11. Mai 2017

Geschichten aus der Schattenwelt

„Tales from the Darkside“: Der neue Comic von Joe Hill

Lesezeit: 3 min.

Auf Deutsch ist gerade Joe Hills neuer Roman „Fireman“ (im Shop) bei Heyne als Paperback und als E-Book erschienen, in dem sich der erfolgreiche Sohn von Stephen King (im Shop) dem Endzeit-Genre zuwendet. Bei Panini steht dagegen nicht nur eine Neuauflage von Hills Comic-Highlight „Locke & Key“ in den Startlöchern, wo ab Juli großformatige Hardcover-Sammelbände der so genannten Master-Edition herauskommen werden. Ende April wurde mit „Tales from the Darkside – Geschichten aus der Schattenwelt“ außerdem ein neuer Comic-Einzelband von Hill und „Locke & Key“-Zeichner Gabriel Rodriguez veröffentlicht, in dem nicht zuletzt Stephen King und der Twilight Zone gehuldigt wird.

Als Sohn des Bestsellerlisten-Kings und Horror-Papstes aus Maine hat Joe Hill das Grauen gewissermaßen im Blut – kein Wunder, dass aus ihm ein exzellenter, erfolgreicher Horror-Autor der nächsten Generation wurde. Bereits als Kind hatte Hill eine Rolle im berühmten Episodenfilm „Creepshow“, den Stephen King 1982 mit George A. Romero umsetzte. An der TV-Serie „Tales from the Darkside – Geschichten aus der Schattenwelt“, die zwischen 1984 und 1988 im amerikanischen Fernsehen lief, arbeiteten Romero, King und andere „Creepshow“-Macher dann erneut zusammen, wobei sie strukturell vor allem der legendären Anthologie-Serie „The Twilight Zone“ huldigten.

Vor ein paar Jahren erhielt Hill die Chance, all diese Einflüsse aus seiner Kindheit und seiner Familiengeschichte in einer neuen Version von „Tales from the Darkside“ für das zeitgenössische Serien-Fernsehen zu kanalisieren. Hill und seine kreativen Mitstreiter ersannen ein ambitioniertes Konzept, das in drei Staffeln packende Folgen mit eigenständigen Horror-Storys präsentieren, zugleich aber auch eine gemeinsame Darkside-Mythologie und Hintergrundgeschichte für die Neuauflage etablieren sollte. Leider wurde aus dem Revival der alten Serie am Ende nichts – Projekte, die es nie in Produktion schaffen, sind im Umfeld der großen Leinwand und des Heimkinos sozusagen die dunkle Seite des Geschäfts, das viel Herzblut verschwendet.

Allerdings war nicht alles umsonst! Immerhin hat sich Joe Hill inzwischen mit Zeichner Gabriel Rodriguez und Autor Michael Benedetto zusammengetan, um ein paar seiner Ideen und Drehbücher für die abgesägte Neuauflage in einem unabhängigen Comic zu realisieren, der das Potential des Episodencharakters und der Darkside-Mythologie mühelos erkennen lässt. In ihren Geschichten bahnen sich Schrecken, Leid und Finsternis einen Weg in die sonnenbeschienene Realität. Etwa ins Leben des jungen Ziggy, der einen wahren Albtraum durchlebt, weil er erst im falschen Moment eindöst und dann als einziger wach bleibt. Oder in das Dasein der jungen Joss, die in Folge eines Autounfalls eine mörderisch nette Familie kennenlernt. Und natürlich in die geplagte Existenz von Brian und seinem boshaften Schattenzwilling, der mit der finsteren, gefährlichen Macht der Darkside verbunden ist …

Dass der Comic mit den Herren Hill und Rodriguez das Dreamteam hinter „Locke & Key“ – der Horror-Comic-Saga der letzten Jahre – wiedervereint, ist ein angenehmer Nebeneffekt des Projekts. Und wer weiß, vielleicht kommen ja irgendwann noch weitere Comics, oder eines Tages doch noch eine TV-Fassung? Bis dahin setzen Hill, Rodriguez und Co. der schön-schaurigen Fernsehserie aus einer andern Ära der Horror-Unterhaltung ein würdiges Denkmal, ohne dass ihr Traditionsbewusstsein oder ihre nostalgischen Gefühle sie davon anhalten, die Tales from the Dark Side in einem anderen Medium und mit einem frischen Ansatz neu zu definieren.

Dieser Text des Autors wurde ursprünglich als Vorwort und als Klappentext von Paninis „Tales from the Darkside“-Comic veröffentlicht.

Joe Hill, Michael Benedetto & Gabriel Rodriguez: Tales from the Darkside ­– Geschichten aus der Schattenwelt • Panini, Stuttgart 2017 • 108 Seiten • Hardcover: 16,99 Euro

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