18. November 2016 2 Likes

Aufbruch in eine neue Welt

Kim Stanley Robinson erzählt in „Aurora“ von der faszinierenden Reise eines Generationenschiffs

Lesezeit: 2 min.

Kim Stanley Robinson ist ein großer Visionär. Das hat er sowohl in seinem Roman „2312“ (im Shop) als auch in seiner fantastischen „Mars-Trilogie“ (im Shop) eindrucksvoll bewiesen. In seinem neuesten Buch „Aurora“ (im Shop) erzählt er nun vom größten Unterfangen, das die Menschheit in der Zukunft der bemannten Raumfahrt unternehmen wird: An Bord eines riesigen Raumschiffes befinden sich zweitausend Menschen auf dem Weg in eine völlig neue Welt – das Tau-Ceti-System. Bereits seit Generationen sind sie unterwegs, um auf einem 11,9 Lichtjahre von der Erde entfernten Planeten eine neue Heimat zu finden, und nun wird ihre insgesamt hundertsechzig Jahre andauernde Reise bald zu Ende sein. Das sind Dimensionen und Entfernungen, die der menschliche Geist kaum zu fassen vermag.

Kim Stanley Robinson entfaltet in „Aurora“ wieder ein gewaltiges Weltenpanorama, und doch steht immer der Mensch selbst im Zentrum seiner Geschichte. An der Seite seiner Hauptfigur Freya, die auf dem Schiff geboren wurde und aufgewachsen ist, erfahren wir als Leser hautnah, was es bedeutet, sein Leben in einer eigentlich lebensfeindlichen Umgebung zu verbringen: die alltäglichen Konflikte, die sich an Bord des Schiffes abspielen. Die strengen Regeln, die jeder Passagier einzuhalten gezwungen ist, da sonst möglicherweise das Leben aller in Gefahr gerät. Die Abhängigkeit von den lebenserhaltenden Systemen des Raumschiffes selbst. Und nicht zuletzt die quälende Ungewissheit, die die bevorstehende Ankunft auf Aurora in jedem Kolonisten hervorruft: Wie wird es uns in dieser neuen Welt ergehen?

Wahrscheinlich wird niemand von uns je die Chance bekommen, ein Raumschiff zu betreten, geschweige denn einen anderen Planeten oder gar ein fremdes Sonnensystem zu sehen. Aber weil Kim Stanley Robinson ein so brillanter Erzähler ist, haben wir das Gefühl auf dieser Reise, die eine neue Epoche der Menschheitsgeschichte einläuten wird – oder vielleicht auch nicht –, dabei zu sein. Weil er wahrhaft großer Romancier ist, rücken die Grenzen unserer Fantasie bei der Lektüre von „Aurora“ soweit ins Unendliche wie die Grenzen des Universums selbst.

Kim Stanley Robinson: „Aurora“ ∙ Roman ∙ Aus dem Amerikanischen von Jakob Schmidt ∙ Heyne Verlag, München 2016 ∙ 560 Seiten ∙ E-Book € 11,99 (im Shop)

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