24. September 2021 1 Likes

„Star Wars: Visionen“

Neun animierte „Star Wars“-Kurzfilme aus Japan auf Disney+

Lesezeit: 3 min.

Im Universum von „Star Wars“ stecken jede Menge Einflüsse aus dem Western-Genre und der Fantasy, aber auch aus Samurai-Geschichten. Seit dem 22. September stehen unter dem Titel „Star Wars: Visionen“ neun animierte Original-Kurzfilme im Streaming-Angebot von Disney+, in denen sieben japanische Studios auf visuell völlig unterschiedliche Art mit dem amerikanischen Science-Fiction-Franchise spielen dürfen – Netflix’„Love Death + Robots“ lässt ein bisschen grüßen. In der englischsprachigen Synchro sind übrigens Lucy Liu, Joseph Gordon-Levitt, Neil Patrick Harris, Alison Brie, David Harbour, George Takei und andere prominente Schauspieler zu hören.

Die Visionen beginnen mit der Folge „Das Duell“, einer mustergültigen Hommage an die Samurai-Filmklassiker von Akira Kurosawa und Co., die man sogar optisch auf alt getrimmt hat und bis auf die Sith-Lichtschwerter in Schwarz-Weiß präsentiert. „Tatooine Rhapsodie“ bietet eine ungewöhnliche Geschichte über Fanliebling Boba Fett, Jabba den Hutten und eine galaktische Rockband, die bis zum Schluss gegen den Tod in der Arena anspielt – man muss wegen Look und Anmutung die ganze Zeit an Daft Punks „Interstella 555“ denken. „Die Zwillinge“ übertreibt es an allen Fronten ziemlich und ist subjektiv die schwächste Episode, obwohl die energiegeladene Inszenierung einer weiteren Zwillingsgeschichte auf Seiten der Macht sicher ihre Bewunderer finden mag.

Wenn „Die Braut des Dorfes“ beginnt, weiß man sofort, dass dieser Kurzfilm ganz auf jene Art Anime-Magie setzt, wie sie seit jeher im Studio Ghibli beschworen wird. Die samurai-typische Story startet entsprechend langsam, mündet dann jedoch in einem starken Showdown. „Die neunte Jedi“ darf definitiv zu den Highlights der Reihe gerechnet werden: Nach dem Ende der Jedi sollen die letzten Machtflüsterer der Galaxis zusammenkommen – ein reicher Gönner, der den Orden wiederaufbauen möchte, lässt einen Schmied sogar neue Lichtschwerter bauen, was nicht allein für die Tochter des Schmieds Gefahren mit sich bringt. Den Titel von „T0-B1“ muss man mal ausgesprochen hören, um das Obi-Wan darin zu erkennen. Die Geschichte des unvernünftigen Roboterjungen, der einen Planeten für seinen Meister terraformen muss und davon träumt, ein Jedi zu werden, ist stilistisch eine wundervolle Hommage an „Astro Boy“ von Osamu Tezuka und in jeder Hinsicht eine angenehme Abwechslung.

Der Alte“ hat nicht den sympathischsten Jedi-Padawan aller Zeiten im Gepäck, allerdings eine solide Story über einen Jedi-Meister, seinen selbstbewussten Schüler und einen alten, aber brandgefährlichen Gegner auf einer abgelegenen Welt. Solide „Star Wars“-Kost, die durch das vertraute, makellose Anime-Gewand gewinnt. „Lop & Ocho“ setzt wieder voll auf das Samurai-Thema, derweil die imperiale Besatzung eines Planeten voller Rohstoffe eine ungewöhnliche Familie entzweit. Nicht die beste Episode im Line-up. Zum Schluss kehrt in „AKAKIRI“ ein Jedi zu der Prinzessin zurück, die er einst beschützte und deren Tante ihren Thron geraubt hat. Sehr schön animiert, wenngleich in Sachen Handlung und Pointe nicht ganz überzeugend.

Wer hätte gedacht, dass es auch mal zu viel Samurai-Action in einem „Star Wars“-Produkt und parallel zu viele Jedi-Storys, Han-Solo-Zitate und Lichtschwerter sein können? In der Konzentration wie in den neun Kurzfilmen nutzt es sich tatsächlich ab. Während „Star Wars: Visionen“ die Vielfalt der japanischen Animationsfilmkunst also definitiv einfängt und feiert, gelingt es den Filmchen im Gegenzug nicht, die Breite des Star Wars-Kosmos widerzuspiegeln. Für Fans lohnt es aufgrund der besten Beiträge trotzdem. Das Konzept der „Visionen“ sollte dennoch dringend weiter verfolgt und gerne auch über japanische Studios hinaus erweitert werden.

Abb.: © 2021 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Star Wars: Visionen • 9 Episoden • Laufzeit: ca. 12–22 Min. pro Folge

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