„Ahsoka“ – Das Universum expandiert
Eine neue Star Wars-Serie, die vor allem Hardcore-Fans gefallen könnte
Es fängt an wie „Star Wars“ – fast: Zu Beginn der neuen Disney+-Star Wars-Serie „Ahsoka“ erklärt eine Rollschrift die Vorgeschichte, allerdings nicht schräg nach hinten verlaufend, sondern ganz gewöhnlich von unten nach oben. Dann ein Schwenk zu einem die Leinwand, äh, den Bildschirm füllenden Raumschiff – auch das ein bekannter Star Wars-Moment – aber auch hier: gravitätisch mutet das nicht an, sondern seltsam künstlich.
Kein Wunder, denn „Ahsoka“ wurde komplett im virtuellen Studio „The Volume“ gedreht, eine Technik, bei der auf halbrunden Green Screen-Leinwände Hintergründe projiziert werden, vor denen die Schauspieler agieren. Beim „Mandalorian“ sah das noch neu und frisch aus, vielleicht hatte man dort auch ein höheres Budget zur Verfügung als es nun die von Dave Filoni erdachte Parallelserie bekam. Die Folge: Sets von Raumstation oder diversen Planeten wirken seltsam schwerelos, haben wenig Substanz und sind natürlich weit entfernt vom Look einer Serie wie „Andor“, die es sich leisten konnte, an „echten“ Locations zu drehen.
Vielleicht ist der künstliche Look aber auch ein Versuch, die animierten Welten der Serien „Clone Wars“ oder „Star Wars Rebels“ zu emulieren, aus der die Figur der Ahsoka Tano bekannt ist. So beliebt wurde die Schülerin von Anakin Skywalker, dass sie nach kurzen Auftritten in „The Mandalorian“ und „Boba Fett“ nun eine eigene Serie bekommt, erneut verkörpert von Rosario Dawson.
Zwar kann man der auf acht Teile angelegten Serie auch folgen, wenn man kein Experte in der extrem verschachtelten, über Filme und Serien wuchernden Star Wars-Mytholgie ist, aber dann stellt sich nach den bislang zu sehenden zwei Folgen schnell die Frage, worum es hier eigentlich geht. Denn es wird viel geredet, über Figuren, die abwesend sind, die irgendwie, irgendwann mal einen Einfluss auf Ahsoka gehabt haben, über Schlachten und Überfälle aus dieser oder jener Serie, über Zusammenhänge, die vor allem dem Hardcore-Star Wars-Fan vertraut sein mögen.
Eine Außenseiterin ist Ahsoka, kein richtiger Jedi, denn ihre Ausbildung endete frühzeitig, aber sie ist vertraut genug mit der Macht, um als eine Art freischaffender Samurai durch das Universum fliegen zu können und zu helfen, wo Not an der Frau ist. Nun hat Ahsoka vom Gerücht erfahren, dass der imperiale Admiral Thrawn noch am Leben ist, dessen Präsenz das im Niedergang befindliche Imperium dringend benötigt. Um ihn zu aufzuspüren, hat Ahsoka eine Art Sternenkarte gefunden, die zu entschlüsseln ihr allerdings unmöglich ist. So sucht sie ihre ehemalige Schülerin Sabine Wren (Natasha Liu Bordizzo) auf, ein Schritt, der jedoch antizipiert wurde: Die abtrünnigen Jedi Baylan Skoll (Ray Stevenson) und Shin Hati (Ivanna Sakhno) sind ebenfalls auf der Suche nach der Karte und machen typische Star Wars-Dinge: Laserschwertkämpfe, Gefangenenbefreiung auf Sternenkreuzern, Erschütterungen der Macht spüren.
Eine große Zusammenführung von Storylines haben Dave Filoni und Jon Favreau, die aktuellen Masterminds des Disney-Star Wars-Kosmos, versprochen, bis dahin den Überblick nicht zu verlieren dürfte schwer fallen. Einfach „nur“ einen Film oder eine Serie zu drehen, die für sich stehen, die abgeschlossene Geschichten erzählen und nicht mehr oder weniger tiefes Vorwissen benötigen, um Motivationen und Zusammenhänge zu begreifen, all das ist in der modernen Franchise-Welt leider kaum noch vorgesehen. So fügt sich auch „Ahsoka“ leidlich in einen Erzählkosmos ein, der intensive Auseinandersetzung belohnt, allerdings mit dem Preis, dass beiläufige Zuschauer kaum noch angesprochen werden.
Star Wars: Ahsoka • USA 2023 • Creator: Dave Filoni • Darsteller: Rosario Dawson, Natasha Liu Bordizzo, Ray Stevenson, Ivanna Sakhno • jetzt bei Disney+, acht Folgen, jeden Dienstag eine neue.
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