Heimkino-Highlights im Dezember 2024
Neues und Altes jenseits des großen Saals
Jeden Monat die gleiche quälende Frage angesichts eines Bergs von Neu-Veröffentlichungen: „Was lohnt sich?“ – regelmäßige Hinweise der Redaktion sollen das Leben zumindest ein wenig leichter machen!
1. Die Hölle der lebenden Toten (1980)
Bei wem? WMM Als was? Blu-ray, DVD Wann? 09.12.2024
Worum geht’s?: Auf einem verlassenen Atoll irgendwo im Pazifik werden in einer Forschungsanstalt dubiose Versuche durchgeführt. Nach einem Unfall werden Mitarbeiter von einem neuartigen Virus infiziert. Als Folge bricht in ihnen der Drang zum Kannibalismus aus. Eine Elitetruppe wird auf die Insel geschickt, um den Schrecken zu beenden. Nach den ersten schweren Verlusten beschließt man, einen Großangriff auf das Zentrallabor zu starten. Es kommt zu einer blutigen Schlacht …
Prognose: Ja, ist kein guter Film, aber dieser ganze Italo-Schmuddelkram aus den frühen Achtzigern … hach, da werd ich noch als Greis immer und immer und immer wieder schwach werden. Die Streifen haben einfach diesen einzigartigen, schwer beschreibbaren Vibe, irgendwo zwischen Pausenhof und versiffter Bahnhofskneipe, und sind in ihrer Unbekümmertheit meist ziemlich unterhaltsam. Und einige dieser Regisseure waren gar nicht mal so untalentiert, wie einem das die „seriöse Filmkritik“ versucht hat, weiszumachen. Bruno Matteis Qualitäten sind dagegen tatsächlich zweifelhaft, aber auch ein blindes Huhn pickt mal das ein oder andere Korn und dieser von „Dawn of the Dead“ (1978) inspirierte Zombie-Heuler (in dem unter anderem Musik aus Romeros Kultfilm verwurstet wurde, da die Macher keine Geld für Originalkompositionen hatten) macht die meiste Zeit schon Spaß und hat ein paar atmosphärische Momente – vor allem die durch eine Windschutzscheibe gefilmte Szene, in der eine blutverschmierte Frau am hellichen Tage vor einem komplett in weiß gekleideten Zombie wegtorkelt, hat was. Für mich aus heutigen Augen oder vielmehr Ohren faszinierend: Selbst solch einem „Kram“ wurden damals hochwertige Synchronisationen verpasst.
Die Hölle der lebenden Toten • Virus • Italien/Spanien 1980 • Regie: Bruno Mattei • Darsteller: Margie Newton, Franco Garofalo, Selan Karay, Gabriel Renom
2. Die Familie mit dem umgekehrten Düsenantrieb (1984)
Bei wem? REM Als was? Blu-ray Wann? 31.10.2024
Worum geht’s? Der Geschäftsmann Katsuhiko Kobayashi zieht mit seiner Familie in ein Haus ein. Jahrelange Träume scheinen sich endlich zu erfüllen. Allerdings gibt es schnell ein ernstes Problem: Der Grossvater will mit im gleichen Haus wohnen, obwohl absolut kein Platz mehr für ihn vorhanden ist. Kobayashi macht sich zur Lösung des Platzproblems daran mit Schaufel und Presslufthammer ein Loch im Haus zu graben. Dort soll laut seinem Plan der Grossvater seinen gewünschten Wohnplatz bekommen. Allerdings warten dort unten Termiten und bald schon verliert nicht nur Kobayashi, sondern auch der Rest der ungewöhnlichen Familie den Verstand. Alle versinken in einem einzigen Chaos und ihre angestauten Aggressionen entladen sich in einer Orgie der Zerstörung …
