11. Oktober 2022

„Another Monday – Another Gefangen-in-einer-Zeitschleife-Fiktion

Das Murmeltier grüßt nun auch in einer deutschen ZDF-Neo Miniserie

Lesezeit: 3 min.

Viele erzählerische Ansätze mögen auf den ersten Blick originell und voller Möglichkeiten wirken, erweisen sich aber schnell als Einbahnstraße. Etabliert man etwa wie in „Ex Machina“ menschenähnliche Roboter, stellt sich nach einer Weile nur die Frage, ob die Maschine von elektrischen Schafen träumt, also wie menschlich sie ist. Lässt man eine Figur entdecken, dass sie in einer künstlichen Welt lebt, reduziert sich die Handlung konsequenterweise darauf, wie es die Figur schafft, aus dieser Welt auszubrechen.

Ähnlich funktionieren auch die spätestens seit „Und täglich grüßt das Murmeltier“ so beliebten Variationen der Zeitschleife: Wacht eine Figur in einer solchen auf, stellt sich eigentlich nur die Frage, wie sie aus der Zeitschleife ausbrechen kann. Nach diesem Muster haben in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Filme und Serien operiert, wenn nun also die ZDF-Neo-Serie „Another Monday“ ihre Hauptfigur Freya (Susanne Bormann) nach ein paar Minuten der ersten Folge wieder am selben Montag aufwachen lässt, meint man zu wissen was da kommt.

Doch die Drehbuchautoren Maximilian Baumgartner und Oliwia Strazeski haben tatsächlich anderes im Sinn. Denn schon bald stellt sich heraus, dass Freya nicht allein in der Zeitschleife steckt, sondern auch der lebensmüde Polizist Moritz (Ben Müchow) und die Krankenschwester Sophie (Alina Stiegler). Gibt es also ein verbindendes Element? Gibt es Ereignisse in den Leben des Trios (das nicht lange ein Trio bleibt), das die Zeitschleife bewirkt hat?

Kein uninteressanter Ansatz, den das Autoren-Duo, das noch an der Filmhochschule mit der Arbeit an dem Miniserienkonzept arbeitete, hier hatte. Was allerdings dazu führt, dass diese Zeitschleifen-Serie eigentlich gar keine Zeitschleifen-Serie ist, sondern vielmehr eine dann doch sehr typische deutsche Serie über genau die Befindlichkeiten, die deutsche Serien gern verhandeln. Denn Freya lebt in einer lieblosen Ehe, die durch den Unfalltod des kleinen Sohnes vor dem Ende steht, während die pubertierende Tochter pubertiert. Und auch Moritz und Sophies Befindlichkeiten brechen nie aus den Leitplanken deutscher Serienproduktion aus.

Wenig hilfreich ist zudem ein gewisser laienhafter Touch, der „Another Monday“ wie eine Diplomarbeit wirken lässt: Die Kamera wirkt stets etwas zu agil, die Schauspieler immer eine Spur zu übertrieben, und dass die Musik sich anhört, als wäre sie direkt von „Stranger Things“ abgekupfert, trägt auch nicht unbedingt zur Originalität bei.

So bleibt der interessanteste Aspekt des Sechsteilers, dass nicht nur eine Person in der Zeitschleife feststeckt, sondern mehrere, um nicht zu sagen: Die ganze Welt. Was dann zu der offenbar als moralischer Kern der Serie intendierten Frage führt, wie man in einer Welt ohne Konsequenzen agieren soll. Wenn man weiß, dass man am nächsten Morgen wieder aufwacht und alles, was am Tag davor geschehen ist, nicht passiert ist, warum soll man sich dann zurückhalten? Warum soll man nicht morden, rauben, vergewaltigen?

Diesen Ansatz in all seiner Düsternis durchzuspielen, wäre tatsächlich ein ungewöhnlicher Aspekt des Zeitschleifen-Konzepts. Und das ausgerechnet eine kleine, deutsche Serie in zumindest ein kleines bisschen ankratzt, macht „Another Monday“ am Ende dann tatsächlich nicht uninteressant.

Another Monday • Deutschland 2022 • Creator: Maximilian Baumgartner und Oliwia Strazewski • Darsteller: Susanne Bormannn, Ben Müchow, Alina Stiegler • 11. und 12. Oktober bei ZDF Neo, jeweils ab 20.15 Uhr drei Folgen, und in der Mediathek, Trailer

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.