8. Juli 2013

Unter der Stadt

„Koma“ von Pierre Wazem und Frederik Peeters

Lesezeit: 2 min.

Der Vater der kleinen Addidas ist ein Schornsteinfeger ohne Lizenz. Addidas hilft ihm beim Reinigen der gewaltigen Schlote der industriellen Millionenstadt in der nicht allzu fernen Zukunft. Doch nicht nur der Ruß beherrscht Addidas’ Leben. Auch ihre mysteriösen Blackouts, die sie ohne Vorwarnung von den Beinen holen und für die zunächst niemand so recht eine Erklärung finden mag, bestimmen ihren Alltag. Während ihrer Ohnmachtsanfälle sieht Addidas riesige schwarze Monster, die unter Stadt an seltsamen Maschinen hantieren – Monster und Maschinen, die sich plötzlich als ziemlich real und bedeutungsvoll für das Leben aller Menschen herausstellen, weshalb zwielichtige Mächte auch alles dafür tun, um selbst in Reichweite der Maschinen zu kommen. Dafür werden sogar so viele Leute wie möglich verknackt und zum Graben ins große Loch gesteckt, um so den Maschinen in der Unterwelt näher zu kommen.

Autor Pierre Wazem legt mit „Koma“ ein faszinierendes Meta-Konzept vor – wunderbar atmosphärische Arthouse-Science-Fiction mit liebenswerten Figuren, die sich trotz Arbeitslagern, folternden Verfolgern und surrealen Motels am Rand der Wirklichkeit nie entmutigen lassen. Dabei geht es auch immer wieder um die Beziehung eines alleinerziehendes Vaters zu seiner viel zu erwachsenen, altklugen und furchtlosen Tochter.

Dazu kommt, dass der vielseitige Frederik Peeters (RG, Blaue Pillen) einmal mehr mit seinen fabelhaften Zeichnungen zu begeistern versteht. Seine klassisch komponierten Seiten geben dem mal surrealen, mal dystopischen, jedoch immer vollauf überzeugenden Genre-Mix den nötigen Halt, ohne der Geschichte ihre Magie zu rauben, die im Übrigen auch zu den filmischen Fieberträumen von Terry Gilliam oder den Anime-Märchen von Hayao Miyazaki passen würde.

Zum Staunen schön!

Pierre Wazem/Frederik Peeters: Koma 1-6 • Reprodukt, Berlin 2011-2013 • je 48 Seiten • je € 12,00

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