Prognose: Kein Science-Fiction-Film, aber dennoch nicht uninteressant für uns, da diese genüssliche, pechschwarze Dekonstruktion der Institution Familie von Gakuryū Ishii a.k.a. Sogo Ishii stammt, der mit Filmen wie „Crazy Thunder Road“ (1980) und vor allem „Burst City“ (1982) den japanischen Cyberpunk ins Leben rief, in dem er die die rohe, rebellische, anarchische Natur der damaligen Punk-Musikszene mit schnellen Schnitten, extrem dynamischen Handkamerabewegungen und einen deutlichen Fokus auf Musik in seine Filme übertrug. Auch „Die Familie mit dem umgekehrten Düsenantrieb“ ist von der aufsässigen Haltung Ishiis durchzogen und so wundert es wenig, dass das Haus der Familie Kobayashi am Ende zum Einsturz gebracht wird und die Familie unter einer Autobahnbrücke einen Neustart wagt, der ihnen endlich das ersehnte Familienglück bringt. Ich persönlich find Ishii super, mochte aber gerade den jetzt nicht so arg, da in der zweiten Hälfte zu drüber, klamottig. Ich find aber trotzdem, dass jeder Fan des japanischen Films die Komödie gesehen haben sollte, da’s hier Szenen gibt, die ähnliche Szenen in Shinja Tsukamotos Sci-Fi-Horror „The Adventure of Denchu Kozo“ (1987) und seinem Cyberpunk-Meilenstein „Tetsuo: The Iron Man“ (1989) antizipieren.
Die Familie mit dem umgekehrten Düsenantrieb • Japan 1984 • Regie: Gakuryū Ishii • Darsteller: Katsuya Kobayashi, Mitsuko Baisho, Arizono Yoshiki, Hitoshi Ueki
3. Robocop (1987)
Bei wem? Capelight Pictures Als was? Blu-ray (2-Disc LCE Steelbook), Ultra HD Blu-ray (2-Disc LCE Steelbook), Ultra HD Blu-ray (4-Disc LCE Steelbook), DVD Wann? 12.11.2024
Worum geht’s? Der junge Polizist Murphy wird während einer Verfolgungsjagd von Gangstern auf brutalste Art und Weise hingerichtet. Von allen für tot gehalten, gelingt es Spezialisten des Großkonzerns OCP, Murphy am Leben zu erhalten und mittels modernster Cyber-Technologie in eine beinahe unbesiegbare Kampfmaschine zu verwandeln. Von diesem Zeitpunkt an sorgt Robocop für Recht und Ordnung und die Verbrechensrate sinkt rapide. Doch man treibt ein falsches Spiel mit Murphy, der mit Hilfe seines Ex-Partners versucht, seine eigentliche Identität wiederzufinden …
Prognose: Ach, was soll man noch zu „Robocop“ schreiben, was nicht schon 6465-mal geschrieben wurde? Grandioser US-Blockbuster vom grandiosen niederländischen Mega-Regisseur Paul Verhoeven, der seine Zeit in Amerika dazu nutzte, um Mainstream-Kino zu drehen, wie es zuvor nur selten da war und danach nie wieder gedreht werden sollte: „Robocop“ ist von der ersten bis zur einhundertdritten Minute grell, actionreich, ultrabrutal, aber auch witzig und prophetisch, subversiv – einfach enorm fesselndes, smartes Kino vom allerfeinsten. Es braucht wohl nicht extra erwähnt werden, dass sich an das Remake von 2014 kein Mensch mehr erinnern kann. Nach zig Veröffentlichungen gibt’s jetzt noch mal ultimativen Nachschlag von Capelight in verschiedenen Varianten und mit vielen, vielen, vielen Extras!
