3. Oktober 2016 1 Likes

Viel Kill, noch mehr Joy!

„Ich übernehme, du mechanische Schlampe!“

Lesezeit: 3 min.

Keine Ahnung, wer ihn gezüchtet und auf die Menschheit losgelassen hat, aber seit einigen Jahren schleicht ein hoch ansteckender Bazillus durch den Medienzirkus, der bei Berührung sofort jeden Spaß tötet. Egal ob Kinofilme oder TV-Serien, alles wurde mit einem Mal ernst, grüblerisch, komplex, einfach total deep. „Gute Unterhaltung“ schien plötzlich out zu sein. Batman und Bond wurden zu Grüblern, die alles Leid dieser Welt zu schultern schienen, in das hippieske Universum von „Star Trek“ schlich sich plötzlich finsterster Militarismus mit behaupteten Hintersinn ein, ganz zu Schweigen von der „Transformers“-Franchise: Die ohnehin schon sexistisch-kriegsgeile Plörre, die aus dem naiv-harmlosen 80er-Jahre-Kinder-Cartoon gemacht wurde, packte zu allem Überfluss auch noch bis zum Anschlag selbstbesoffene (aber trotzdem wie immer reichlich wirre) Storys aus, die einen auf ganz große Oper machen und zudem noch mit einem heftigen Schuss Brutalität garniert wurden.

Ganz zu schweigen natürlich von den unzähligen TV-Serien, die ihrem selbst auferlegten Anspruch nur selten („Battlestar Galactica“! „True Detective“!) wirklich gerecht werden, beziehungsweise vermeintliche „Komplexität“ in Form von 321 Schauplatzwechseln pro Episode und 59291 Charakteren pro Staffel (ja, ich schiele verstohlen zu Dir rüber, „Game of Thrones“!) vor allem als Aufhänger benutzen, um die Zuschauer Woche für Woche wieder zum Einschalten zu bewegen, erzählt wird nämlich im Endeffekt doch wieder nur davon, dass der eine dem anderen auf die Mütze haut.

Hier kommt „Killjoys“ ins Spiel - die kanadische Produktion der „Lost Girl“-Erfinderin Michelle Lovretta, über die Abenteuer dreier Kopfgeldjäger inmitten von interplanetarischen Konflikten, wirkt wie ein mit einem schelmischen Grinsen eingeflösster Rachenputzer, der innerhalb von wenigen Minuten die bereits viel zu lang andauernden Verdauungsbeschwerden regelrecht pulverisiert. Alles ist so klar und übersichtlich, dass man jauchzen möchte: 10 Episoden. Pro Episode eine Story, alles wird im Hintergrund von einer großen story arc verbunden und - ganz großer Pluspunkt - es gibt gerade mal drei Charaktere, die im Mittelpunkt stehen. Ein gar nicht mal so unschlauer Zug der Macher, denn so bleibt natürlich viel, viel Raum für die Hintergründe der Figuren, die peu à peu offen gelegt werden und hier und da sicherlich ganz schön dramatisch sind, dennoch: die Serie schlittert nie in Seelenqual-Arien, „Killjoys“ bringt mit keckem Selbstbewusstsein in erster Linie das zurück, was an vielen Orten so schmerzlich verloren gegangen ist: Eine luftige Leichtigkeit, der Spaß (!) steht im Vordergrund, „gute Unterhaltung“ im altmodischen Sinn: Nicht im geringsten doof, aber man wird auch nicht mit 20 Tonnen an unnötigem Ballast erschlagen.  

Abspielen tut sich alles in einer von Steampunk-Einflüssen durchzogenen Welt, die trotz suboptimaler Effekte (von den Machern klugerweise aber verhältnismäßig dosiert eingesetzt) dank vieler Details (spezielle Waffen, Kommunikationsgeräte, Kleidung etc.) jederzeit glaubwürdig wirkt. Apropos Details: Ein kleines Einstiegsproblem könnte werden, dass die aufgefächerte Welt mit all ihren Besonderheiten recht zackig ausgebreitet wird, wer in Sachen Science-Fiction vor allem Tarkowski-Tempo gewohnt ist, wird erstmal Ohrenflattern kriegen, das legt sich aber wieder, da man – auch weil diverse Elemente immer wieder aufgegriffen werden – schnell von selbst reinrutscht.

Science-Fiction hin- oder her, das Herz von „Killjoys“ bilden die drei charismatischen, jederzeit sympathischen Hauptdarsteller, deren Chemie untereinander absolut stimmig ist und die - unterstützt von smarten Dialogzeilen - sich in Lichtgeschwindigkeit in die Herzen der Zuschauer prügeln und ballern. Manchmal kann so wenig doch so unglaublich viel sein. Merkt euch das, all ihr Filme und Serien, da draußen!   

„Killjoys – Staffel 1“ ist seit dem 23.09.2016 von Pandastorm erhältlich.

Killjoys – Staffel 1 (Kanada 2015) • Regie: diverse • Darsteller: Hannah John-Kamen, Aaron Ashmore, Luke Macfarlane, Tamsen McDonough, Thom Allison, Sarah Power, Morgen Kelly

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