„Dune: Part Two“ – Zwischen David Lean und Leni Riefenstahl
Denis Villeneuves Wüstenepos bietet spektakuläre Bilder, etwas Leerlauf und Ansätze von Komplexität
Bei der Pressetour zu „Dune“ scherzte Regisseur Denis Villeneuve über die größte Schwierigkeit bei den Dreharbeiten: Das kaum zu bändigende Haar seines jungen Hauptdarstellers Timothée Chalamat hätte ihm große Probleme bereitet. Und auch in der nun ins Kino kommenden Fortsetzung spielt Chalamets Haar eine große Rolle, dazu seine markanten Wangenknochen, die Villeneuve oft in weiches, warmes Licht taucht.
Immer wieder steht oder sitzt Chalamet als Paul Atreides auf Dünen, blickt versonnen in die Ferne und hadert mit der Frage, ob er nun der Messias ist oder nicht. Gerade diese Selbstzweifel verstärken den Glauben an den jungen Helden, man kennst das aus Messias-Geschichten wie „The Matrix“ und natürlich „Das Leben des Brian“, wo einst Brian wie nun Paul felsenfest behauptete, nicht der Messias zu sein. Woraufhin seine fanatischen Anhänger natürlich sagten: „Nur der Messias verneint, der Messias zu sein! Er ist der Messias!“ Ganz so humorvoll wie einst Monty Python geht es in „Dune, Part 2“ allerdings nicht zu, denn Denis Villeneuve hat aus der zweiten Hälfte des ersten von sechs Romanen Frank Herberts (im Shop) einen Film gedreht, der sich sehr ernst nimmt und das in jedem Moment auch zeigt.
Gut, die Geschichte beginnt auch mit den Folgen eines Genozids, bei dem die Mitglieder des Hauses Atreides fast vollständig vernichtet wurden. Paul und seine Mutter Jessica (Rebecca Ferguson) finden in der Wüste Unterschlupf, wo sie von Stilgar (Javier Bardem), dem Anführer der Fremen beschützt werden. Dieser glaubt fest an die Prophezeiung, das einst ein Messias kommen wird, um die Fremen aus der Unterdrückung durch das Haus der Harkonnen zu befreien. Dieses wird angeführt vom übergewichtigen Baron (Stellan Skarsgard), dessen Neffe Feyd-Rautha (Austin Butler) ein komplett unbehaarter Sadist ist. So sonnig und sandig die Welt von „Dune“ ist, so schwarz-weiß wirkt die Welt von Harkonnen, wo Villeneuve in einer Mischung aus Leni Riefenstahl und „Gladiator“ lustvoll mit faschistischer Bildsprache arbeitet.
Bei dieser Dichotomie aus gut und böse bleibt es aber nicht, Paul findet sich auch zwischen zwei Frauen, einer Prinzessin (Florence Pugh) und der Stammeskriegerin Chani (Zendaya) und als wäre das nicht genug, wird das Ganze auch noch durch die Machenschaften eines uralten Nonnenordens verkompliziert, die Bene Gesserit, deren Mitglieder die Zukunft erahnen, Gedanken manipulieren können und dementsprechend finstere, schwer zu durchschauende Pläne aushecken.
Wenn sich all das wie eine Variante von „Star Wars“ anhört, nur ohne lustige Robotor und Ewoks, stimmt das genau, nur umgekehrt: Die Romanwelten von Frank Herbert waren George Lucas’ größte Inspiration, die wiederum zahllose andere Science-Fiction-Filme beeinflussten. Was nun dazu führt, das „Dune“ sich wie ein Abklatsch anfühlt, der zwar oft spektakuläre Bilder bietet, aber eben auch wie ein Best Of-Sci-Fi wirkt.
Gerade in der ersten Hälfte des 166 Minuten langen Films plätschert die Handlung dann auch eher dahin, so schön die in der saudischen Wüste gedrehten Bilder auch sind: Irgendwann hat man sich sattgesehen und freut sich dann umso mehr über die spektakulären Kampfszenen, die folgen. Bei all dem Bombast gerät die im Roman noch so entscheidende Frage, ob denn Paul tatsächlich der Massias ist oder nur eine Art sich selbst erfüllende Prophezeiung, die einst von den Bene Gesserit in die Welt gesetzt wurde, um die Fremen zu kontrollieren, etwas in den Hintergrund. Am Ende gibt dann Chalamet ein wenig zu gewollt den unbeirrbaren Anführer, der sein Volk in den Krieg gegen die anderen Häuser führt – aber: Forstzung folgt. Denn leider ist auch „Dune: Part Two“ kein ganzer Film, sondern nur der Mittelteil einer intendierten Trilogie. Beim zu erwartenden Erfolg heißt es dann in drei oder vier Jahren: „Dune: Messiah“, Kenner der Romane wissen ja schon, wie das endet …
Dune: Part Two • USA 2024 • Regie: Denis Villeneuve • Darsteller: Timothée Chalamet, Zendaya, Rebecca Ferguson, Josh Brolin, Austin Butler, Florence Pugh, Dave Bautista, Christopher Walken, Léa Seydoux • Kinostart: 29. Februar
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