16. März 2019 3 Likes

V Stands For Victory

„Devil May Cry 5“: Hack’n’Slash in Bestform

Lesezeit: 6 min.

Ganze elf Jahre sind es her seit „Devil May Cry 4” und sechs Jahre seit dem Reboot „DMC“ von Ninja Theory. Die Spieler und die Zeit riefen förmlich nach einem neuen, vollwertigen „Devil May Cry“ mit dem klassischen Dante in der Hauptrolle. Und Capcom erhörte sie.

Wenn es ein goldenes Zeitalter für Publisher und Entwickler Capcom gab, dann war dies laut den meisten Gamern wohl die PS2-Ära mit der Geburt der „Devil May Cry“-Reihe, „Resident Evil 4“, „Monster Hunter“, „Killer7“, „Onimusha 2“ oder natürlich neben etlichen anderen Titeln, dem Remake mit dem sich Remakes heute immer noch messen müssen: „Resident Evil“ für den Gamecube. Der japanische Videospiel-Gigant möchte allem Anschein nach ein zweites goldenes Zeitalter einläuten – und ist auf dem besten Weg dahin. „Resident Evil 7“ schlug ein wie eine Bombe, begeisterte alte wie neue Spieler und brachte den Horror zurück, während sich „Resident Evil 2“ um den Titel des „besten Remakes“ streiten darf. Nicht unerwähnt sollte der explosionsartige Erfolg des neuen, Rekorde brechenden „Monster Hunter Worlds“ sein. Nicht nur das: Capcom errang 2018 nach Metacritic den Titel des „besten Publishers“, sprich den im Durchschnitt best bewerteten Spielen. Und auf dieser Überholspur befindet sich auch das neue „Devil May Cry 5“, das seit dem 8. März 2019 erhältlich ist.

Der fünfte Teil des Actioners beginnt in medias res, während sich der manteltragende Teufling Dante mit dem neuen Obermotz Urizen prügelt und Fanliebling Nero und den Neuen im Dreiergespann, V, fortschickt, und den Kampf letztlich verliert. Einen Monat später machen sich Nero und V daran, Dantes Schicksal zu ergründen und die von Dämonen überrannte Stadt und den gigantischen Dämonenbaum samt böser Portale in die Unterwelt zu vernichten. Die Handlung von „Devil May Cry 5“ ist schnell erzählt, wartet aber dank etlicher Storywendungen mit vielen Überraschungen, viel Menge Fanservice und allerhand Gänsehautmomenten auf. Neulinge der Reihe werden mit der simplen Story nicht überfordert, während Veteranen sich auf einige großartige Momente einstellen dürfen, gerade mit dem Auftauchen bestimmter Figuren, das das letzte Viertel des Spiels einläutet.


„Neuzugang V zeigt samt Flattermann, Kätzchen und Golem den Gegnern wo der Haken hängt“

Die wenigsten stürzen sich jedoch wegen der Handlung ins Getümmel des Spiels, sondern wegen des ausgezeichneten Action und dem blitzschnellen Handgemenge. Und hier brilliert „Devil May Cry 5“ in ähnlicher Manier, wie zuletzt „Nier: Automata“. In den 20 Missionen steuert der Spieler Dante, Nero und Neuankömmling V, die sich allesamt grundverschieden spielen. Vor manchen Missionen wird man gar vor die Wahl gestellt, mit wem man sich den Weg durch die Monsterhorden bahnen will. Der in „Devil May Cry 4“ eingeführte Dämonenjäger Nero kommt erneut mit gegnergreifendem Arm daher, der selbst aus der Entfernung Unholde heranzuziehen vermag, um sie dann auf kurzer Distanz in die Luft zu schleudern, hinterher zu schnellen und dort das Combo-Meter stylisch und wörtlich in die Höhe zu treiben. Für Abwechslung sorgen bei Nero die verschiedenen neuen Teufelsbrecher – austauschbare Armprothesen mit unterschiedlichsten Fähigkeiten, wie dem aus „Mega Man“ nachempfundenen Megabuster, der Energiekugeln verschießt oder dem Gerbera, mit dem man sogar in der Luft und mitten in der Combo Angriffen ausweichen kann. Dante wiederum wartet neben seinem klassischen Schwert/Knarren-Kampfstil mit einer Vielzahl weiterer, freispielbarer Waffen auf, wie der Balrog-Rüstung, die aus Dante eine Art Martial-Artist macht, samt Schlägen und Tritten, oder den Cerberus-Nunchakkus, die sich verschiedener Elemente wie Eis und Blitz bedienen und sich gar in einen Langstab umwandeln lassen.


