24. Februar 2020 2 Likes

Ninja-Tablet auf Pixelfeldzug

Der Plattformer „Kunai“ unterhält mit flotter 2D-Action

Lesezeit: 3 min.

Man mag sich immer noch wundern, was Gamedesignern so alles einfällt, wenn die Planung eines Indie-Titels ohne großes Budget ansteht und man als Studio dennoch für erhöhten Schau- und Spielwert sorgen muss. Im Fall von Kunai, das Anfang Februar für PC und Switch zum Preis von ca. 17 Euro herauskam, ist das Ergebnis ein kleines Tablet mit Grinsevisage, Katanaschwert und Umhang, das in einer nur schemenhaft angerissenen Zukunftsvision die Herrschaft des Über-Roboters Lemonkus beenden und so die Welt retten soll. So weit, so übersichtlich also und recht viel mehr muss man nicht wissen, um mit Kunai sofort Spaß haben zu können. Tabby, so der Name unseres wieselflinken wie wehrhaften Helden, wird direkt nach einem knappen Intro vom Widerstand (bestehend aus weiteren Tablets) aus einer Ladestation befreit und zieht fortan in kleinteiligen Plattform-Arealen in die Schlacht.

Beschränkt sich unser Aktionsradius zunächst auf Schwerthieb und  Herumhüpfen, weitet sich unser Arsenal bald mit den namensgebenden Kunai (also zwei links wie rechts einsetzbaren Kletterhaken) und weiteren Waffen aus, sodass wir die meist einfältigen Blechgegner ebenso ohne echte Probleme überwinden wie simple Stachelfallen und – typisch Metroidvania-Ansatz – immer weitere, zunächst unzugängliche Gebiete erkunden können. Eine ebenso bekannte Genrezutat: Zerstückelte Gegner hinterlassen Münzen, die wir wiederum an Stationen gegen Verbesserungen eintauschen können, um Tabby beispielsweise noch mehr einstecken zu lassen.  

Treffen wir in den rund 6-7 Spielstunden bis zum Abspann auf einen der Endgegner, ist hingegen plötzlich richtig Alarm angesagt. Jeder Boss erweist sich auch dank unserer spärlichen Energieleiste und der später tendenziell überladenen, gerade bei Sprüngen etwas zu hektischen Steuerung (wir spielten auf PC) als knackige Herausforderung mit Frustpotenzial, obwohl die fair gesetzten wie zahlreichen Speicher- und Rücksetzpunkte dieses Manko abfedern. Dennoch wäre eine bessere Balance zwischen den Bossen und dem Rest des Abenteuers für den Spielspaß förderlicher gewesen – zumal gegen Ende der Kampagne der Schwierigkeitsgrad generell zu stark anzieht und unnötigerweise die Übersicht auf der Karte ein Stück weit verloren geht.

Kritik muss sich Kunai auch für die zwar sympathische, bei der Grafik aber trotz des Retrostiles dann doch etwas zu blasse Präsentation gefallen lassen. Die Standbild-Szenen inklusive der humorvoll gehaltenen Texte untermalen das launige Robowar-Feeling Marke 16-Bit-Ära ohne wirklich Bäume auszureißen; mehr Abwechslung bei Farbwahl und Texturdetails hätte dem Comiccharme bei aller Liebe wirklich nicht geschadet. In dieselbe Kerbe schlägt auch der Sound, der nett vor sich hindudelt, aber nie über gepflegtes Synthie-Mittelmaß hinausweist und Ohrwürmern wie etwa bei (zumindest einigen Vertretern) der Mega Man-Reihe das Wasser reichen kann. 

Kunai ist aber bei Weitem kein schlechter Zeitvertreib geworden. Hat man den Dreh mit Tabby mal so richtig raus, entfacht das Design im Verbund mit der flotten Spielmechanik einen angenehmen Flow. Unser Held lädt dabei immer wieder mit seinen süßen Grimassen zum Schmunzeln ein, sodass man diesen Action-Plattformer nicht so schnell ad acta legen mag wie viele andere Genrekollegen.

Fazit

Spaßiger Hüpf- und Actionmix im Retrostil, dessen knuddeliger Held über so manche Designmacke gerade bei der Spielbalance hinwegtröstet.

Kunai • TurtleBlaze/Arcade Crew • Metroidvania/Action-Plattformer • PC/Switch

Abb. © TurtleBlaze/Arcade Crew

 

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