9. Juli 2023 1 Likes

„Kizazi Moto“ – Eine Serie nicht über, sondern aus Afrika

Zehn afrofuturistische, animierte Kurzfilme zeigen spannende Einblicke in einen diversen Kontinent

Lesezeit: 3 min.

Als „schwarzer Kontinent“ wird Afrika immer noch viel zu oft betrachtet, als monolithisches Gebilde, das irgendwie nicht so recht zu Potte kommt, wo Warlords Kindersoldaten ausbilden, Menschen in Lehmhütten leben und neben Giraffen oder Elefanten stehend Sonnenuntergänge bewundern. „Afrika ist kein Land“ lautet dann auch der Titel des gerade erschienenen wütenden, pointierten Pamphlets des nigerianischen Autors Dipo Faloyin, der aufzeigt, wie divers und verschieden es in den 54 Ländern des Kontinents, mit gut 1,4 Milliarden Bewohnern, die 2000 verschiedene Sprachen sprechen zugeht.

Dazu passend gibt es nun bei Disney+ ein aus zehn Kurzfilmen bestehendes Programm, das von Regisseuren und Regisseurinnen aus sechs afrikanischen Ländern stammt: Simbabwe, Uganda, Südafrika, Nigeria, Kenya, und Ägypten. „Kizazi Moto“ lautet der Titel, was in der Bantusprache Suaheli „heiße Generation“ bedeutet. Zehn Kurzfilme, die sich beim Afrofuturismus bedienen, aber auch bei einheimischen Mythen und Geschichten, vor allem aber bei Motiven der internationalen Science-Fiction.

Jeweils rund 12 Minuten kurz sind die Filme und erzählen Geschichten, in denen junge Menschen, teilweise auch Kinder, mit einer Aufgabe konfrontiert werden und im Laufe der Erzählung den Wert der Gemeinschaft schätzen lernen, nicht zuletzt aber auch ihre Traditionen. Etwas schlicht mutet das zwar bisweilen an, vor allem aber auch erstaunlich generisch, wenn in dem südafrikanischen „Surf Sangoma“ etwa eine futuristische Stadt Schauplatz ist, die genauso aussieht, wie zahllose futuristische Städte aus zahllosen Marvel- oder ähnlichen Filmen. Wie sehr im Bereich der Fantasy und Science-Fiction inzwischen eine internationale Bildsprache vorherrscht, eine Ideenwelt, in der die immer gleichen Geschichten über Roboter, Androiden oder andere Fabelwesen erzählt werden, erstaunt dann doch.

Einen speziell afrikanischen Touch lässt sich in vielen der Kurzfilmen dennoch feststellen: „Herderboy“ etwa spielt in einem futuristischen Uganda, in dem der titelgebende Herdenjunge Cyborg-Rinder gegen tödliche Geister bewachen muss. In „Moremi“, einem Film aus Nigeria, wird auf die mythologische Figur der Yoruba Königin Moremi Ajasoro Bezug genommen, und die Episode „Mukudzei“ aus Simbabwe endet im Schatten der legendären Ruinen des Landes, die zu den ältesten Steinbauten südlich der Sahara zählen.

Unweigerlich muss man bei den zehn Folgen an die beiden „Black Panther“-Filme denken, die oft ähnliche futuristische Motive mit afrikanischen Mythen vermischten, allerdings mit einem fundamentalen Unterschied: Die Macher von „Black Panther“ waren Afroamerikaner, die also von Außen auf Afrika blickten, wie es Hollywood in den letzten Jahren immer häufiger tut. „Kizazi Moto“ ist dagegen ein Projekt, das direkt aus Afrika selbst kommt. Initiiert vom südafrikanischen Animationsstudio Triggerfish, mit Hilfe des „Spiderverse“-Regisseur Peter Ramsey bei Disney untergebracht, die im Bemühen um Diversifikation zunehmend auch in sich entwickelnde Märkte investieren.

Dass Ergebnis kann sich sehen lassen, inhaltlich, aber auch stilistisch. Die zehn Filme bedienen sich unterschiedlicher Animationstechniken, zwar nicht so experimentell wie etwa im vergleichbaren „Animatrix“-Projekt, aber in einer Vielfalt, die überrascht. Mal eher fotorealitisch, mal bonbonbunt, mal abstraktere Farbschemen verwendend, mal sand- und ockerfarben geprägt. Eine stilistische Vielfalt, die der Vielfalt des afrikanischen Kontinents gerecht wird, der nur in der Wahrnehmung des Westens ein kultureller Monolith ist, in Wirklichkeit aber abwechslungsreich, vielfältig und modern.

Kizazi Moto: Generation Fire • zehn Folgen, je circa 12 Minuten • jetzt bei Disney+

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.