Heimkino-Highlights im Februar 2025
Neues und Altes jenseits des großen Saals
Jeden Monat die gleiche quälende Frage angesichts eines Bergs von Neu-Veröffentlichungen: „Was lohnt sich?“ – regelmäßige Hinweise der Redaktion sollen das Leben zumindest ein wenig leichter machen!
1. Fight Another Day (2024)
Bei wem? Meteor Film Als was? Blu-ray, DVD Wann? 13.02.2025
Worum geht’s? Im Jahr 1989 ist Ryan Taylor ein kompromissloser Polizist, der während seiner Einsätze von einem Kamerateam begleitet wird. Ein Routinefall allerdings geht fürchterlich schief und plötzlich erwacht der Cop im Jahr 2067 als unfreiwilliger Teilnehmer der Fernsehsendung „Fight Another Day“. In der Show werden Sterbende aus unterschiedlichen Epochen durch eine Zeitreise in die Gegenwart geholt, damit sie wie Gladiatoren in einer Arena gegeneinander kämpfen. Wer am Ende siegt, darf zurück in seine Zeit und einen geliebten Menschen wiedersehen …
Prognose: Wer wie ich seine Zeit ab der ersten Minute der Volljährigkeit vor allem in rauchigen Erwachsenen-Abteilungen von Videotheken verbracht hat, wird sie kennen: Die zahlreichen Martial-Arts-Turnierfilme, die nach dem großen Erfolg von „Bloodsport“ (1988) die Regale pflasterten. „Best of the Best“ (1989), „Bloodfist Fighter“ (1989), „American Samurai“ (1992), „Gladiator Cop“ (1994) und wie sie alle hießen. „Fight Another Day“ steht im Geiste dieser Strömung und das ist nicht schlecht, denn gegen knackige Bierdosen-Unterhaltung gibt’s in keinem Jahrzehnt was anzuwenden. Das Problem: Damals bedeutete „B-Film“ eigentlich nur, dass der Film billiger als ein A-Film ist, heute steht das „B“ tatsächlich für billig. Die damaligen Videoklopper hatten meist immer noch genug Geld für das 35mm-Format, halbwegs aufwändige Sets, Außendrehs, anständige Effekte. Und da hapert’s in „Fight Another Day“. So sehr man dem Film von Stuntman James Mark („Pacific Rim“, 2013; „Shazam!“, 2019) Sympathien entgegenbringen möchte: Er wirkt halt arg klein – die Kämpfe spielen sich allesamt in einem Raum ab, der aussieht wie ein eine leergeräumte Hipster-Bar. Das ist öde anzuschauen und wird leider von den Fights nur sehr bedingt wieder gut gemacht: So amüsant es erstmal ist, das Charaktere in Polizei- Indianer-, Wikinger- oder anderen Kostümierungen aufeinander losgehen: Dass Schusswaffen eingesetzt werden, macht’s wenig prickelnd und abseits davon wirken viele Auseinandersetzungen – trotz ein bisschen Splatter – doch arg unspektakulär. Man sehnt sich schon bald nach den agilen Muskelhühnen, die sich einst mit artistischer Raffinesse das Fressbrett polierten. Schade.
Fight Another Day • Kanada 2024 • Regie: James Mark • Darsteller: Jim Belushi, Martin Kove, Christina Ochoa, Eric Johnson, Chuck Liddell, Ken Shamrock
2. Gokè – Vampir aus dem Weltall (1968)
Bei wem? Anolis Als was? Mediabook (Blu-ray) Wann? 17.01.2025
Worum geht’s? Kurz nachdem ein Entführer ein japanisches Passagierflugzeug in seine Gewalt gebracht hat, kollidiert dieses mit einem merkwürdigen Objekt und die Piloten werden so zu einer Crash-Landung in einer unwirtlichen Gegend gezwungen. Dem Entführer gelingt in dem Durcheinander die Flucht und wird schon bald mit der Absturzursache konfrontiert. Ein UFO hat das Flugzeug aus der Bahn gebracht und eine außerirdische Lebensform ergreift Besitz vom Körper des Entführers …
Prognose: Ist über die Jahre zu einem kleinen Semi-Klassiker gereift und ich glaub zu Recht. Die Sichtung ist bei mir leider Jahre her, aber vor allem die vibrierende mal rot, mal orangene Farbenpracht ist mir immer noch in Erinnerung und ich weiß noch, dass ich den Film als sehr atmosphärisch empfand. Die Handlung wird wahrscheinlich so ihre Macken haben und der Trailer verrät, dass die Effekte ganz schön „besonders“ sind. Aber hey: Es scheint niemanden zu geben, der „Gokè“ nicht mag – aus welchen Gründen auch immer. Sehr schön: Das Mediabook kommt mit gleich zwei Audiokommentaren daher, an einem ist Ingo Strecker beteiligt und der hat zu Filmen dieser Art immer jede Menge Interessantes zu erzählen.
