25. August 2021

„Sky Sharks“: Haie, Nazis, Zombies …

… und sonst nichts

Lesezeit: 3 min.

Wer in den 1990er-Jahren seine Jugend durchlitten und sich zudem damals schon für abseitige Filmkost interessiert hat, wird vermutlich irgendwann mal mit den Auswüchsen des deutschen Amateurhorrorfilms in Berührung gekommen sein. Der Vorreiter war zum Dekadenwechsel Andreas Schnaas mit „Violent Shit“ (wirklich exakt das, was der Titel verspricht), viele weitere Ergüsse folgten, in denen fürchterlich frisierte Halbstarke sich im Schrebergarten der Eltern mit Innereien aus der Metzgerei austobten, allerdings amüsierte das Endergebnis die Macher meist mehr als das Publikum, was letzteres aber trotzdem nicht davon abhielt oft obszöne Preise für entsprechende Veröffentlichungen hinzublättern, denn die Bundesprüfstelle wurde recht schnell auf das Schrebergartentreiben aufmerksam, zog den ein oder anderen Film ein und wir wissen ja, wie es ist: Was wir nicht dürfen, wollen wir erst recht.


Kann mir jemand mal den Weg zum Klo zeigen? - Sky Sharks

Sky Sharks“-Regisseur Marc Fehse machte sich in dieser Szene jedenfalls erstmals mit einem Auftritt in pornoesken „Der Todesengel“ (1998) bemerkbar und sorgte dann mit „Mutation“ (1999), der inhaltlich irgendwas von einem Kampfstoff namens K7B und schief gegangenen Nazi-Experimenten daherfaselt, bei der Blutgemeinde für immerhin soviel Eindruck, dass noch zwei Fortsetzungen folgten, allerdings gedreht von jemanden anderen. Beworben wurde der ganze Unfug vom Magazin „Gory News“ – damals so was wie die heilige Schrift für Gedärmefans.

Ich will das alles nicht nachträglich schlecht reden. Wir waren jung, wir waren blöd, auch ich hab den ganzen Kram geguckt (wenngleich meist mit einem Finger auf der Vorspultaste) und zumindest einen der Jungs, Olaf Ittenbach, konnte man durchaus Talent bescheinigen, wenn es darum ging, überzeugende Effekte zusammenzuschustern. Doch wie gerade Ittenbachs jüngst gescheitertes Crowdfunding-Projekt „Levizia“ zeigt: Das Publikum ist mittlerweile erwachsen geworden, die Macher allerdings eher weniger.


Wer hat hier was von schwulen Haien gesagt? - Sky Sharks

Womit wir bei „Sky Sharks“ (co-finanziert vom damaligen „Gory News“-Betreiber Yazid Benfeghoul) sind: Mit dem bereits 2015 angekündigten Projekt wollte man wohl ursprünglich vom durch „Iron Sky“ (2012) und „Sharknado“ (2013) entfachten Trash-Hype partizipieren und da der eine Film Nazis als Antagonisten bemüht und der andere Film fliegende Haifische, während man selbst sich am liebsten in Zombiegefilde tummelt, lag der Gedanke natürlich nahe alles drei einfach zu verquirlen – und das ist dann tatsächlich die ganze Handlung: Untote Nazi-Zombies treiben auf fliegenden Haifischen ihr Unwesen. „Sky Sharks“ hätte als fünfminütiger Kurzfilm vielleicht noch funktioniert, aber die Prämisse wird hier auf gnadenlose 103 (!!!), sich viel zu ernst nehmende Minuten – unter anderem mit ewig langen Erklärbär-Rückblicken (wieder was mit missglückten Experimente, wieder was mit K7B) – wirklich g.n.a.d.e.n.l.o.s ausgewalzt.

Und so hört man talentfreie Darsteller beim Rauspressen ihrer Holzbrett-Sätze zu, ist angenervt vom „Soundtrack“ (irgendwelche Elektro-Tracks vom Ramschtisch, die völlig planlos rein- und rausgefadet werden), fragt sich ob von den Machern je jemand was von Color Grading gehört hat (der Film sieht nicht nur grausig aus, da passt auch nichts zusammen) und sehnt sich angesichts von größtenteils billigstem Computerdauergesplatter nach dem Gemansche von damals. Das Budget soll fünf Millionen Euro betragen haben? Auf der Leinwand ist von dem Geld jedenfalls kaum etwas zu sehen.


Früher waren Avon-Berater netter zu ihren Kundinnen - Sky Sharks

Der Umgang mit Kritik passt da natürlich prima ins Bild: Als vor ein paar Tagen der allseits beliebte Youtuber Robert Hofman eine Kritik veröffentlichte, wurde Hofmann von dem Machern auf der offiziellen Seite des Films (!) auf das Allerübelste angegangen (mehr dazu siehe im unten verlinkten Video) und das obwohl eigentlich sogar eine professionelle Marketingagentur engagiert wurde, um der Presse den Murks irgendwie schmackhaft zu machen.

Jedenfalls: Ein sicherer Kandidat für die Krönung zum Gurkenkönig 2021 – unvorstellbar, dass das noch jemand toppt!

Abb.: MFA+Filmdistribution

„Sky Sharks“ (Deutschland 2020) • Regie: Mark Fehse • Darsteller: Oliver Kalkofe, Detlef Bothe, Naomi Grossman, Amanda Bears, Michaela Schaffrath, Ralf Richter, Tony Todd • ab 26.8. im Kino

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