30. Mai 2019 1 Likes 1

Reptilien im Nebel

„Godzilla II: King of the Monsters“ ist so angenehm wie zwei Stunden im Regen stehen

Lesezeit: 3 min.

Gemeinhin wird ja vor allem Netflix vorgeworfen, Filme und Serien nicht von Menschen, sondern von Algorithmen schreiben zu lassen. Ein wirres und konfuses Produkt wie „Godzilla II: King of the Monsters“ weckt nun aber den Verdacht, dass es auch im großen Hollywood-Blockbuster-Kino immer weniger auf Sinn und Verstand, eine halbwegs nachvollziehbare Handlung oder gar interessante Charaktere ankommt, sondern nur noch darum, Programmpunkte abzuhaken.

Klar, nachdem Gareth Edwards Godzilla-Reboot allein an den Kinokassen gut eine halbe Milliarde Dollar umgesetzt hat, musste eine Fortsetzung her. Die natürlich nicht einfach eine Fortsetzung ist, sondern Teil eines größeren Universums, das Warner MonsterVerse nennt. Dazu gehörte auch die King Kong-Variante „Kong: Skull Island“, so dass dieser Film nur Vorspiel für das Treffen der Giganten ist, das in einem Jahr als „Godzilla vs Kong“ über die Leinwand rumpeln wird.

Einige der Schauspieler aus „Godzilla II“ werden dann wieder mit dabei sein, was ein wenig überrascht, denn die Zerstörungswut der Riesenechsen ist so groß, dass eigentlich binnen kürzester Zeit sämtliche Spuren menschlicher Zivilisation vernichtet sein sollten. Dass dem nicht so ist, hat wohl mit der Mythologie zu tun, die hier beschworen wird: Danach sind die in unterirdischen Verstecken hausenden Urzeitechsen, auch bekannt als Titane, nicht etwa eine grundsätzliche Bedrohung der Menschheit, sondern vielmehr notwendig, um das Gleichgewicht zu erhalten. Wann immer die Menschen ihren Planten zu sehr beanspruchen, durch Umweltzerstörung Ressourcen vernichten, kommen die Riesenechsen an die Oberfläche, wüten, zerstören und jagen den Menschen den nötigen Respekt ein. An sich eine hübsche Variante, die aber leider wie so vieles in Michael Doughertys Film Stückwerk bleibt.


Monster im Nebel. „Godzilla II: King of the Monsters“

Ebenso wie das überreiche menschliche Personal. Manche, wie der von Ken Watanabe gespielte Wissenschaftler Dr. Ishiro Serizawa, der voller Respekt von Godzilla spricht, sind aus dem ersten Teil bekannt, andere, wie Familie Russell sind Neuzugänge. Ihren Sohn haben sie während der Zerstörung von San Francisco verloren, seitdem hat sich Vater Mark (Kyle Chandler) in die Wildnis zurückgezogen und beobachtet Wölfe, während Mutter Emma (Vera Farmiga) an einem Gerät bastelt, mit dem sie per Sonarwellen mit den Riesenechsen kommunizieren kann. An ihrer Seite ist stets Tochter Madison (Millie Bobby Brown), die nie recht weiß, ob sie ihrem Vater oder der Mutter folgen soll.

Letztlich ist das aber auch egal, denn sämtliche menschlichen Protagonisten bleiben blass, stehen mal hier, mal da im Weg rum und sagen mehr oder weniger sinnlose Dinge. Die Stars des Films sind natürlich die Monster und da fährt Dougherty einiges auf: Neben Godzilla sind das etwa die Riesenmotte Mothra, der Aschevogel Rodan und vor allem King Ghidora, das dreiköpfige, fliegende Mega-Wesen, das gar ein Alien ist. Wenn diese Viecher aufeinander losgelassen werden macht „Godzilla II: King of the Monsters“ für Momente Spaß und wäre noch viel besser, wenn Dougherty und vor allem seine Spezialeffektcrew nicht stets einen dichten Nebel aus Gicht und Wasser um die Monster-Kämpfe legen würde. Statt sich in der schieren Lust an der Zerstörung zu suhlen, sich ganz der B-Picture-Möglichkeiten hinzugeben, wird auch in höchster Not noch von Umweltzerstörung und menschlichen Werten gefaselt.

Gleichzeitig zu viel und zu wenig ist dieser „Godzilla“, der ohne viel Sinn und Verstand ein Mega-Budget von 200 Millionen Dollar verbrät, nichts mit seinen potentiell tollen Schauspielern anzufangen weiß und auch mit der Riege an Monstern nur wenig. Am Ende dürfte das aber egal sein, ein Erfolg wird auch dieser Film werden, die richtigen Algorithmen anzuticken reicht dazu aus.

„Godzilla II: King of the Monsters“ startet am 30. Mai im Kino. Abb.: Warner

Godzilla II: King of the Monsters • USA 2019 • Regie: Michael Dougherty • Darsteller: Vera Farmiga, Kyle Chandler, Millie Bobby Brown, Ken Watanabe, Sally Hawkins

Kommentare

Bild des Benutzers Manfred Kreuzwirth

Es ist so Schade, ich habe mich auf diesen Film seit Wochen wirklich gefreut, aber nach diesen
Lesezeit: 3 min., kann ich das jetzt in die Tonne treten.

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