Fehlt da was?
„The Returned“ – Ein Zombie-Film ohne Zombies
Kaum ein Genre erfreute sich in den letzten Jahren solcher Beliebtheit wie der Zombie-Film. Vom Mega-Blockbuster „World War Z“ über eine Fernsehserie wie „The Walking Dead“ bis zu immer neuen Varianten des „…of the Dead“ zu nennenden Mini-Genres: „Shaun of the Daed“ = Zombies als Komödie, „Juan of the Dead“ = Zombies auf Kuba, „Goal of the Dead“ = Zombies beim Fußball.
Ähnlich wie der Vampir-Film hat auch der Zombie-Film im Lauf der Jahrzehnte seine Regeln geändert, von langsamen, tumb daher taumelnden Kreaturen in „Night of the Living Dead“, zu den rasend schnellen Wesen in „28 Days Later“ bis zu den Slackern in „Shaun of the Dead“. So ausgereizt das Genre immer wieder scheint, so beliebt ist es doch als Metapher für alles Mögliche: Rassismus in „Night of the Living Dead“, die exzessive Konsumkultur in „Dawn of the Dead“, ganz allgemein für Seuchen und Plagen in unzähligen Varianten. In diese Kerbe schlägt auch „The Returned“ von Manuel Carballo, der zudem wohl der erste Zombie-Film ist, in dem nicht wirklich Zombies vorkommen.
Wie das funktioniert? Ganz einfach: In der Welt der Zurückgekehrten wurde ein Mittel gefunden, um den Virus zu stoppen, der Infizierte zu Zombies werden lässt. Doch die Wiedereingliederung in die Gesellschaft ist nicht leicht, die Vorurteile gegenüber den Infizierten ist groß, die Angst vor der unbekannten Krankheit riesig. So verstecken auch die Ärztin Kate und ihr Mann Alex die Tatsache, dass Alex infiziert ist und nur durch regelmäßige Einnahme eines Serums gesund bleibt. Doch eben dieses Serum wird zunehmend knapp und stellt die Gesellschaft vor dramatische Probleme: Wie geht man mit den Infizierten um und wie agieren diese selbst? Dass Kate Ärztin ist ermöglicht ihr den Zugang zu den letzten Reserven, doch bald sind auch diese aufgebraucht und Alex steht vor einer schwierigen Entscheidung.
Weniger ein Actiongeladener Spannungsfilm ist „The Returned“, als ein meist ruhiges Drama, dass deutliche, manchmal auch überdeutliche Metapher ist: Für die Vorurteile und Diskriminierungen, die sich mit dem HIV-Virus Infizierte Mitte der 80er Jahre ausgesetzt sahen, aber auch für die Aversionen, die arabischstämmigen Menschen in den Zeiten nach 9/11 oft ausgeliefert sind. Ein wenig didaktisch wirkt es teilweise, wie diese Themen verhandelt werden und dass der Verzicht auf „typische“ Zombie-Szenen nicht zuletzt dem geringen Budget geschuldet ist merkt man in vielen Momenten.
Doch Szenen wie die, in der Nick mit Freunden am Tisch sitzt und sich im Gegensatz zu seinen Freunden vehement für die Rechte der Infizierten, in die Gesellschaft zurückzukehren einsetzt, bevor er sich quasi als einer von ihnen outet, entschädigen für manche Schwäche. Ob der hier eingeschlagene Weg das Zombie-Genre in eine neue Richtung führt, oder „The Returned“ doch eher ein Solitär bleibt muss man abwartet, doch wer seinen Zombie-Film auch ohne viel Blut genießen kann, der ist bei Manuel Carballos Drama genau richtig.
„The Returned – Weder Zombies noch Menschen“ ist gerade auf DVD, Blu-ray und als VOD erschienen.
The Returned • Spanien/ Kanada 2013 • Regie: Manuel Carballo • Darsteller: Emily Hampshire, Kris Holden-Ried, Shawn Doyle



Bilder: Ascot Elite Home Entertainment
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