17. Januar 2023

„Mona Lisa and the Blood Moon“ – Durch die Nacht in New Orleans

Auch in ihrem dritten Film sucht Ana Lily Amirpour nach der Balance zwischen Stil und Story

Lesezeit: 3 min.

Auch schon wieder fast zehn Jahre ist es her, dass die in England geborene, iranisch stämmige Filmemacher Ana Lily Amirpour mit ihrem Langfilmdebüt „A Girl Walks Home Alone At Night“ für Aufsehen sorgte. Mit wenig Geld und viel Stilbewusstsein variierte sie damals bekannte Motive des Vampirfilms zu etwas neuem, ungewöhnlichem, das sich für zusätzliche Lesarten anbot, da es in einer fiktionalisierten Version des Iran spielte.

Auf dem Festivalzirkus sorgte dieses Debüt für erhebliche Begeisterung, mit den heutzutage fast zwangsläufigen Konsequenzen: Netflix gab der Regisseurin Geld, Stars von Keanu Reeves über Jason Mamoa bis Jim Carrey wollten dabei sein, doch „The Bad Batch“ wirkte gleich viel weniger originell als das Debüt.

Wieder einige Jahre später hat Ana Lily Amirpour dann ihren dritten Film „Mona Lisa and the Blood Moon“ gedreht, der immerhin beim Filmfestival von Venedig im Wettbewerb gezeigt wurde, jedoch nur bedingt als Rückkehr zu alten Qualitäten bezeichnet werden kann.

Erneut ist die Hauptfigur eine Außenseiterin wie sie im Buche steht: Mona Lee (die koreanische Schauspielerin Jeon Jong-seo) ist seit 12 Jahren in einer psychiatrischen Klinik eingesperrt, warum genau bleibt wie so vieles offen. 22 Jahre alt ist sie inzwischen und beschließt nun zu fliehen. Dank ihrer telekinesischen Fähigkeiten ist das auch kein großes Problem, doch schnell muss sich Mona Lee fragen, ob die Welt außerhalb der Klinik nicht ebenso verrückt ist wie das Leben hinter hohen Mauern.

Zumal sie sich in den eher schmierigen Vierteln von New Orleans rumtreibt, wo sie bald auf einem Parkplatz die Stripperin Bonnie (Kate Hudson) kennenlernt, die Mona Lee bei sich und ihrem elfjährigen Sohn Charlie (Evan Whitten) aufnimmt. Die telekinesischen Fähigkeiten Mona Lees werden bald als Mittel benutzt, um Bankautomaten zu knacken, was den Polizisten Harold (Craig Robinson) auf ihre Spur bringt.

Viele Motive von „Mona Lisa and the Blood Moon“ muten bekannt an, man denkt an die Outsider-Filme von Harmony Korine, Jim Jarmush hat überdeutlich Pate gestanden, New Orleans-Filme bilden inzwischen ohnehin fast so etwas wie ein eigenes Genre im amerikanischen Kino. Wo reiht sich da Ana Lily Amirpour ein, was hat sie dem Sujet, dem Schauplatz neues hinzuzufügen? Im Kern wenig: Sie variiert die klassische Außenseiterstory, begnügt sich damit, möglichst seltsame Figuren zu zeigen, die sich natürlich möglichst seltsam verhalten.

Am Ende lebt „Mona Lisa and the Blood Moon“ in allererster Linie von seinem Stil, seiner Atmosphäre, die mit großen Stilbewusstsein und viel Musik evoziert wird. Substanzielles über echte Menschen und echte Emotionen hat Ana Lily Aminpour auch mit ihrem dritten Film nicht zu sagen. Auch wenn sie selbst inzwischen schon Mitte 40 ist, macht sie Filme wie eine 25jährige, begnügt sich mit Stil, der die Story in jedem Moment überstrahlt. Gut sieht das ohne Frage aus, ein wenig oberflächlich ist es aber auch.

Mona Lisa and the Blood Moon • USA 2021 • Regie: Ana Lily Amirpour • Darsteller: Jeon Jong-seo, Kate Hudson, Craig Robinson • Auf Blu-ray, DVD & digital • Abb.: Weltkino Filmverleih

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.