16. Februar 2017 3 Likes 4

To pochuye ke lang Belta?

Verstehen Sie Belta? Die Gürtler-Sprache aus „The Expanse“ macht Spaß und klingt cool

Lesezeit: 5 min.

Sie sind groß, haben coole Tattoos und schräge Haarschnitte und sprechen ein kaum verständliches Kauderwelsch: die Rede ist natürlich von den Bewohnern des Asteroidengürtels in James Coreys Expanse-Romanen (im Shop). Seit dem Start der TV-Serie im letzten Jahr erfreuen sich die Belter immer größerer Beliebtheit im Fandom, was auch an ihrer eigenwilligen Sprache liegt. Die steht, wie viele andere Details in der Expanse-Reihe, auf einem sehr soliden (irdischen) Fundament: seit einigen Jahren wird „Belta“ von dem amerikanischen Linguisten Nick Farmer entwickelt.

2011 sah Farmer sich in einer New Yorker Bar die neuste Folge Game of Thrones an, als ihm auffiel, dass George R. R. Martin (im Shop) am Nebentisch saß. Die beiden kamen ins Gespräch, und Farmer lud Martin zu einem Google Talk ein. Hinter den Kulissen lernte er Martins Assistenten Ty Franck kennen, der gerade zusammen mit Daniel Abraham den ersten Expanse-Roman Leviathan erwacht (unser Roman des Monatsim Shop) veröffentlicht hatte. Franck fragte Farmer, ob er nicht Lust hätte, die Sprache der Gürtelbewohner zu entwickeln, und Farmer sagte zu. In den Romanen wird Belta zwar immer wieder erwähnt, aber nur selten gesprochen. Das sollte in der TV-Serie anders sein, deswegen holten die Produzenten Farmer dazu. Seitdem ist er der Sprachcoach für den Cast, und einige der Schauspieler, beispielsweise Andrew Rotilio, haben so viel Spaß daran, dass sie unter dem #WowtLangBeltafoTudiye (wörtlich etwa: „Wort [aus der] Belta-Sprache für heute“ – Also „Belta-Wort des Tages“] kurze Videos mit neuen Phrasen oder Wörtern ins Netz stellen, sodass auch die Expanse-Fans Belta lernen können. Nick Farmer postet unter diesem Hashtag auch täglich neue Belta-Vokabeln, die auch auf belterwiki.com abgerufen werden können.

Farmer dachte viel über den soziokulturellen Hintergrund nach, vor dem Belta sich entwickeln würde. Die Bewohner des Asteroidengürtels kamen von überall auf der Erde, und sie brachten ihre jeweiligen Muttersprachen mit. Zudem, so Farmer, sind die Gürtelbewohner einfache Arbeiter, die meisten von ihnen wahrscheinlich ohne höhere Bildung und Fremdsprachenkenntnisse. Als sie im Asteroidengürtel Fuß fassten, mussten sie sehr schnell einen Weg finden, miteinander zu kommunizieren – reibungslose Kommunikation ist besonders im Falle einer Krise unabdingbar, und im Asteroidenbergbau in einer absolut lebensfeindlichen Umgebung überlebenswichtig. Daher schien es Farmer logisch, dass sie eine Kreole entwickeln würden.

Auf der Erde entstehen Kreolsprachen, wenn Sprecher verschiedener Muttersprachen miteinander in Kontakt kommen. Historisch gesehen geschah dies beispielsweise in den europäischen Kolonien in Afrika oder Südamerika. Vereinfacht gesagt mussten hier die Kolonialmächte einen Weg finden, mit den Ureinwohnern ihrer Kolonien zu sprechen. Sie vereinfachten daher ihre Muttersprache, sodass die Bewohner sie (und vor allem ihre Befehle) verstehen konnten. Diese wiederum übernahm Teile des Wortschatzes und der Grammatik aus der Sprache der Kolonialherren und vermischte sie mit Wörtern und grammatikalischen Strukturen aus ihrer eigenen Sprache. Aus diesem Mischmasch, dem Pidgin, entwickelt sich dann eine Kreolsprache, die – im Gegensatz zu ihrem Vorläufer – über eine sehr viel komplexere, aber immer noch vergleichsweise einfache Grammatik verfügt (und damit als Muttersprache erlernt werden kann, auch wenn dieses Kriterium in der Forschung umstritten ist). Solche Kreolen können sehr schnell entstehen; in vielen Fällen reicht bereits eine Generation aus. Die Belter leben bereits in der dritten Generation im Asteroidengürtel; sie hatten also mehr als genug Zeit, eine eigene Sprache zu entwickeln. Durch die Art und Weise ihrer Entstehung wird auch gleich der soziale Status des Sprechers kommuniziert: wer in den Kolonien eine Kreole sprach, war von niedrigerem sozialen Stand als die „Herren“ – auch das passt auf die Belta-Sprecher in The Expanse, die sich von den Bewohnern der inneren Planeten ebenso ausgebeutet sehen.

