17. Mai 2023

„Star Wars: Ronin“ von Emma Mieko Candon

Sternenkrieger und Samurai: Ein Roman inspiriert von „Star Wars: Visionen“ und mehr

Lesezeit: 3 min.

Samurai-Stoffe, allen voran die gefeierten Filme von Regie-Meister Akira Kurosawa, waren und sind ein großer Einfluss auf das Star Wars“-Universum. Schon Franchise-Vater George Lucas ließ sich in den 1970ern von den japanischen Filmklassikern über stolze Krieger, herrenlose Schwertkämpfer und umherziehende Söldner inspirieren, die dann übrigens auch den italienischen sowie den amerikanischen Western prägten – die wiederum ebenfalls Einfluss auf „Star Wars“ genommen haben. Schon in der Original-Trilogie um den Krieg der Sterne zwischen den Rebellen und dem Imperium sind die Samurai-Elemente offensichtlich, angefangen bei den Jedi mit ihren Schwertern und ihrem Ehrencodex, oder bei der ikonischen Rüstung von Darth Vader.

Und dann ist da ja noch der aktuellste Erfolg aus der „Star Wars“-Galaxie, „The Mandalorian“. Die Abenteuer von Din Djarin und Grogu setzen die Verbindung von retrofuturistischer Space-Opera aus den USA und historischer Samurai-Epik aus Japan ungeniert fort. Es ist praktisch unmöglich, „The Mandalorian“ von Autor, Produzent und Lenker Jon Favreau („Iron Man“) anzuschauen, und nicht die Parallelen zum Samurai-Manga-Comic-Meisterwerk „Lone Wolf & Cub“ von Autor Kazuo Koike und Zeichner Gōseki Kojima zu sehen. Ohne dass das „The Mandalorian“ irgendwie schlechter machen würde, versteht sich. Wer sich selbst ein Bild machen will, sollte aber gewarnt sein: Der Lieblingscomic „Lone Wolf & Cub“, der auf Deutsch gerade in einer schicken Hardcover-Sammelband-Edition neu aufgelegt wird, macht absolut süchtig – nicht umsonst wurden über Favreau hinaus auch Quentin Tarantino („Kill Bill“) und Frank Miller („Sin City“) vom schwarz-weißen Manga-Evergreen inspiriert.

In der Animationskurzfilm-Anthologie-Serie „Star Wars: Visions“ alias „Star Wars: Visionen“ auf Disney+, die just eine zweite Season zum Streamen gesehen hat, zelebriert man ebenfalls die Verschmelzung von Pop-Mythen aus Amerika und Japan. Die erste Staffel startete im Herbst 2021 sogar mit der Episode „Das Duell“, die ein alternatives Samurai-Star-Wars-Universum präsentierte und einen umherwandernden Sith-Ronin zum Protagonisten hatte. Ausgedacht hatten sich diese Interpretation des Star Wars-Themas Mangaka Takashi Okazaki („Afro Samurai“) als Autor und Animationsfilmmacher Takanobu Mizuno („Batman Ninja“) als Regisseur. Die Folge, die haptisch auf „lädierten alten Film“ machte und bis auf die rot leuchtenden Lichtschwerter der Sith in Graustufen daherkam, war eine eindrucksvolle Art, „Star Wars: Visionen“ zu eröffnen.


„Star Wars Visions“

Nun hat Emma Mieko Candon (im Shop), ausgehend von diesem animierten Kurzfilm, einen ganzen 500 Seiten starken Roman über die Samurai-Variante der Star-Wars-Saga geschrieben. Losgelöst vom klassischen und jedem anderen Kanon außer dem von „Das Duell“, füllt Candon die Welt des Sith-Ronin mit noch mehr Samurai-Vibes und entsprechend angehauchten Figuren. Candon münzt die ursprüngliche Folge aus „Visionen“ dafür zunächst noch mal in Prosa um, danach warten auf den Sith-Ronin, der vom vorlauten Droiden B5–56 begleitet wird und eine ungnädige Stimme in seinem metallverstärkten Kopf hört, im Roman neue Abenteuer – u. a. als Teil einer Raumschiff-Crew, die aus einer alten Kriegerin, einer jungen Pilotin und einem ausgefuchsten Geschichtenerzähler besteht und eine eigene Mission hat.

Emma Mieko Candon wurde auf Hawaii geboren, hat japanische Familienwurzeln und lebt in vierter Generation in Amerika – und ist seit ihrem siebten Lebensjahr von Star Wars begeistert. Man kann beim Lesen von „Star Wars: Ronin“ spüren, wie wichtig es Candon gewesen sein muss, noch mehr japanische Historie in die Erfolgsgeschichte von „Star Wars“ zu injizieren, dem persönlichen und popkulturellen Vermächtnis an jeder Front gerecht zu werden, ohne dafür den typischen Unterhaltungswert einer „Star Wars“-Story zu opfern.

Weitere Ausflüge in die Welt von „Das Duell“ und „Ronin“ wären definitiv willkommen, ob geschrieben oder gezeichnet, ansonsten hat man aber ja „The Mandalorian“. Von Emma Mieko Candon erscheint im Juni auf Englisch nun erst mal der eigenständige SF-Roman „The Archive Undying“ über das Erbe der Mecha-Gottheiten.

Emma Mieko Candon: Star Wars™ Ronin • Roman • Aus dem Amerikanischen von Andreas Kasprzak • Blanvalet, München 2023 • 512 Seiten • Erhältlich als Taschenbuch und eBook • Preis des Taschenbuchs: € 11,00 • im Shop

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