7. Dezember 2020

„Serious Sam Collection“: Wumme an, Hirn aus!

Kurztest: Feuer frei für die Spieleserie auf Konsole

Lesezeit: 3 min.

Erst vor ein paar Monaten feierte Croteams trashige Actionikone Serious Sam mit dem offiziellen vierten Teil seiner nach ihm benannten Reihe ein zumindest beachtliches Comeback (hier unser Review). Da ist es kaum verwunderlich, dass die Macher nun Mitte November den Fahrtwind mitnehmen wollten und die alten Ableger in Form einer Serious Sam Collection für PS4, Xbox One und Switch zum Preis von rund 30 Euro herausbrachten. Dabei handelt es sich aber nicht um ein Remake oder Remaster, sodass man leider keine technische Aufhübschung der teilweise über zehn Jahre alten Titel erwarten darf.

Vereint sind in der Collection die Ableger Serious Sam HD: The First Encounter, Serious Sam HD: The Second Encounter, Serious Sam 3: BFE sowie die beiden Erweiterungen Die Legende der Bestie und Das Juwel vom Nil. Somit handelt es sich nicht um eine Gesamtedition aller Veröffentlichung um den knurrigen Sam, der seit jeher als ironische Variante klassischer 80er-Jahre Actionhelden für augenzwinkernde, sehr blutige Ego-Shooter-Unterhaltung stand und auch heute noch steht. Wer also Story oder gar psychologisch grundierte Charaktere erwartet, liegt hier komplett falsch. Im Kern geht es immer darum, außerirdische Horden von der Erdplatte zu putzen, wobei die Schauplätze kurioserweise meist in Ägypten oder Urwäldern angesiedelt sind und wir nur mit sehr wenigen Storyfetzen behelligt werden. Ob wir nun irgendwelche Portale freischalten, Statuen finden oder einen Endboss bezwingen sollen rauscht an uns eher vorbei, da die Zwischensequenzen aus heutiger Sicht Füllwerk bilden – immerhin stets garniert mit mal mehr, mal weniger witzigen Kommentaren unseres Arnold Schwarzenegger-Verschnitts Sam.

Neben der technisch lauen Präsentation voller matschiger Texturen und Nachladefehlern, die man der Collection aber aufgrund des Alters ihrer Titel verzeihen muss, zeigt sich auch das Gameplay als mittlerweile komplett aus der Zeit gefallen. Aus der Ego-Sicht sammeln wir ein beachtliches Arsenal aus typischen Waffen wie Shotgun, Snipergewehr, Kettensäge oder Laserwumme, finden dazu in den meist recht breiten, aber insgesamt sehr linearen Gebieten zig Panzerungen sowie Lebensenergierationen und müssen uns damit gegen meist riesige Horden auf uns blind zustürzender Aliens zur Wehr setzen. Auf neumodischen Kram wie Wallruns müssen wir dabei ebenso verzichten wie auf eine auch nur halbwegs clevere Gegner-KI oder ein funktionierendes Ausweich- oder Deckungssystem.

Stattdessen geht es im Grunde immer darum, die anstürmenden Feinde so schnell wie möglich mittels genug Munition oder Einsatz der richtigen Waffe abzuknallen, ehe man die Übersicht verliert und überrannt wird. Dauerhaft motivierend ist das kaum. Dank stark modifizierbarer Schwierigkeitsgrade kann allerdings Frust vermieden werden und auch das Checkpoint- und Speichersystem schiebt dem einen Riegel vor. Munition etc. ist zudem meist reichlich vorhanden. Schwerer wiegt da die oft fehlende Übersicht hinsichtlich einzelner Zielvorgaben und Wege innerhalb der Gebiete. Eine hilfreiche Karte ist nämlich nicht vorhanden und so kann es vorkommen, dass man lang durch die sterilen Landschaften auf der Suche nach dem nächsten Ziel rennt.

Dazu gesellt sich der Eindruck, schon nach wenigen Minuten fast alles gesehen oder erlebt zu haben, was es an Feinden gibt. Wer nach und nach die einzelnen Titel durchgeht, erkennt schnell, dass es immer das gleiche Aliengesocks ist, das uns ans Leder will. Ob nun die kopflosen (nervig herumschreienden) Selbstexplodierer, einäugige Monster (denen wir ekligerweise per Nahkampfattacke das Auge herausreißen können) oder die herumspringenden Skelette: Ehe man zum x-ten Mal die gleichen Gegner plättet, hätte – zumindest zwischen den Ablegern – etwas mehr Abwechslung gut getan. Aber das ist ein Vorwurf, den man der Reihe und nicht dieser Collection machen darf. Die bietet neben den Kampagnen übrigens noch nette Boni wie einen Überlebens- und Splitscreenmodus.

So bleibt unter dem Strich ein etwas karger Retroausflug zu einer Reihe, die zu Recht nie aus dem Schatten eines Duke Nukem oder gar der Doom- oder Wolfenstein-Reihe treten konnte. Wer einfach nur Aliens über den Haufen ballern will und dabei weder auf zeitgemäßes noch taktisches Gameplay wert legt, könnte aber dennoch mit der letztlich umfangreichen Collection Spaß haben. Teil 4 bleibt aber definitiv der beste Ableger der Reihe – Retrofeeling hin oder her.

Fazit

Weder technisch noch spielerisch gut gealterte Sammlung, die nur für Shooter-Veteranen und Beinhartfans geeignet ist.

Serious Sam Collection • Croteam • Ego-Shooter • PS4/Xbox One/Switch

Abb. © Devolver Digital

 

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