15. Oktober 2021

„Sonic Colours Ultimate“: Galaktischer Igel-Ausflug

Kurztest: Ein „Sonic“-Klassiker als frisch aufgelegtes Remaster

Lesezeit: 3 min.

Nach seinem unerwartet erfolgreichen Einstand auf der Kinoleinwand im letzten Jahr erfreut sich Segas Kultigel mit Turboantrieb eines gefühlt fünften Frühlings in seiner langjährigen Vita. Denn seit Sonic vor über 30 Jahren erstmals den Konsolenmarkt enterte, um ein cooleres Gegengewicht zu Nintendos eher plumpen Dauerhüpfer Mario zu bilden, war es aufgrund einiger Flops im nicht gerade überschaubaren Sonic-Kosmos manchmal ungewiss, ob der blaue Flitzer sich nicht endgültig verrannt hatte. Im Dschungel all der Titel zwischen 2- und 3D inklusive Genrecrossover stach 2010 der seinerzeit Wii-exklusive Ableger Sonic Colours hervor, der ganz auf die Urqualitäten der Marke – nämlich Speed – setzte und Sonic in Form eines typischen Jump&Run-Abenteuers in den Weltall verfrachtete.

11 Jahre später brachte das US-Entwicklerstudio Blind Squirrel Anfang September ein Remaster für PS5, Xbox Series X, PS4, Xbox One und Switch heraus, um den bei Fans bis heute beliebten Teil mit dem kleinen Namenszusatz Ultimate einer breiteren Spielerschaft zugänglich zu machen. Zu den offensichtlichsten Neuerungen zählt dabei eine deutlich höhere Bildrate mit 60 fps (zumindest auf den Sony- und Microsoft-Konsolen), frische Arrangements beim sehr dynamisch treibenden Soundtrack sowie verbesserte 3D-Modelle der Figuren und Settings. Im Kern bleibt sich Sonic Colours aber spielerisch treu und präsentiert seine Jump&Run-Action in eine allzu seichte Story, die es de facto eigentlich gar nicht bräuchte, um das Spiel genießen zu können.

Sonics Erzfeind Dr. Robotnik, der im Weltall einen gigantischen Vergnügungspark mit mehreren Themenwelten erbauen ließ, nutzt diesen, um an die Kraft der Wisps, einer niedlichen wie friedlichen Alienrasse, zu gelangen. Da hat Sonic natürlich etwas dagegen und hetzt somit durch die vielen einzelnen Level innerhalb der Anlage (oder auch darüber hinaus), um sich am Ende jeder Themenwelt mit einem der riesigen mechanischen Bosse oder gar Dr. Robotnik selbst ein Duell zu liefern. Garniert wird das Geschehen mit kleineren, sogar auf Deutsch vertonten Zwischensequenzen, wobei gerade hier der virtuelle Staub früherer Tage deutlich zu sehen ist und die kleinen Einlagen, etwa mit Sonics Füchsenkumpel Tails, über Kinderhumor nicht hinauskommen. So weit, so marginal.

Entscheidender ist allerdings, dass wir zum einen zwar nur mit Sonic als spielbarem Helden unterwegs sind, andererseits aber in den Levels auf eben eingesammelte (bzw. vorher freigespielte) Wisp-Fähigkeiten wie die temporäre Verwandlung in einen Lichtblitz oder einen Bohrer zurückgreifen können. Das lockert den Spielverlauf deutlich auf, zumal es durchaus Sinn macht, bereits besuchte Level mit einer erst später freigeschalteten Wisp-Fähigkeit erneut zu besuchen. Denn die Areale sind in ihrer sehr knappen Spielzeit von oft nur wenigen Minuten vor allem schick präsentierte Parcours, durch die wir auf Zeit- und Punktejagd gehen können. Wer will, kann sich zwar darauf konzentrieren, die Gebiete einfach nur zu absolvieren, um in der Story weiterzukommen und die weiteren Themenwelten freizulegen. Wer jedoch Freude daran hat, Highscore-Rankings zu erhöhen, bekommt mit Colours definitiv ein motivierendes Paket.

Die Level zeichnen sich dabei durch ihre hohe Effektdichte aus. Loopings und flinke Wechsel zwischen 2- und 3D-Ansicht gehören ebenso zum festen Repertoire wie sich in Echtzeit materialisierende Wege und Sprünge über gewaltige Abgründe und kleinere Robofeinde. Nur wer Sonic in Bewegung hält, kommt dabei so wirklich auf seine Kosten. Gerade dann, wenn der Turbo stockt und wir an Hindernissen oder Feinden hängen bleiben, zeigt sich eine gewisse Schwammigkeit in der Steuerung (wir spielten auf PS4). Überhaupt hat man oft bei schnellen Passagen mit viel Inszenierungsbohei das Gefühl, als wäre Sonic im Autopilot unterwegs und unser Einfluss kaum vorhanden. Das kann man ob des für das Auge gelegentlich fast schon zu schnell ablaufenden Geschehens auch in Ordnung finden – manchmal ist es aber doch zu viel Automatik für ein Geschicklichkeitsspiel.

Insgesamt überzeugt das Remaster dank des nach wie vor kreativen Leveldesigns, genügend Abwechslung (speziell mithilfe der Wisp-Fähigkeiten), einer soliden technischen Aufwertung und einer ordentlichen Spielzeit. Wer mit dem blauen Igel aber noch nie etwas anfangen konnte oder am Genre generell wenig Interesse hat, kann auch Sonic Colours: Ultimate höchstens als Geschenk (für aktuell schon unter 40 Euro) im Hinterkopf behalten.

Fazit

Sehr solides Remaster zu einem der besseren Sonic-Abenteuer, das man Genrefans absolut ans Herz legen kann – solange die Erwartungen in Richtung eines möglichst zeitgemäßen Titels nicht zu hoch ausfallen.

Sonic Colours Ultimate • Blind Squirrel • Jump&Run • PS4/Xbox One/Switch/PC

Abb. © Sega

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