„An wenigen Stellen gilt es gar einige Jump-n-run-Passagen zu meistern“

Ebenso wiederkehrend sind die vier Kampfstile, wie der Schwertmeister, der auf Feuerwaffen ausgelegte Revolverheld, der schnelle Betrüger und der parierfähige Königliche-Wache-Stil. Alle Stile lassen sich per D-Pad mit den verschiedenen Waffen auswählen und machen Dante zum – mit Abstand – vielseitigsten Kämpfer. Es verging gar ein ganzer Durchlauf der Kampagne, ohne auch nur einmal bestimmte Waffen wirklich zu Genüge ausprobiert oder gar gemeistert zu haben. Als spielerischen wie erzählerischen Neuzugang erweist sich V, der gleich drei Wesenheiten in den Kampf schickt: den Panther Shadow, den geflügelten Griffin und Dämonen-Golem Nightmare. V steuert sich jedoch in einem wichtigen Punkt grundlegend anders als Nero oder Dante, denn Shadow, Griffin und Nightmare agieren quasi losgelöst von V. Shadow dient als üblicher Nahkampfangriff und wird per Dreieck (auf der PS4) gesteuert, während Griffin den Platz der Waffen auf Viereck (ebenso PS4) einnimmt und aus der Ferne mit Blitzen angreift. Dabei wird V jedoch getrennt gesteuert und kann sich zur gleichen Zeit frei bewegen und sich gar am anderen Ende des Schlachtfeldes befinden. Dadurch bekommt „Devil May Cry 5“ einen kleinen taktischen Hauch, bei dem Positionierung und der Überblick über die Kampfarena an Wichtigkeit gewinnen. Dieses neuartige Kampfgeschehen fühlt sich völlig frisch für „DMC“ an, reiht sich aber übergangslos in die Riege der Recken ein. Lediglich den Gnadenstoß muss V jedes Mal selbst aus direkter Nähe verpassen. Vergeht zu viel Zeit, erstehen Gegner nämlich wieder auf.


„Die Boss-Kämpfe gehören stets zu den Highlights – und fallen meist sehr groß aus“

„Devil May Cry 5“ zeigt dank äußerst schicker, hausinterner RE-Engine, die auch schon in „Resident Evil 7“ und dem Remake zu „2“ zum Scheinen kam, wie ein aktueller Hack’n’Slasher aussehen kann. Es zucken rote, grüne und blaue Lichtblitze durchs Bild, in knallenden Wogen und Wellen, wenn V, Dante und Nero die Waffen ins Feld führen, und die Schusswaffen fühlen sich brachial an, wenn aufgeladene Schüsse die Dämonenhorden krachend durchlöchern. Diese Energie unterstreicht der poppig-rockige, „DMC“-typische Soundtrack nur noch, der an besonders epischen Stellen und Kämpfen gar vereinzelt mit Vocaltracks aufwartet, die den Spieler zu besserer Leistung beflügeln. Gerade wenn beispielsweise der synthig-rockige Titelsong „Devil Trigger“ von Casey und Ali Edwards an markanten Stellen einsetzt, wird dem Kampf zusätzliche Gravitas verliehen und es setzt erneut Gänsehaut ein. Wehe dem, der sich dabei von den Gegnern treffen lässt. Als kleine Anekdote zur genutzten „Resident Evil“-Engine: In seiner ursprünglichen Iteration hätte das erste „Devil May Cry“ eigentlich noch ein neuer Teil der „Resident Evil“-Reihe werden sollen, war dann aber zu weit vom Feeling eines „REs“ entfernt und wurde zu „Devil May Cry“. Auch das für „DMC“ typische Juggling der Gegner (also das per Angriff-in-der-Luft-Halten) war zunächst bloß ein Glitch im RE-Prototypen. So schließt sich wieder der Kreis.


„Es bleiben dem Spieler eine Hülle und Fülle an freischaltbaren Skills für jeden Geschmack“

Neben einer außerordentlichen Menge an freischaltbaren Skills, Combos und Waffen bietet „Devil May Cry 5“ zusätzlich noch versteckte Geheimmissionen, einen Trainingsmodus und sechs Schwierigkeitsgrade, von denen zwei anfänglich zur Auswahl stehen. Im höchsten, „Hölle und Hölle“, haben Gegner und Bosse gar das Vierfache an Lebensenergie, während der Spieler bei einem einzigen Treffer das Zeitliche segnet. Somit sollte zwischen den sechs Stufen für alle etwas dabei sein, je nach Masochismus-Grad. Darüber hinaus wird in den kommenden Wochen, der bereits aus anderen Teilen bekannte „Bloody Palace“-Modus als kostenloser DLC nachgereicht, der einen Survival-Modus darstellt, bei dem man sich bis auf die oberste Stufe durchkämpfen muss und hunderte Gegner hinter sich lässt. Zudem wird bereits gemunkelt, dass „Devil May Cry 5“ um einen Coop-Modus erweitert werden soll mit zusätzlichen Charakteren. Zumindest eine Form der vernetzten Verbindung gibt es auch jetzt schon: Bei bereits erwähnten Auswahl-Missionen verbindet sich das Spiel bei gegebener Internetverbindung mit anderen Spielern, die an derselben Stelle einen anderen Charakter wählten und diese sieht man dann häufig im Hintergrund in anderen Räumen kämpfen. Dabei kann am Ende der Mission jeder Spieler die andere Person bewerten und es winkt ein kostenloser Gold-Orb, der den Spieler nach dem Ableben wieder aufrappelt.

„Devil May Cry 5“ ist ein beflügelnder Hochgenuss im Action-Genre und sollte an niemandem vorübergehen. Schlicht und einfach. Was haben wir Dante vermisst!

„Devil May Cry 5“ ist seit dem 8. März 2019 für PC, XBox One und PS4 erhältlich.

Devil May Cry 5CAPCOM • Action/Hack’n’Slash • PC, XBox One, Playstation 4

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.