14. Oktober 2019

Lead the Rogue-like-Rebellion

Der dystopische Action-Plattformer „Fallback“

Lesezeit: 3 min.

Ach, es ist zum Haareraufen (wenn man noch welche hat)! Schon wieder tot, aber eine Runde geht noch – schließlich weiß ich diesmal genau, woran es gehapert hat und schaff im nächsten Anlauf auch den Boss. So oder ähnlich geht das häufig mit sogenannten Rogue-like-Games, in denen ein häufiges Ableben mindesten ebenso zum Standard gehört wie mit jedem Durchgang neu generierte Level, die beim Spieler eine Mischung aus Lernkurve und Frustresistenz erfordern. Die Franzosen des noch sehr kleinen Studios Endroad haben die Rogue-like-Formel offenbar genau studiert und brachten am 11. Oktober ohne viel PR-Gedöns eine bestechend gutaussehende Sci-Fi-Interpretation dieses Genres in den Online-Handel für PC (via Steam).

Die trägt den Namen Fallback und ist für nur 10 Euro zu haben. Darin hat sich die Welt mal wieder zu ihrer schlechtesten Seite hin entwickelt, denn die Oberfläche unseres Planeten ist so verseucht, dass wir Menschen nur noch tief unter Tage und selbst dort nur mithilfe von Gasmasken überleben. Dachte die Menschheit noch, bei diesen ohnehin unangenehmen Bedingungen dem Schutz von Robotern und Maschinen vertrauen zu können, findet sie sich bald hingegen in deren Gewalt und wird in Käfigen und ähnlich unangenehmen Behausungen wie Getier gehalten.

Da jeder Plot seine Helden braucht, erhob sich unter den geknechteten Überlebenden eine Widerstandsgruppe, deren Ziel es einerseits ist, der herrschenden Roboterklasse die Schrauben aus der Karosserie zu prügeln, andererseits aber endlich einen Weg zurück an die Oberfläche zu finden, um dort neues Leben zu ermöglichen.

Dieser eher dünne Story, die in wenigen, einigermaßen nett inszenierten Szenen (inkl. ohne Untertitel kaum verständlicher Brabbelsprachausgabe) umrissen wird, markiert den kaum weiter relevanten Ausgangspunkt einer Action-Mixtur aus Springen, Schlagen, Dashen und Ausweichen gegen knackige Robo-Kontrahenten und fiese Fallensysteme, die uns in den finsteren Gängen der riesigen Untergrundanlage mit ihren einzelnen Ebenen auflauern.

Ganz dem Rogue-like-Prinzip verhaftet, schlüpfen wir in die Rolle eines Rebellen, der seinen ganz persönlichen Versuch antritt, ehe ein einmaliger Todesfall ihn aus dem Spiel nimmt und wir für den Neustart eine neue Wahl aus dem reichhaltigen Portfolio weiterer Recken treffen. So fighten wir uns in schicker 2,5D-Inszenierung mitsamt rasanten Kameraschwenks von Ebene zu Ebene, lernen neue Techniken und Gegner kennen und müssen speziell bei den etwas heftigeren Zwischen- und Endbossen sicherlich mehrere Anläufe in Kauf nehmen, um deren Taktiken kontern und mit der richtigen Ausrüstung gewappnet zu sein.

Ausrüstung und Loot sind bei Fallback somit folgerichtig nicht nur reichhaltig vorhanden, sondern bilden neben der kurzweiligen Action eines der Herzstücke des Gameplays. Wie in einem RPG, finden wir fast überall neue Ausrüstung und gewinnen im Feld Erfahrungspunkte, die wir an umfangreichen und durchaus tiefgehenden Skill-Trees in Fähigkeiten und Feintuning umtauschen können. Hat man optisch das Gefühl, bei jedem Neustart aus dem Rebellenunterschlupf-Hub ein weiteres Mitglied aus einer Klonarmee zu übernehmen, zeigt sich bei der Vielfalt an merklichen Variationen der Fähigkeiten ein deutlich differenzierteres Bild. Einmal dem Reiz der Optimierung verfallen, kommt man das dem Fähigkeiten-Auswahl-Fieber kaum noch heraus. Nicht schlecht, Endroad.

Technisch sieht das Ergebnis dazu für einen Indie-Titel bemerkenswert gut aus und auch die Steuerung via Pad funktioniert selbst in hektischen Momenten solide. Soundtrack und Gegner könnten abwechslungsreicher ausfallen, aber schon allein die sehr düstere, geradezu erdrückende Dystopie-Stimmung des Untergrunds reißt das locker raus und motiviert zumindest kurz- bis mittelfristig zum Erkunden. Einen Haken kann Fallback aufgrund seiner Genre-Disposition nämlich nicht ablegen: Wer sich nicht für das eben beschriebene Feintuning interessiert und gesteigerte Lust daran hat, sich trotz stets leicht umgenerierter Areale letztlich doch bei den immer gleichen (Boss-)Feinden oder Sprungpassagen die Finger zu verbrennen, verspürt nach einigen mehr oder minder gleichen Durchläufen Langeweile.

Zwar haben die Entwickler – je nach Verkaufserfolg – schon angekündigt, weiteren Content kostenfrei zuzuliefern und Fallback so weiter auszubauen und zu verfeinern, doch bis dahin dürfte noch einige Zeit vergehen – falls Fallback als bisher wenig beachtetes Indie-Produkt überhaupt so richtig in die Reibachzone kommt. Zu gönnen wäre es Endroad auf jeden Fall.

Fazit

Fordernde, sehr stimmig aufgezogene Sci-Fi-Dystopie, deren RPG- und Action-Elemente inklusive ansprechendem 2,5D-Design zumindest für ein paar Stunden sehr gut unterhalten.

Fallback • Endroad • Action-Plattformer • PC

Abb. © Endroad

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