26. Januar 2017 1 Likes

Vulgar Auteurism

Paul W.S. Anderson zeigt auch in „Resident Evil: The Final Chapter“ was er kann

Lesezeit: 3 min.

Es gibt Menschen da draußen, die halten Paul W.S. Anderson für den besten Anderson. Will sagen: Für einen besseren, interessanteren Regisseur als Paul Thomas („Boogie Nights“, „Magnolia“, „The Master) und Wes („Rushmore“, „Moonrise Kingdom“, „The Grand Budapest Hotel“) also zwei der meist geschätzten Auteurs der Gegenwart. Man muss diese steile These nicht teilen, aber sie ist durchaus bedenkenswert. Denn gerade die offensichtliche Brillanz der Filme von Paul Thomas und Wes macht sie oft auch angestrengt, um nicht zu sagen selbstverliebt und vor allem zu augenscheinlich von ihrer eigenen und der Klasse ihrer Macher überzeugt.

Paul W.S. ist da ganz anders, könnte fraglos als Vulgar Auteur bezeichnet werden, ein Begriff der vor ein paar Jahren geschaffen wurde, um Regisseure scheinbarer Trash-Filme zu würdigen, angefangen von „Universal Regeneration“-Macher John Hyams bis natürlich zu Michael „Transformers“ Bay. Auf dessen gigantomanischem Level bewegt sich Paul W.S. Anderson zwar nicht, doch im Bereich der straighten, no nonsense Actionfilmen gibt es momentan kaum jemanden, der ihm das Wasser reichen kann.

Der es sich zudem in den Lebenslauf schreiben kann, Mastermind der erfolgreichsten Reihe von Videospielverfilmungen zu sein. Was zugegebenermaßen nicht so schwierig ist – schließlich floppen Filme dieses Genres in der Regel so sehr, dass an eine Fortsetzung nicht zu denken ist – aber dennoch: Die „Resident Evil“-Reihe, die mit dem sechsten und vermutlichen letzten Teil „The Final Chapter“ das halbe Dutzend vollmacht, zeigt auf unterhaltsamste Weise, wie das reduzierte Konzept eines Videospiels weitergedacht werden kann und dank ein paar Bezügen zu „Alice im Wunderland“ Basis einer schnörkellosen Filmreihe wird.

Wenn man mag könnte man Andersons Filme feministisch lesen, dank seiner inzwischen Angetrauten Milla Jovovich in der Hauptrolle, die – um mal hoch zu greifen – neben Ripley eine der stärksten Frauenfiguren im jüngeren Science-Fiction/Horror-Kino ist. Dass diese Alice auch unter stärkstem Beschuss, nach den wildesten Kampfeinlagen noch top frisiert in die verwüstete Landschaft einer Zombie-Apokalypse blickt, ist natürlich selbstverständlich, passt aber perfekt zum hier angeschlagenen Ton.

Wie stets wird auch das finale Kapitel von einer kurzen Zusammenfassung des bisher geschehenen eingeleitet und anschließend Alice auf den Weg zu den Anfängen zurückgeschickt: Nach Racoon City, wo ihr junges Ebenbild, die Red Queen, ein Antivirus für das T-Virus versteckt hat, also die letzte Hoffnung für die langsam verschwindende Menschheit. Alice ewiger Widerpart Dr. Alexander (Iain Glen) versucht dies zu verhindern, alte Freunde wie Abigail (Ruby Rose) stehen ihr zur Seite. Schlicht und schnörkellos ist das, Ökonomisch werden kurze Handlungsmomente abgehakt, um schnell zum nächsten Action-Moment überzugehen. Wie ein klassisches B-Picture funktioniert die „Resident Evil“-Reihe, in der stets praktisch dieselbe Handlung nur leicht variiert wird, dafür umso mehr Augenmerk auf originelle, den Vorgänger ein wenig überbietende Actionszenen gelegt wird.

Ob man das besser finden muss als die fraglos substanzielleren Arbeiten der anderen Andersons sei dahingestellt, in seinem eigenen Kosmos, in der Welt des schnörkellosen Actionkinos, hat Paul W.S. Anderson wenig Konkurrenten.

„Resident Evil: The Final Chapter“ läuft heute im Kino an. Abb. © Constantin Film Verleih GmbH

Resident Evil: The Final Chapter • USA 2016• Regie: Paul W.S. Anderson • Darsteller: Milla Jovovich, Ruby Rose, Ali Larter, Iain Glen, William Levy, Ever Gabo Anderson

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