„The Time Traveler’s Wife“ - Zeitreiseromanze

Eine Frage, die durch den Serienboom der letzten Jahre aufgekommen ist lautet: Was ist die richtige Länge für eine Erzählung, insbesondere für die Verfilmung eines Romans. Fans einer beliebten Vorlage plädieren meist für mehr, wollen jedes Detail abgebildet sehen und rebellieren schon bei kleinen Änderungen. Und auch die Streamingportale haben angesichts ihres (noch) unstillbaren Hungers nach Content meist nichts dagegen, wenn eine Mini-Serie acht oder zehn Folgen lang ist, auch wenn eigentlich auch vier oder sechs gereicht hätten.

Sechs Teile ist nun auch die Neuverfilmung von Audrey Niffeneggers Bestseller „The Time Traveler’s Wife“ lang, ein Roman, der seit seinem erscheinen im Jahr 2003 fast so etwas wie ein Kultbuch geworden ist. Und das vor allem bei Frauen, die dem Klischee nach meist wenig Sinn für Dinge wie Zeitreisen haben, aber um so mehr für Romantik. Und auch wenn das Konzept von „The Time Traveler’s Wife“ durch und durch fantastisch ist, bleibt die Science-Fiction doch stets im Hintergrund einer Jahrzehnte umfassenden Romanze.

2009 war es der deutsche Hollywood-Import Robert Schwentke, der mit Eric Bana und Rachel McAdams eine Verfilmung des Romans inszeniert hatte, die in gerade einmal 107 Minuten das erzählte, was nun knapp sechs Stunden dauert. Henry (nun gespielt von Theo James) ist Zeitreisender, kann seine Gabe aber nicht kontrollieren. Er weiß nur, dass er immer wieder zu Orten gezogen wird, mit denen er eine besondere emotionale Verbindung hat, vor allem eine Lichtung im Wald zieht ihn immer wieder an. Hier hat er einst Clare (Rose Leslie) getroffen, als er Ende 20 ist und Clare ein Kind. Doch kaum ist er da, verschwindet Henry auch schon wieder, schafft es aber noch, Clare über seine nächsten Besuche zu informieren. So kann Clare stets zur richtigen Zeit am richtigen Ort erscheinen, vor allem auch mit Kleidung. Denn Henry taucht am Ziel seiner Zeitsprünge stets nackt auf, was ihn immer wieder in Konflikt mit der Polizei bringt.

Die Anziehung zwischen einem Endzwanziger und einem kleinen Mädchen müsste in der heutigen Zeit zwar eher für Stirnrunzeln sorgen, doch die Romantik überwiegt: Als Clare 20 wird trifft sie Henry, der sie nicht erkennt, aber merkt, dass Clare alles über ihn weiß. Kenner des Romans werden wissen, was nun folgt. Die Tragik der Umstände, die Unausweichlichkeit des Schicksals, lassen die Liebe nur noch Größer wirken und auch über die Absurditäten des Konstrukts hinwegsehen.

Bleibt nur die Frage warum es notwendig war, nur 13 Jahre nach der Kino-Verfilmung eine TV-Version folgen Zu lassen. Diese Frage kann Showrunner Steven Moffat (der schon „Dr. Who“ und „Sherlock“ modernisiert hatte) nicht wirklich beantworten. Penibel folgt sein Drehbuch der Romanvorlage und verlässt sich immer wieder auf die beiden Hauptdarsteller Theo James und Rose Leslie, die vor allem attraktiv sind und viel Zeit mit sehnsuchtsvollen Blicken verbringen.

Wer den Roman liebt und möglichst viel Zeit mit Clare und Henry und ihrer Romanze verbringen möchte, für den oder die lohnt sich der Sechsteiler, alle anderen können durchaus Zeit sparen und einfach den kürzeren Film sehen – oder gleich etwas ganz anderes…

The Time Traveler’s Wife • UK 2022 • Creator: Steven Moffat • Darsteller: Theo James, Rose Leslie • sechs Folgen, Sky Atlantic