11. Januar 2020

Zyniker sind auch nur Zombies

Der Auftakt zu Robert Kirkmans blutigem neuen Comic „Die!Die!Die!“ auf Deutsch

Lesezeit: 2 min.

Comic-Autor Robert Kirkman (im Shop) wird wohl immer zuerst mit „The Walking Dead“ assoziiert werden. Doch schon bevor er im verganenen Jahr das überraschende Ende seiner außergewöhnlichen postapokalyptischen Zombie-Seifenoper präsentierte, initiierte der fleißige Mr. Kirkman neue Projekte, die der Amerikaner als Miteigentümer des US-Verlags Image Comics sogar bei seinem eigenen Label herausbringt. „Die!Die!Die!“ ist eines davon, und kurz nach dem „TWD“-Finale schlug bei Cross Cult der erste deutsche Band auf.

Die Idee zu „Die!Die!Die!“ (übersetzt: Stirb! Stirb! Stirb!) entwickelte Kirkman zusammen mit Scott M. Gimple, einem der Autoren und Produzenten der „The Walking Dead“-Fernsehserie, der zudem bereits am starken TV-Krimiserial „Life“ mitwirkte und für Disney die Zeichentrickserie „Fillmore!“ ersann. Kirkman und Gimple setzen in „Die!Die!Die!“ auf modischen Zynismus, lockeren Umgang mit übertrieben viel Sex und blutige, plakative, krasse Brutalität. „Deadpool“, „Happy!“ und „The Boys“ lassen also grüßen. „Die!Die!Die!“ dreht sich um eine geheime Regierungskabale, deren politisch hochrangige Mitglieder aus Obamas engstem Kreis loyale Profikiller auf Schattenmissionen entsenden, sodass die verdorbene Welt zu einem etwas weniger schrecklichen Ort wird. Bis eine Intrige innerhalb der Geheimorganisation diverse knallharte Killer mit persönlichen und privaten Beziehungen auf Kollisionskurs setzt …

Die zeichnerische Umsetzung des Geballers, Gefluches, Gevögels und Gemetzels obliegt Chris Burnham. Der machte durch „Officer Downe“ mit Autor Joe Casey sowie „Batman Inc.“ und „The Nameless“ mit Grant Morrison von sich reden. Allerdings hat sein Artwork in „Die!Die!Die!“ selten die Qualität, die seine früheren Werke auszeichnete. Bot er etwa in seinen Batman-Bildergeschichten eine gefällige Mischung aus Juan José Ryp und Frank Quitely, sieht das nun schwer nach etwas aus, das einem auch in einem „Crossed“-Comic hätte begegnen können. Nie schlecht, auf blutige Weise effektiv, allerdings auch nie überragend – schon gar nicht, wenn man Burnhams andere Arbeiten kennt. Damit passt das Artwork wenigstens zur Story von Kirkman und Gimple, die ihrerseits nichts tun, was Garth Ennis oder Warren Ellis nicht schon vor zehn und mehr Jahren besser gemacht hätten, nur oft unterhaltsamer. Aber hey, Mitte Dezember hat Michael Bay für Netflix das Actionfilmspektakel „6 Underground“ inszeniert und dafür satte 150 Millionen Dollar verbraten – und der ähnlich krachende und blutige Streifen hat nicht mal halb so viel Story wie „Die!Die!Die!“, insofern … Trotzdem, wer nach dem Ende von „The Walking Dead“ neues Kirkman-Comic-Futter sucht, greift lieber zu „Invincible“, falls nicht längst getan.

Als nächstes startet Robert Kirkman mit dem preisgekrönten Zeichner Chris Samnee („Daredevil“, „Capote in Kansas“) die neue Serie „Fire Power“. Ende April soll die Kung-Fu-Fantasy mit einer Prelude-Graphic-Novel vor dem ersten Heft vom Stapel laufen, und vielleicht gibt’s in einem Jahr schon einen ersten deutschen Sammelband im Laden. Nach dem Motto: Neues Jahr, neue Serie, neues Glück. Genug Feuerkraft sollte Kirkman noch haben …

Robert Kirkman, Scott M. Gimple, Chris Burnham: Die!Die!Die! Bd. 1 • Cross Cult, Ludwigsburg 2019 • 200 Seiten • Hardcover: 22,00 Euro

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