Robocop • USA 1987 • Regie: Paul Verhoeven • Darsteller: Peter Weller, Nancy Allen, Dan O’ Herlihy, Ronny Cox, Kurtwood Smith, Miguel Ferrer, Robert DoQui, Ray Wise
4. Dark Breed – Das Unbekannte hat sich offenbart (1996)
Bei wem? Fokus Media Als was? Mediabook (Blu-ray, DVD) Wann? 16.12.2024
Worum geht’s? Die Astronauten des Raumschiffs Aquarius haben eine geheime Mission abgebrochen und sind trotz ausdrücklichem Befehl auf der Erde gelandet. Aber es sind nicht mehr die Astronauten, die gestartet sind. Sie sind besessen von den Darkbreed, Wesen aus einer anderen Zivilisation, die wie Parasiten in fremde Welten eindringen und deren Bewohner auslöschen … Cutter, der Leiter der Omega Abteilung, hat es absichtlich darauf angelegt, dass diese Wesen zur Erde kommen. Allerdings hat er die Kontrolle über sie verloren. Er muss mit ansehen, wie diese fremden Mächte, die stärker sind als alles, was man sich auf Erden vorstellen kann, eine Spur des Grauens hinterlassen. Captain Saxon erhält den Auftrag, diese Operation zu einem guten Ende zu bringen. Seine Ex-Frau Deborah, die auch an Bord der „Aquarius“ war, ist ebenfalls von einem fremden Wesen „besetzt“. Aber es ist kein Darkbreed, sondern ein Wesen, das die Darkbreed bekämpfen will. Dieses fremde Wesen, Sabedra, hat von dem Körper Deborahs Besitz genommen, aber sie gibt Saxon die entscheidenden Tips, wie er mit der Bedrohung aus dem All fertig werden kann …
Prognose: Der kalifornischen Produktionsfirma PM Entertainment, die sich in den 1990er-Jahren auf ultra-spektakuläre Low-Budget-Filme für den Videothekenmarkt spezialisiert hatte, blieb der massive Erfolg des Straßenfegers „Akte X“ natürlich nicht verborgen, weswegen man sich 1996 mit „Dark Force“ (der schönere Originaltitel lautet „The Silencers“) und ein Jahr später mit „Dark Breed“ an den Erfolg von Mulder und Scully ran hing. Die Filme waren Teil eines Deals über drei Filme mit Darsteller Jack Scalia, der sich zwischen 1987 und 1991 durch die Fernsehserie „Dallas“ und anschließend mit „Tequila und Bonetti“ (1992) einen größeren Bekanntheitsgrad erspielen konnte.
Regie bei allen Filmen mit Scalia führte Richard Pepin, das P in PM. Joseph Merhi, das M in PM, war als Produzent tätig. Natürlich ist das wild zusammengeräubert. „Dark Breed“ klaut schamlos von „Species“, „Alien“, „Predator“ und „Akte X“, gewinnt aber durch die für das Studio so typische Hemdsärmeligkeit und vor allem durch die mal wieder äußerst spektakulären, stylishen Actionszenen, die die komplette „Fast & Furious“-Reihe zur Kettcar-Treterei im Hinterhof degradieren, an eigenem Profil. Für Leute, die Actionfilme mögen, wirklich mögen, nicht mit Adleraugen nach jedem „Filmfehler“ suchen und zudem Humor mitbringen eine absolute Empfehlung.
Dark Breed – Das Unbekannte hat sich offenbart • USA 1996 • Regie: Richard Pepin • Darsteller: Jack Scalia, Lance LeGault, Donna W. Scott, Robin Curtis, Carlos Carrasco
… und was gibt’s im TV & Internet?
• Star Wars: Skeleton Crew – 03.12.2024, Disney+: Der nächste Star-Wars-Ableger … hier bereits vorgestellt.
• Shining (US-Kinofassung) - 04.12.2024, Amazon Prime: Kubrick kürzte seinen Film für die Europäer, weil er die Europäer für cleverer hielt als die Amerikaner, weswegen es hier 23 Minuten mehr Material gibt. Keine Fassung wurde aber von Kubrick bevorzugt, die Frage nach der besseren ist der Stoff für ausgiebige Fan-Diskussionen in schummrigen Kneipen.
• Philip K. Dick’s Electric Dreams – ab 19.12.2024, 7Fun: Späte TV-Premiere der eher mäßigen TV-Serie (zur Review) nach Geschichten von Philip K. Dick.
• What If…?, Staffel 3 – ab 22.12.2024, Disney+: Die dritte und letzte Staffel der Animationsfilmserie aus dem Hause Marvel.
Abb. ganz oben aus „Robocop“, Capelight Pictures
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