„Star Wars: Skeleton Crew“ – Jetzt wirklich mit und für Kinder
Star Wars geht neue und tatsächlich einmal ungewöhnliche Wege
So groß der Hunger nach neuem „Star Wars“-Stoff auch sein mag: Gerade eingefleischten Fans können es die Macher, egal ob sie nun George Lucas, J.J. Abrams oder Rian Johnson hießen, kaum recht machen. (Von den weiblichen Star Wars-Macherinnen ganz zu schweigen, die es scheinbar unerhörter Weise wagten, auch mal von Frauen als Hauptfiguren zu erzählen!) Hielt man sich zu nah an die Originalfilme war es nicht recht, versuchte man Neues, irgendwer fand immer ein Haar in der Suppe. So wird es zwar auch bei der von Jon Watts und Christopher Ford erdachten neuen Serie „Star Wars: Skeleton Crew“ sein, aber wer hier nicht zumindest respektiert, dass die Macher wirklich neue Wege zu gehen versuchen, dem ist nicht zu helfen.
Denn nach einem Prolog, in dem eine Pireatencrew im Weltraum ein fremdes Schiff kapert, springt die Serie in eine Welt, die direkt dem 80er Jahre Steven Spielberg-Kosmos entsprungen scheint: Auf sanften Hügeln reihen sich die Einfamilienhäuser aneinander, so wie in all den typischen amerikanischen Vorstädten, mit denen in den späten 70ern und 80ern sozialisierte nicht amerikanische Kinogänger die heile Welt Amerikas kennengelernt haben. Einziger Unterschied: Statt Autos ziehen leicht futuristische Gefährte ihre Bahnen, auch automatische Türen deuten an, dass man sich doch irgendwie, irgendwo in der Zukunft befindet. Und ja, dass Neel (Robert Timothy Smith) wie ein kleiner Elefant aussieht, lässt ihn in der Highschool dann doch zu einem Außenseiter werden. Zusammen mit seinem besten Freund Wim (Ravi Cabot-Conyers) – einem typischen Spielberg-Kind mit abwesendem Eltern-Teil, hier allerdings fehlt die Mutter – spielt er gerne Jedi-Ritter, mit imaginierten Lichtschwertern und selbst fabrizierten Summ-Geräuschen. Und auch einen Wald gibt es, in dem Wim etwas findet, dass er dank seiner Imagination für eine verlassene Jedi-Höhle hält, sich dann aber als veritables Raumschiff herausstellt. Zusammen mit den beiden Mädchen Fern (Ryan Kiera Armstrong) – die Burschikose – und KB (Kyriana Kratter) – die zurückhaltende Schlaue – schaffen sie es, das Raumschiff zu starten – und ihren Planeten zu verlassen.
Der heißt At Attin und scheint so gar nicht in die Star Wars-Welt zu passen, zumindest nicht in die, die man bislang kannte. Aber genau das ist das Schöne an dieser entspannten Serie, die in gewisser Weise mit letzter Konsequenz das beim Wort nimmt, was Star Wars all die Jahre war: Ein Kinderfilm. Zwar spielten in den ersten Filmen nur Erwachsene die Hauptrollen, doch die verhielten sich eher wie die Figuren in einem Märchen. Mit den Ewoks wurde dann der Wuschel-Faktor schon hochgeschraubt, in der Prequel-Trilogie versuchte George Lucas Kinderfilm-Elemente wie den jungen Anakin oder Jar Jar Binks mit erwachsenen Momenten wie den politischen Intrigen zu verknüpfen, und nun gibt es also eine Art Star Wars-Goonies.
Was natürlich auch wieder als pure Nostalgie funktioniert, schließlich sind all die Jugendlichen, die Mitte der 80er jene legendäre Spielberg-Produktion im Kino gesehen haben, längst selbst erwachsen. Schön ist jedoch, wie sehr Ford und Watts zumindest in den ersten Folgen wirklich aus Kindersicht erzählen und die Welt mit den Augen der Hauptfiguren entdecken. Nachdem diese es nämlich von ihrem Planten geschafft haben, geraten sie in eine typische Star Wars-Kantine und treffen auf Piraten, für die At Attin nur eine Legende ist, eine Legende aber, auf der sich ein riesiger Schatz verbirgt. Wie diese Geschichte weitergeht, darauf darf man dann wirklich einmal gespannt sein, zumal am Ende der zweiten Folge dann auch noch Jude Law in bester Alec Guinness-Manier auftaucht, sich die Kapuze vom Kopf streicht und erst einmal seine Jedi-Fähigkeiten beweist. So kindlich war Star Wars lange nicht mehr, aber auch nicht so frisch und überraschend.
Star Wars: Skeleton Crew • USA 2024 • Creator: Jon Watts und Christopher Ford • Darsteller: Ravi Cabot-Conyers, Ryan Kiera Armstrong, Kyriana Kratter • acht Folgen, jeden Dienstag eine neue
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