„The Penguin“ – Ist es eine Serie? Ist es ein Film?
Ein Batman Spin-Off, das nicht recht weiß, was es sein will
Einen weiten Weg ist die Figur des Penguin gegangen, seit jener legendären 60er Jahre TV-Serie, in der Burgess Meredith – ja, der spätere Trainer von Rocky – den Ganoven Oswald Chesterfield Cobblepot als mit Zylinder und Frack bekleidete Witzfigur gab, der nur durch seine lange, spitze Nase aus der Reihe fiel. Viele Jahre später, als das Genre der Comicverfilmung langsam durch Tim Burton schlagartig zum Kassenschlager wurde, spielte Danny DeVito in aufwändiger Maske einen tragischen Schurken, der zwar finstere Absichten hatte, aber dank einer schweren Kindheit traumatisiert und fast schon mehr Opfer als Täter war.
Während Christopher Nolan in seiner Dark Knight-Trilogie auf den Pinguin verzichtete, tauchte die Figur in Matt Reeves nur „The Batman“ betitelter Neuauflage wieder auf: Hinter dicken Schichten von Makeup war der irische Star-Schauspieler Colin Farrell zwar kaum zu erkennen, hinterließ aber so viel Eindruck, das er nun gleich als Star einer eigenen Spin Off-Serie agieren darf. Auf Grund ihrer Herkunft ist diese zwar im weitesten Sinne dem Bereich der Comicverfilmung oder des Superhelden-Genres zuzuordnen, gibt sich aber alle Mühe diese Herkunft zu negieren.
Kurz nach den Ereignissen von „The Batman“ setzt „The Penguin“ an, also kurz nach dem Tod von Gangsterboss Carmine Falcone, dessen Ableben ein Vakuum in der Unterwelt Gotham Citys verursacht hat. In diese Lücke würde gerne Oz Cobb schlüpfen, den der erneut kaum zu erkennende Farrell als machtgierigen Gangster spielt, der auf Grund seines eher derben Äußeren um Anerkennung und ja, Liebe, kämpft. An seine Seite gesellt sich bald der junge Rumtreiber Victor Aguilar (Rhenzy Feliz), der in der Nähe zu Oz gleichzeitig eine Gefahr für Leib und Leben erkennt, aber auch eine Chance, sich aus den ärmlichen Verhältnissen zu befreien in denen er lebt.
Auf dem Weg nach oben hat es Oz vor allem mit Sofia Falcone (Cristin Milioti) zu tun, die Tochter von Falcone, die gerade aus dem Arkham Asylum entlassen wurde. Eine Frau in der von Machoattitüden geprägten Gangsterwelt, ebenso eine Außenseiterin wie Oz, zwei machtgierige Figuren, die sich gegenseitig brauchen, sich aber berechtigterweise nicht über den Weg trauen.
Aus dieser Figurenkonstellation speist sich die Spannung, die Showrunnerin Lauren LeFranc in acht gut einstündigen Episoden hochzuhalten versucht. Versucht, denn wie so oft in dieser Ära des Streaming-Fernsehens, wirkt auch „The Penguin“ wie eine Miniserie oder – je nach Erfolg – erste Staffel, die sich nicht recht entscheiden kann, in welchem Erzählformat sie sich denn nun eigentlich befindet.
So düster die Atmosphäre, so braun und schwarz die Farbpalette (auch wenn die Qualität der beeindruckend stimmungsvollen Kameraarbeit von „The Batman“ natürlich nicht erreicht wird), viele Szenen wirken ausgewalzt und unnötig in die Länge gezogen. Erzählerischer Sog stellt sich nur langsam ein, denn auch wenn in einem vorgeblich seriellen Format erzählt wird, scheint der Handlungsbogen eher über die gesamten acht Folgen zu reichen, was jedoch das Problem aufwirft, das acht Stunden lange Filme eine aus gutem Grund nicht existierende Spezies sind.
In einer Ära, in der Serien stilistisch oft wie Filme aussehen (und ebenso teuer sind wie große Blockbuster) und in der es Kinofilme wie Kevin Costners „Horizon“ gibt, die erzählt sind wie eine TV-Serie, sitzt auch „The Penguin“ etwas unglücklich zwischen den Stühlen. Atmosphärisch oft nah am Kino, erzählerisch dagegen ausufernd lang erzählt, aber dann doch nicht mit Erzählbögen, die nicht nur die gesamte Staffel tragen, sondern auch die einzelnen Folgen für sich stehen lassen. Dass dem Charakter zudem jeglicher Humor ausgetrieben wurde, mag man dagegen als Zeichen der Zeit hinnehmen, auch wenn selbst die Figuren im deutlichsten Vorbild, der legendären Mafia-Serie „The Sopranos“, mehr zu lachen hatten.
The Penguin • USA 2024 • Creator: Lauren Le Franc • Darsteller: Colin Farrell, Rhenzy Feliz, Cristin Milioti • Bei Sky/Wow, acht Folgen, jeden Sonntag eine neue
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