„Maze Runner“: Die Review
Die Auserwählten im Labyrinth
Dunkelheit, bedrohliches Rattern, unmenschliche Geräusche, ein Lift, schließlich eine Lichtung, ein Haufen Jungs und große Verwirrung. Dem Zuschauer geht es zunächst nicht anders als der anfangs noch namenlosen – und später als Thomas identifizierten – Hauptfigur (Dylan O’Brien) des Maze Runner: Er hat – zumindest wenn er die zugrundeliegende Young Adult-Trilogie von James Dashner nicht kennt – keine Ahnung, wie ihm geschieht. Und das wird bis fast zum Ende des in den USA bereits höchst erfolgreich gestarteten Panem-Konkurrenten so bleiben. Letzterer gibt uns zumindest – wie auch die ähnlich gelagerten Divergent und The Giver – Anhaltspunkte für das teilweise recht brutale Geschehen. Im Regelfall hat Krieg oder eine andere Katastrophe die Gesellschaftsordnung auf den Kopf gestellt bzw. ein System entstehen lassen, in dem jeder seinen Platz hat, und sei es als Opfervieh in medial ausgeschlachteten Kampfarenen. Nicht so hier!
Im Maze Runner sind wir buchstäblich Lost. Denn warum die – ausschließlich Jungs – seit drei Jahren und Monat für Monat per Lift auf der rundum abgeschossenen Lichtung angesetzt werden, das weiß hier niemand. Nur, dass das Überleben erleichtert wird, wenn auch hier – siehe oben – jeder seinen Platz kennt. Der Herr der Fliegen lässt bei der Gelegenheit übrigens auch schön grüßen. Ein paar dieser Plätze sind den sogenannten Maze Runners vorbehalten, die seit Jahren die Lichtung verlassen, um das rundum abschließende Labyrinth zu erforschen, das sich täglich von Neuem auftut, gleichzeitig aber stetiger Transformation unterworfen ist. Schnell müssen sie sein, um ihren Kartografiejob bis zum Abend abzuschließen. Und furchtlos, weil ebendort ungeheuerliche Kreaturen auf sie lauern. Und freilich fällt es ausgerechnet Thomas zu, einen der Runner zu retten und eines der Viecher zu erlegen. Das führt zu hierarchischen Turbulenzen in der Gruppe. Zumal plötzlich ein junges Mädchen auftaucht, das Thomas zu kennen scheint. Beide teilen sich schemenhafte Erinnerungen an die Vergangenheit, die Antworten auf vor allem zwei Fragen liefern könnten: Warum sie hier sind. Und wie sie den Ort schnellstmöglich wieder verlassen können.
Philip K. Dick-Fans werden im Plot Spuren seines Irrgarten des Todes erkennen, aber das ist – zumal bei einer Hauptzielgruppe, der allenfalls dessen Blade Runner (im Shop) und Minority Report ein Begriff sind - nicht weiter schlimm. Zumal Regisseur Wes Ball sein dystopisches Schäflein im Zuge der Auflösung längst ins Trockene gebracht hat. Denn seine Mischung aus Lost, Herr der Fliegen und eben dem Irrgarten des Todes umgeht viele der Fallen, in welche die jüngsten Young-Adult-Adaptionen oft gelaufen sind, indem sie sich erstens den oberlehrerhaften Erklärbärton spart, zweitens mit den Mechanismen des Horrorfilms spielt (die Jagdszenen im Labyrinth dürften für manchen Teenager zu viel des Adrenalinkicks sein) und drittens nicht davor zurückscheut, sein jugendliches Personal im Dienst einer reichlich fatalistischen Geschichte gerne auch mal zu opfern. Anders als der weichgezeichnete Giver oder der paramilitärische Werbeclip Divergent verlässt sich Maze Runner auf das ihm zugrunde liegende Mysterium und auf die Mechanismen des Genres. Und schafft mit teils wirklich eindrucksvollem Set-Design die Grundlage für Fortsetzungen, die in Anbetracht der Einspielzahlen nur eine Frage der Zeit sein dürften. Die wir dazu nutzen wollen, ein paar der sich auftuenden Logiklöcher und Fragen (Dutzende junge Männer mit Hormonstau, ein einziges Mädchen und keine diesbezüglichen Probleme? Come On!) schnell wieder zu vergessen. Damit wir uns unvoreingenommen schon jetzt auf die Brandwüste einstellen können.
Maze Runner - Die Auserwählten im Labyrinth startet am 16.10. in unseren Kinos.
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