücklicherweise der Mars bereit: Vor kurzem hat die Curiosity-Sonde festgestellt, dass es ziemlich viel Eis im Boden gibt – etwa 35 Liter pro Kubikmeter. Alles, was Sie tun müssen, ist es auszugraben, aufzuheizen und es zu filtern. Wenn Sie erst einmal genug Wasser haben, erlaubt Ihnen ein simples Filtersystem, es wieder und wieder zu benutzen.

5. Sie brauchen Nahrung.

Essen Sie einfach Marsianer – die schmecken wie Hühnchen!

Mars (c) NASA

6. Echt jetzt?

Ok, ok: Nahrungsmittel sind das Einzige, was Sie nicht auf dem Mars vorfinden werden. Sie müssen Ihre Nahrung selbst erzeugen. Doch Sie haben Glück: Mars ist praktischerweise ein idealer Ort für Gewächshäuser. Der Tag-Nacht-Rhythmus ist beinahe identisch mit dem auf der Erde, an den die irdische Flora sich in Jahrmillionen der Evolution angepasst hat. Die Sonnenenergie, die auf dem Mars ankommt, reicht für die Pflanzen zum Überleben völlig aus.

Aber Sie können nicht einfach ein paar Blumen auf einem gefrorenen Boden im Beinahe-Vakuum züchten. Selbstverständlich müssen die Pflanzen auch von einem Druckbehälter umgeben sein. Und der sollte ziemlich groß sein – stellen Sie sich nur einmal die Menge an Nahrungsmitteln vor, die Sie in einem Jahr essen, und wie viel Platz es braucht, um das alles zu züchten.

Ich hoffe, Sie mögen Kartoffeln. Die haben den besten Kalorienertrag pro Quadratmeter Ackerboden.

7. Sie brauchen Strom.

Wie auch immer Sie all das angehen, Sie werden kein eigenständiges, in sich geschlossenes System erzeugen können. Neben vielen anderen Dingen wollen Sie schließlich ihre Wohnung und die Gewächshäuser heizen. Die Durchschnittstemperatur auf dem Mars liegt bei -50° C, Sie werden also konstant heizen müssen – von den ganzen anderen Lebenserhaltungssystemen, vor allem dem Sauerstoffgenerator, mal ganz zu schweigen. Und wenn Sie bisher gedacht haben, Ihre Gewächshäuser werden die Atmosphäre schon irgendwie stabil halten, denken Sie lieber nochmal nach. Eine Biosphäre ist unter diesen Umweltbedingungen viel zu riskant.

Mars (c) NASA

8. Sie brauchen einen Grund, überhaupt dort zu sein.

Warum gehen Sie dorthin, um Ihr Leben aufs Spiel zu setzen? Wollen Sie den Planeten studieren? Ihre eigene Zivilisation aufbauen? Die marsianischen Ressourcen ausbeuten, um Profit zu machen? Eine Basis mit einem fetten Todesstrahl zu bauen, sodass Sie Lösegeld von der UN erpressen können, während Sie eine bedrohlich aussehende Maske tragen? Was auch immer Ihre Ziele sind, Sie sollten sich besser ganz genau darüber im Klaren sein – und es absolut ernst mit ihnen meinen. Denn letzten Endes ist der Mars ein rauer, gefährlicher Planet, und wenn etwas schiefläuft, gibt es keine Hoffnung auf Rettung. Was immer Sie dort also erreichen wollen – es sollte es wert sein!
 

Andy WeirAndy Weir hat gerade seinen Debütroman „Der Marsianer“ (im Shop) auf Deutsch veröffentlicht und dafür weltweit begeisterte Kritiken eingeheimst. Er arbeitet als Softwareentwickler und interessiert sich leidenschaftlich für alles, was mit Physik, Astronomie und Raumfahrt zu tun hat. Und nein, er war noch nicht auf dem Mars.
 

Übersetzt von Elisabeth Bösl.

Bilder © NASA/JPL-Caltech/Malin Space Science Systems
 

Kommentare

Bild des Benutzers Shrike

Na ja, sooooo schlimm scheint es ja nicht zu sein. Aber man kann diezukunft.de nicht anklicken und aufmachen und das geht halt gar nicht.

Bild des Benutzers Judith

Was für ein genialer Freak =D Vom Marsianer bin ich auch ganz hin und weg.

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