Die Star-Trek-Episode am Rand der Ewigkeit
Harlan Ellisons kontroverses Drehbuch wird als Comic adaptiert
Sie gilt als die beste Episode der ursprünglichen Star Trek-Serie: „Griff in die Geschichte“ (The City on the Edge of Forever). Das Drehbuch wurde von der Writers Guild of America ausgezeichnet, es gewann den Hugo Gernsback Award. Und dennoch gab es gerade um diese Episode einen sehr lautstark geführten Krieg hinter den Kulissen, der Jahrzehnte anhielt – und wahrscheinlich nie enden wird.
Was war passiert?
Gene Roddenberry, der Star Trek-Schöpfer, hatte als Autoren der TV-Serie einige prominente Science-Fiction Autoren der Zeit engagiert, darunter Robert Bloch (Psycho), Norman Spinrad, Theodore Sturgeon – und Harlan Ellison. Ellison war ein „rising star“, hatte mit seiner Kurzprosa bereits Preise gewonnen (und würde noch Dutzende mehr in den Jahren danach gewinnen) und litt nicht gerade an einem unterentwickelten Ego. Ellison war ein begnadeter Autor – und das wusste er. (Demnächst erscheint übrigens die erste Retrospektive seines Werks auf deutsch: „Ich muss schreien und habe keinen Mund“ – auf jeden Fall vormerken, Hammerbuch! – Und bei der Gelegenheit: Im Shop befinden sich auch 250 Star Trek-Romane. Viel Spaß!)
Ellison fühlte sich nun von Roddenberry schlecht behandelt. Das, was da über die trüben Mattscheiben von 1967 flimmerte, war nicht mehr „sein“ Buch. Roddenberry hatte es „vergewaltigt“. Dem war Ellison einfach zu stark von der Star Trek-Formel abgewichen (u.a. hatte er eine Szene entfernt, in der an Bord der Enterprise mit Drogen gehandelt wurde!) und daher hatte er ein bisschen dran geschraubt – und vertrat anschließend die Ansicht, dass diese Schrauberei nicht unwesentlich für den Erfolg verantwortlich war.
Danach flogen wohl unvermeidlich die Fetzen. Wie zum Beweis wurde das Originaldrehbuch von Ellison immer wieder mit unzähligen Vor- und Nachworten veröffentlicht. Die Fans waren allerdings durchaus geteilter Meinung. Einig war man sich, dass es die beste Episode war, aber nicht ob trotz oder wegen Ellison.
Schließlich kulminierte der Streit in einem Prozess, den Ellison 2009 gegen CBS Paramount Television anstrengte, weil er Tantiemen für all die Nebenprodukte forderte, die gerade diese Episode hervorgebracht hatte. Ein Streit, der dann außergerichtlich beigelegt wurde.
Und nun veröffentlicht der US-Verlag IDW – unter Mitwirkung von Ellison persönlich – sogar eine Comic-Adaption des Drehbuchs, des originalen versteht sich. Im Juni erscheint das erste Heft, die Adaption besorgten die Star Trek erprobten Scott & David Tipton (Text) und J.K. Woodward (Zeichnungen).
Immerhin wird es dann also erstmals eine visuelle Fassung des Drehbuchs geben, so wie Ellison es sich einst gedacht hatte – wenn auch nicht in bewegten Bildern. Aber warten wir’s ab: Irgendwo bastelt bestimmt schon ein unermüdlicher Fan auch an einer Film-Version des Buchs – mit digitalen Shatners, Nimoys und Kelleys. Wetten?
Drogen-Deals auf der Enterprise – keine gute Idee, fand Gene Roddenberry. (Abb. aus der Comic-Adaption von IDW)
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