Mickey 7 is back: „Antimatter Blues“ von Edward Ashton
Das Sequel zum Roman, den Bong Joon-ho mit Robert Pattinson in die Kinos bringt
Anno 2022 schenkte der amerikanische Krebsforscher, Dozent und Autor Edward Ashton (im Shop) der Science-Fiction einen neuen Helden bzw. Antihelden: Den Klon-Expendable Mickey 7. Anfang 2025 kommt die Verfilmung von Mickeys – gewissermaßen – erstem Abenteuer in die Kinos, umbenannt in „Mickey 17“ , unter der Regie von Bong Joon-ho („Parasite“, „Okja“, „Snowpiercer“), u. a. mit Robert Pattinson („The Batman“), Toni Collette („The Sixth Sense“), Mark Ruffalo („Avengers“), Naomi Ackie („Whitney Houston: I Wanna Dance with Somebody“) und Steven Yeun („The Walking Dead“). Aber das ist noch nicht alles, was diese jüngere Erfolgsgeschichte der SF betrifft: Bei Heyne ist dieser Tage mit „Antimatter Blues“ (im Shop) nämlich schon das direkte Roman-Sequel zu „Mickey 7“ auf Deutsch erschienen.
Wie das geht? Edward Ashton hat nach Fertigstellung des ersten Buches praktisch direkt weitergeschrieben, nahtlos am zweiten Band gearbeitet. Aber rekapitulieren wir zunächst kurz, was bisher geschehen ist. In „Mickey 7“ (im Shop) breitet sich die Menschheit von Midgard weiter im All aus, so neuerdings auch auf dem Eisplaneten Niflheim. Die dortige Kolonie hat mit den üblichen Schwierigkeiten zu kämpfen: der Atmosphäre, Flora und Fauna, knappen Ressourcen, unterschiedlichen Ideologien innerhalb der Basis. Einen Vorteil besitzt die Kolonie jedoch: Mickey Barnes, den entbehrlichen, ersetzbaren Expendable der Mission, der die gefährlichsten Aufgaben erledigen muss – denn wenn er drauf geht, zieht man dank Back-up-Datei einfach einen neuen Mickey aus dem Klon-Tank. Im ersten Roman gab es dann aber doch einige Komplikationen, und die hatten nicht zuletzt mit Antimaterien-Bomben, einem Klon zu viel und den intelligenten, halb-organischen, halb-maschinellen Creeper-Würmern zu tun, einer auf Niflheim einheimischen Spezies. Mickey löste seine Probleme innerhalb wie außerhalb der Kuppel und positionierte sich scheinbar als diplomatische Verbindung zu den Creepern.
Das beißt ihm im zweiten Band „Antimatter Blues“ nun mächtig in den Hintern. Denn nicht nur, dass Mickey und seine waffenstarrende Freundin Nasha von ihrem klone-hassenden Boss erneut ins unterirdische Reich der Creeper geschickt werden, um mit den wunderlichen Wesen zu kommunizieren und zu verhandeln. Nein. Während Niflheim einen Zyklus des vorübergehenden Auftauens erreicht und die Kolonie trotzdem ein Energieproblem entwickelt, müssen Mickey, Nasha, Berto und einige andere zu einer aberwitzigen Mission aufbrechen, und freiwillig noch mehr Feindkontakt mit fremdartigen Lebensformen herstellen. Ihr wichtigster Verbündeter auf diesem unvorhergesehenen Trip über den Planeten? Ein eigens von den Creepern gezüchteter, in der Menschensprache bewanderter Wurm-Gesandter namens Sprecher …
Auch „Antimatter Blues“ ist wieder Popcorn-Science-Fiction für alle Fans von John Scalzi (im Shop) – im Vergleich mit „Mickey 7“ ein bisschen simpler, ein bisschen softer was die Hard-SF-Komponenten angeht, dafür noch actiongeladener als der erste Roman über den gewitzten, wenngleich alles andere denn perfekten Expendable. Weite Strecken des Buches lesen sich diesmal beinah wie Military-SF, und die Kommunikation mit der Creeper-Schwarmintelligenz ist immer erheiternd. Edward Ashton macht in Hinblick auf seine Fortsetzung also viel richtig. Trotz eines Zeitsprungs von zwei Jahren knüpft „Antimatter Blues“ unmittelbar an den ersten Roman an, dessen Blockbuster-Verfilmung mit Spannung erwartet wird. Ein verwandelter Status Quo und veränderte Parameter sorgen allerdings dafür, dass Teil zwei kein Klon des Auftaktbandes ist. Alle, die den mit Begeisterung gelesen haben, bekommen so einen frischen, etwas anderen neuen Romp mit Mickey 7 und Crew – und haben damit wieder genug Spaß.
Edward Ashton: Antimatter Blues • Roman • Aus dem Amerikanischen von Felix Mayer • Heyne, München 2024 • 384 Seiten • Erhältlich als Paperback und eBook • Preis des Paperbacks: € 16,00 • im Shop
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Christian Endres berichtet seit 2014 als Teil des Teams von diezukunft.de über Science-Fiction. Er schreibt sie aber auch selbst – im Mai 2024 erscheint bei Heyne sein SF-Roman „Wolfszone“.
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