13. Januar 2019 2 Likes

Titanische Überraschung

Fantastischer Genre-Mix: Die erste Staffel der Serie „Titans“ auf Netflix

Lesezeit: 4 min.

In den amerikanischen Comic-Heften aus dem Hause DC taten sich die jugendlichen Gehilfen von Batman, Superman und Co. 1964 erstmals als Team zusammen, das kurz darauf den Namen Teen Titans erhielt. Über die Jahre gab es allerhand Inkarnationen der Teen Titans, zumal die älter gewordenen Sidekicks später schlicht als Titans firmierten. „Titans“ ist nun auch der Titel der neuesten TV-Serienverquickung des DC-Universums und seiner Comic-Recken. Die erste, aus elf Folgen bestehende Staffel, die im amerikanischen Original im Oktober auf Warners Streaming-Dienst DC Universe Premiere feierte, steht seit dem 11. Januar komplett auf Netflix zum Ansehen bereit.

Robin Dick Grayson (Brenton Thwaites aus „Hüter der Erinnerung“) hat sich von seinem Mentor Batman losgesagt, da er letztlich zu sehr dem brutalem Vorbild des Dunklen Ritters aus Gotham folgte, und arbeitet mittlerweile als Detective bei der Polizei von Detroit. Noch schlüpft Dick immer mal ins Robin-Outfit und verdrischt Kriminelle, aber eigentlich will er seine Ausbildung durch Batman und dessen schlagkräftige Art der Problemlösung überwinden. Kory (Anna Diop aus „24: Legacy“), die eines Tages in einem von Kugeln durchsiebten Auto außerhalb von Wien erwacht, kann dank ihrer feurigen Kräfte ebenfalls ordentlich austeilen und bevorzugt einen direkten Weg. Allerdings weiß die auffällige Schönheit mit den roten Haaren sonst nicht viel über sich – außer, dass sie die junge Rachel (Teagan Croft aus „Home and Away“) finden muss. Da Rachel wegen ihres scheinbar dämonischen anderen Ichs vom einem mörderischen Psycho-Kult gejagt wird und sich aufgrund ihrer Visionen an Detective Grayson wendet, führt das Schicksal die drei bald zusammen. Außerdem stößt noch der tierische Gestaltwandler Gar Logan (Ryan Potter aus „Supah Ninjas“) zur Gruppe, die sich Rachels Häschern stellt. Diese setzen unter anderem auf eine vermeintliche Bilderbuchfamilie, die aus gnadenlosen Killermaschinen besteht …


Robin (Brenton Thwaites) …

Auf der Flucht wird Robins tragische Geschichte um den Tod seiner Eltern beim Zirkus aufgearbeitet, aber auch die Doom Patrol (DCs nächste TV-Helden) in einer üppigen Backdoor-Pilotfolge eingeführt. Darüber hinaus gibt es z. B. Auftritte von etatmäßigen Comic-Titans wie Hawk und Dove (Alan Ritchson aus „Teenage Mutant Ninja Turtles“ und Minka Kelly aus „Almost Human“), wobei die Macher um DC-Chefautor Geoff Johns das Mosaik immer wieder mit Sprüngen in Dicks Vergangenheit vergrößern. Die schwierige erste Folge von „Titans“ steht sich mit ihren vielen Zeitsprüngen, Ortswechseln und Fremdsprachen dabei noch weitgehend selbst im Weg, danach wird es schnell deutlich besser und sogar richtig gut. „Titans“ darf man auf keinen Fall nach der brutalen ersten Episode und schon gar nicht nach dem markigen Trailer („Fuck Batman“/„Scheiß auf Batman“) beurteilen; und wer die Serie auf ihre harten Kampfszenen oder das Fluchen reduziert, tut ihr ebenfalls unrecht, gleichwohl beides zum gelungenen, ungewohnten Gesamtbild und Duktus beiträgt. Falls der eine oder andere Serienenthusiast einen eher kurzen Geduldsfaden an den Tag legt, sollte wenigstens die exzellente zweite Folge mit Hawk und Dove abgewartet werden, bis das interessante Mischungsverhältnis aus Superhelden-Action, Krimi, Science-Fiction, Horror und Mystery stimmt. Das sympathische Debüt der schrägen Doom Patrol gibt’s übrigens schon in Episode vier zu Bestaunen.


… Kory (Anna Diop) …

„Titans“ hat vom erzählerischen Ansatz und vom Look her nichts mit „Arrow“, „Flash“ oder „Supergirl“ zu tun, die im „Arrowverse“ für sich bleiben, und ist eine ganz andere Sorte von Comic-Adaption fürs moderne Serienfernsehen. Die mit einem interessanten Soundtrack beschallte Inszenierung von „Titans“ wirkt in vielen Szenen sowie vom gesamten Drive der Story her wesentlich filmischer. Das Ursprungsmaterial aus den Superhelden-Comics wird zudem weit großzügig und geradezu unkonventionell geremixt. Die Kernfamilie, die 1985 in den Bildergeschichten aufschlug, werden die wenigstens Zuschauer auf Anhieb zuordnen können, und Starfire ist für Nichtfans sicher lange ein Rätsel. Dass Batman Bruce Wayne nie gezeigt werden darf, bleibt ansonsten eine alberne Regel. DC-Fans freuen sich dafür über eingestreute Details und Zusammenhänge und werden von Auftritten weiterer Comic-Helden überrascht.

Obwohl, eigentlich überrascht „Titans“ jeden, der über die satte Gewalt und die vielen Fragezeichen in der ersten Folge hinweg- bzw. hinausschaut und sich auf die erstaunlich gut funktionierende fantastische Genre-Mischung einlässt. Das Serien-Jahr 2019 hat für deutschsprachige Netflix-Fantasten und Comic-Anhänger jedenfalls eine erste erfreuliche, um nicht zu sagen titanische Überraschung.

Titans – Staffel 1 • Regie: Brad Anderson, Kevin Rodney Sullivan, John Fawcett u.a. • Drehbuch: Geoff Johns, Akiva Goldsman, Bryan Hill, Gabrielle Stanton u. a. • Darsteller: Brenton Thwaites, Anna Diop, Teagan Croft, Ryan Potter, Minka Kelly, Alan Ritchson, Curran Walters u. a. • Laufzeit: 11 Folgen mit je ca. 45 Min.


… und Rachel (Teagan Croft) – Titanen allesamt.

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