„Mission: Impossible – The Final Reckoning“ – Es ist vollbracht
Tom Cruise lässt sich endgültig als Messias inszenieren
Uff. Erschöpft fühlt man sich als Zuschauer nach den 169 Minuten, die „Mission: Impossible – The Final Reckoning“ braucht, um die fast 30 Jahre alte Reihe zu einem zumindest vorläufigen Ende zu bringen. Zumindest der inzwischen 62-jährige Tom Cruise dürfte nicht mehr in die Rolle des Superagenten Ethan Hunt schlüpfen und sich im nun anbrechenden Herbst seiner Karriere wieder auf etwas bodenständigere Rollen konzentrieren.
Vermutlich ist es Projektion, wenn man im allerletzten Bild der Reihe, das natürlich Cruise zeigt, auch auf dem Antlitz des Stars und Produzenten der Erfolgsfilme ein wenig Erleichterung verspürt. Es muss ja auch ganz schön anstrengend sein, für immer wieder neue, halsbrecherische Actionszenen seine Gesundheit aufs Spiel zu setzen, um dem Publikum immer neue, immer extremere Stunts zu bieten. Im Nachhinein muss man allerdings sagen, dass mit dem wahrlich spektakulären Herumlaufen an der Außenwand des Burj Khalifa in Dubai, der seitdem unerreichte Höhepunkt von Cruise’ Wahnsinn erreicht war.
Schon der Motorradsprung aus „MI7“ war im Vergleich eine Enttäuschung, und auch in „MI8“ bleibt die Action im Vergleich zum Rest der Serie eher flach: In ein flutendes U-Boot eindringen, um einen Computer-Server anzuzappfen? Auf den Flügeln eines Doppeldeckerflugzeuges herumturnen und dabei den Bösewicht verprügeln? All das stellt Ethan Hunt nicht wirklich vor Probleme, wirkt dementsprechend auch eher routiniert heruntergedreht, auch wenn es natürlich dank des schier gigantischen Budgets von kolportierten 400 Millionen Dollar in jeder Einstellung phantastisch aussieht.
Bevor wir es vergessen: Eine Handlung gibt es auch, die ein wenig stringenter verläuft als die von „MI7“, allerdings wie so oft sehr lange braucht, um in die Pötte zu kommen. Viel Zeit wird damit verbracht, Ethan und seine Getreuen – Simon Peggs Benji, Ving Rhames’ Luther, dazu die relativen Neulinge Grace (Haley Atwell), Paris (Pom Klementieff) und Degas (Grag Davis) – dabei zuzusehen, wie sie die elaborierten Pläne ihres Gegners, der alles behrrschenden KI The Entity zu erläutern und dann mindestens so ausführlich zu erklären, auf welch komplizierte und eigentlich, ja, unmögliche Weise man gedenkt, die Welt zu retten.
Dass es um das Überleben der Menschheit geht wird immer wieder betont, vor allem aber, dass allein Ethan der Mensch ist, der dazu auserwählt ist – so heißt es tatsächlich wortwörtlich – die Welt zu retten. So sehr ist Tom Cruise inzwischen mit seiner Rolle verschmolzen, dass man da das Gefühl hat, einem arg narzisstischen Schauspielers zuzusehen, der als Produzent seinem ausführenden Autor und Regisseur Christopher McQuarrie natürlich ganz genau vorschreiben kann, dass er doch selbst gerne im Mittelpunkt stehen will.
So wie Hunt die Welt rettet, scheint Cruise das Kino retten zu wollen, zumindest jene Form des Kinos, das nach gigantischen Leinwänden und bombastischem Sound verlangt, um als Überwältigungsmaschine zu funktionieren, so wie der Kinntop seit 130 Jahren, vor allem in den guten, alten analogen Zeiten. Ein wenig ironisch mutet es da an, dass ausgerechnet eine KI der Gegner ist, eine Entität, die sich mittels des Internets in alle Bereiche der Sicherheitsarchitektur eingräbt, die Kontrolle über die Rechner der Atommächte erlangt und vorgeblich nur mit analogen Methoden besiegt werden kann.
Von solcher analoger, handfester Action ist der finale „Mission Impossible“-Film weit entfernt. Wenn da die spektakuläre Einbruchsszene aus dem ersten Teil, als Cruise wie eine Spinne von oben abgeseilt wurde, um einen Computer anzuzapfen, zitiert wird (und ein alter Bekannter einen doch hübschen Auftritt bekommt), dann mag man nostalgisch werden: So bodenständig geht es inzwischen im Hollywood-Actionkino nicht mehr zu, die Eskalationsspirale hat dem Kino nicht unbedingt gut getan, vielleicht wäre der unvermeidliche Reboot der Mission Impossible-Reihe in ein paar Jahren Anlass, ein wenig das Tempo rauszunehmen. Man darf ja hoffen …
Mission: Impossible - The Final Reckoning • USA 2025 • Regie: Christopher McQuarrie • Darsteller: Tom Cruise, Hayley Atwell, Simon Pegg, Pom Klementieff, Ving Rhames • im Kino
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