28. September 2016 1 Likes

Komaballern auf Mallorca!

Bitte einmal Zombie-Action, lauwarm!

Lesezeit: 3 min.

Ok. Es ist sicherlich eine tolle Sache, dass man sich heutzutage als Zombiefan outen kann, ohne dass Mütter mit starr aufgerissenen Augen ihre Kinder an sich heranziehen, weil ein paar Tage zuvor das ZDF mit einer grotesken Doku Panik vor den bösen Jugendverderbern aus der rauchigen Videothekenvorhölle schürte. Anderseits: Dem Zombie ist mittlerweile dermaßen viel an aufrührerischem Potential abhanden gekommen, dass man sich direkt wünscht, jemand würde mal wieder einen vom Glockenseil baumeln lassen. Der verschimmelte Zeitgenosse mit dem strengen Atem scheint nur noch zur Komödienverwurstung („Scouts vs. Zombies – Handbuch zur Zombie-Apokalypse“) oder als Hintergrundmotiv bei Seifenopern („The Walking Dead“) zu taugen, kurz: gruselig oder gar verstörend ist da schon seit Jahren nichts mehr, der Zombie ist Mainstream, steht auf dem Parkplatz direkt neben Dracula oder Frankensteins Monster, irgendwie ulkig, nimmt aber niemand mehr ernst.

Hier kommt der britische, nicht unbedingt überproduktive Regisseur Steve Barker ins Spiel, der 2008 mit dem privatfinanzierten, schottischen Spielfilm „Outpost“ ein klitzekleines Flämmchen entzündete: Der Mann drehte nicht nur einen Zombie-, sondern sogar einen Nazi-Zombiefilm, der es fertig brachte den Widergängern, kurioserweise innerhalb dieses super-kruden Subgenres, ein kleines bisschen Würde zurückzugeben, sprich „Outpost“ hat zwar vor allem in der zweiten Hälfte mit dramaturgischen Mängeln zu kämpfen (die Story stolpert nur mit Mühe über die Spielfilmlänge-Ziellinie), aber er nimmt sein Thema bierernst und schafft es seine Monster dank überraschend zurückhaltendem Einsatz und effektivem, eher untypischen Make-Up tatsächlich gruselig wirken zu lassen! 2012 folgte mit „Outpost: Black Sun“ eine Fortsetzung, die ebenso mit durchaus guten Ideen aufwartet, aber den Fokus von der Haunted House-Atmosphäre des Erstlings etwas zu sehr in Richtung (dröge) Action verschiebt, was die „Black Sun“ in der zweiten Hälfe – man merkt, es existiert ein roter Faden – dann doch schnell untergehen lässt.

Beide Filme lümmeln zwar deutlich zwei Hausnummern vor der Auszeichnung „gut“, sind aber immerhin interessant genug, um im Gedächtnis zu bleiben, man merkt deutlich, dass hier jemand Ambitionen hatte, auch wenn diese nur auf kleiner Flamme köchelten. Immerhin.

Nun liegt mit „The Rezort – Willkommen auf Dead Island“ die neuste Arbeit Barkers vor und im Prinzip kann man die Kritik auch gleich wieder abschließen, denn mit dem zum Teil auf Mallorca gedrehten Film über einen Freizeitpark, der Untoten-Safaris anbietet, verhält es sich ähnlich wie mit den Vorgängern: Es gibt ein paar echt interessante Ideen, „The Rezort“ dürfte momentan der einzige Film aus diesem Genre sein, der die Flüchtlingskrise aufgreift und – völlig ernsthaft – eine Art Amnesty International für Zombies ins Rennen wirft, auf der anderen Seite wird von all diesen Ansätzen nichts wirklich ausgebaut, Barkers Film knickt nach einem appetitanregenden Start – lustigerweise schon wieder ab der zweiten Hälfte – dann doch allmählich ein und flüchtet in ein sattsam bekanntes Szenario, indem sich ein bunt zusammen gewürfelter Haufen gegen modrige Gesellen behaupten muss. 

Der inhaltliche Stillstand wiegt aber nicht ganz so schwer wie bei den vorherigen Werken, da das bunte Insel-Setting trotz aalglatter Digi-Optik („Outpost“ wurde noch auf 35mm gedreht) deutlich mehr hermacht als die mausgrauen Bunker-Bilder der Vorgänger und natürlich auch wesentlich abwechslungsreicher ist, dennoch wünscht man sich sehnsüchtig der Regisseur würde in Zukunft die ganzen Ansätze auch mal ausbauen, da steckt einfach mehr drin und einen Film mit dieser pochenden Ahnung im Hinterkopf anzusehen, ist fast noch schlimmer als einen tatsächlichen Mist zu durchleiden.

„The Rezort – Willkommen auf Dead Island“ ist seit dem 16.09.2016 von Ascot Elite Home Entertainment erhältlich.

The Rezort – Willkommen auf Dead Island (Großbritannien/Belgien/Spanien 2015) • Regie: Steve Barker • Darsteller: Dougray Scott, Jessica De Gouw, Martin McCann, Richard Laing, Jassa Ahluwalia

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