Ausgehend von der Geschichte der Belter baut Farmer nun nach und nach ihre Sprache auf. Englisch, sozusagen die lingua franca der heutigen Zeit, diente ihm dabei als Ausgangspunkt. Englisch ist sozusagen die Sprache der „Kolonialherren“ im Gürtel, und der soziale Status eines Gürtelbewohners lässt sich daraus ableiten, wie gut er es spricht. Dazu borgt sich Farmer Wörter aus verschiedenen natürlichen Sprachen auf der Erde, darunter Chinesisch, Spanisch, Deutsch, Zulu oder Hindi. Für welches Wort er sich entscheidet, macht Farmer von ganz persönlichen Kriterien abhängig; oft spielt dabei eine Rolle, wie gut ein bestimmtes Wort klingt. Dazu entwickelte er drei Monate lang Basisgrammatik und Orthographie für „seine“ Kunstsprache.

Doch damit ist es jedoch nicht getan: Belta besteht zudem aus einer Reihe von Gesten. Die ersten Asteroidenbewohner mussten schließlich auch in der Lage sein, sich mitzuteilen, wenn die Funkgeräte in den Raumanzügen ausgefallen waren. Da diese dicken Anzüge keine feinen Gebärden zulassen, sind die Belter-Gesten oft sehr weit ausholend und übertrieben. Sie fanden Eingang in die Sprache, sodass sie auch im Inneren von Raumstationen oder in Asteroiden benutzt werden, um bestimmte Dinge auszudrücken oder zu unterstreichen; zu sehen beispielsweise in der Episode „Remember the Cant“ aus der ersten Staffel, in der Millers Kollege Havelock einige Gürtler-Phrasen inklusive Gesten beigebracht bekommt. Allerdings ist es nicht immer notwendig, gesprochene Sprache und Gesten zu benutzen – manchmal reicht auch ein simples Handzeichen:

Bisher gibt es noch kein Verzeichnis der Belta-Gesten, die für die TV-Serie von dem Choreographen Roberto Campanella entwickelt werden. Ein paar davon kennen wir jedoch aus der Serie. Das Heben der Faust beispielsweise gleicht einem Nicken (das man ja in einem Raumanzug nicht sehen würde).

Über Twitter gab Nick Farmer bekannt, dass er zudem bisher noch keine Genehmigung von SyFy habe, eine offizielle Belta-Grammatik herauszugeben. Da Belta jedoch auf dem besten Weg scheint, das neue Klingonisch zu werden, könnte das in nicht allzu ferner Zukunft durchaus noch passieren. Bis dahin kann sich jeder, der jetzt Lust bekommen hat, die farbenfrohe Sprache der Gürtler zu lernen, mit diesen hilfreichen Links behelfen:

Nick Farmer auf Twitter: @NFarmerlinguist
Der #WowtLangBeltafoTudiye auf Twitter
Wörterlisten gibt es auf belterwiki.com und expanse.wikia.com. Außerdem sammelt Twitter-User @lexica in einem Google-Spreadsheet neben Vokabeln und Phrasen auch Hinweise auf die Belta-Grammatik, die Nick Farmer häppchenweise offenbart.

Viel Spaß, und: Xalte ere gova da Cant!

 

Mehr Infos zur TV-Serie finden Sie unter www.syfy.com/theexpanse. Die Expanse-Romane finden Sie in unserem Shop

Kommentare

Bild des Benutzers Sebastian Pirling

Ich groke total dein meaning, diggi, aba Kreolen als Earpiece sind vong der Stylishness her irgendwie cooler als wie wenn so Hello-from-the-other-side-mäßig gespeakt. Aber das ist nur meine opinion, man.

Bild des Benutzers Elisabeth Bösl

Xetamang tili du xeta, tumang! :-p

Bild des Benutzers Sebastian Pirling

Ich shake das ab. Isch möschte das nischt.

Bild des Benutzers Elisabeth Bösl

https://youtu.be/Xn3tUOJ9yv4?t=53, que si?

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