21. Juni 2021 1 Likes

„Solos“ - Allein vor Monitoren

Eine Corona-Serie

Lesezeit: 3 min.

Filme oder Serien, in denen die langsam zu Ende gehende Corona-Pandemie explizit thematisiert wurden sind im Laufe des letzten Jahres rar geblieben. Der von Michael Bay produzierte „Songbird“ war ein seltener Versuch, das Leben unter einer Pandemie zu thematisieren, im Gewinner des Goldenen Berlinale Bären „Bad Luck Banging or Loony Porn“ liefen immerhin Menschen mit Mundschutz durch die Straßen Bukarests, relevant für die Geschichte war das jedoch eher bedingt. In guter Erinnerung wird Doug Limans Home Office-Heist Film „Locked Down“ bleiben, in dem Anne Hathaway die Hauptrolle spielte.

Anne Hathaway ist nun zufällig auch in der von David Weil erdachten Anthologie-Serie „Solos“ zu sehen, die nun bei Amazon Prime zu streamen ist. In sieben Folgen ist jeweils ein mehr oder weniger bekannter Schauspieler bzw. eine Schauspielerin zu sehen, mal in vage futuristischen Sets, mal in ganz banalen Hotelzimmern oder Laboren. In letzterem spielt gleich die erste Folge, in der nicht nur Anne Hathaway zu sehen ist, sondern gleich diverse Versionen der Schauspielerin, die aus der Zukunft mit sich selber spricht. Was bedeutet, dass sie das Rätsel der Zeitreisen gelöst hat, an dem sie arbeitet, wenn sie nicht gerade um ihre schwerkranke Mutter besorgt ist. Tod und Trauer ist so etwas wie das verbindende Element der Episoden, wenn man mag, kann man hier auch einen Bezug zu Corona sehen, die viel zu viel vor Monitoren verbrachte Zeit, all die Skype- und Zoom-Gespräche, das Hadern mit dem Umständen, im schlimmsten Fall auch Todesfälle.

Starke Schauspieler hat Weil für sein Experiment an Land gezogen, das er erst letzten Mai geschrieben und im Winter gedreht hat: Anthony Mackie taucht als Mann auf, der einen Klon seiner selbst bestellt hat, Helen Mirren sitzt in einem Raumschiff, am Ende Morgan Freeman auf einer Couch am Strand. In dieser Episode wird ihm ein leibhaftiges Gegenüber zur Seite gestellt, ansonsten sind die Episoden wie der Titel verrät Solostücke. Also eine der schwierigsten Formen des Schauspiels, die gerade im Science-Fiction-Bereich erstaunlich häufig variiert wird, nicht unbedingt in Ridley Scotts „Marsianer“, wo durch häufige Schnitte zur Basisstation das Gefühl der Einsamkeit reduziert wird, schon eher in Duncan Jones „Moon“ oder auch im zweiten Teil von Stanley Kubricks „2001.“ Hier liegt der Fokus allerdings auf den Bildern, der Atmosphäre, während in Weils kaum halbstündigen „Solos“-Episoden in einem fort geredet wird. Und das meist nicht besonders pointiert, stets irgendwie existenzialistisch mäandernd, den Sinn des Lebens umkreisend.

Wo stilistisch und inhaltlich so wenig zu holen ist, auch kein die einzelnen Folgen verbindender roter Faden zum Anschauen sämtlicher Folgen verleiten könnte, bleiben also nur die Schauspieler. Wenn man etwa ein unbändiger Anne Hathaway-Fan ist, wird man in der entsprechenden Folge mit gleich drei Hathaways verwöhnt. Schätzt man die Actrice jedoch nicht, dürfte es schwer zu ertragen sein, eine Hathaway mit einer anderen diskutieren zu sehen.

Was auch immer von Corona bleiben wird, welche kulturellen Spuren die Pandemie auch hinterlässt: David Weils Serie wird nicht dazu gehören

Solos • USA 2021 • Creator: David Weil • Darsteller: Morgan Freeman, Helen Mirren, Anne Hathaway, Uzo Aduba, Constance Wu, Nicole Beharie, Dan Stevens, Anthony Mackie • sieben Folgen, jetzt bei Amazon Prime

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