Goké – Vampir aus dem Weltall • Japan 1968 • Regie: Hajime Sato • Darsteller: Teruo Yoshida, Tomomai Sato, Eizo Kitamura, Hideo Ko, Kathy Horan, Kathy Horan
3. Things Will Be Different (2024)
Bei wem? Pandastorm Als was? Mediabook (Blu-ray & DVD), VOD Wann? 21.02.2025
Worum geht’s? Nach einem Raubüberfall verstecken sich die entfremdeten Geschwister Joseph und Sidney mit ihrer Beute in einem verlassenen Farmhaus, das sie in eine andere Zeitebene transportieren kann. Doch der Rückweg in die Gegenwart wird ihnen versperrt: Eine mysteriöse Geheimorganisation lässt die Geschwister nur dann zurückreisen, wenn sie den so genannten Besucher ausschalten …
Prognose: Eigentlich der Debütfilm vom Michael Felker, fühlt sich aber fast wie ein neuer Film der beiden Kreativ-Gurus Justin Benson und Aaron Moorehead („Something in the Dirt“, „Synchronic“, „The Endless“) an, denn es handelt sich um genau die Art von minimalistischer Low-Budget-Science-Fiction, für die das Duo bekannt ist. Das hat seinen Grund, denn Felker ist Stamm-Editor bei Benson und Moorhead und hat sich als solcher einiges abgeschaut, setzt aber durchaus eigene Akzente, so kommt sein Film ernsthafter und etwas actionreicher daher. Wobei letzteres nicht falsch verstanden werden sollte: „Things Will Be Different“ ist dennoch nichts für Fans von eingängigem Getösekino. Wie bei den Mentoren hält auch Felker die fantastischen Elemente seines Drehbuchs im Vagen, setzt Leerstellen und schält allmählich einen anderen, wesentlich realistischeren Schwerpunkt raus. Dabei wird über weite Teile ein gedrosseltes Tempo eingeschlagen. Das Mediabook kommt mit diversen Extras wie einem Audiokommentar von Felker und Produzent Shane Spiegel daher – der allerbeste Bonus ist aber natürlich ein Booklet mit einem Essay von mir!
Things Will Be Different • USA 2024 • Regie: Michael Felker • Darsteller: Adam David Thompson, Riley Dandy, Chloe Skoczen, Justin Benson, Sarah Bolger, Jori Felker
4. Andy Warhols Frankenstein (1973)
Bei wem? Plaion Pictures Als was? Mediabook (4K-UHD & Blu-ray) Wann? 27.02.2025
Worum geht’s? Baron Frankenstein bastelt an seinem Lebenswerk. Sein Ziel ist es, aus diversen Leichenteilen zwei perfekte Menschen zu erschaffen, die gemeinsam Kinder zeugen können. Dies soll der Beginn eines neuen Menschengeschlechts sein, dessen Führer Frankenstein selbst werden will. Währenddessen erzieht Frankensteins Schwester nicht nur deren Kinder, sondern widmet sich ausgiebig dem männlichen Personal des Schlosses. Als Frankensteins Pläne an der Potenz seines männlichen Wesens zu scheitern drohen, nimmt sich seine Schwester der Sache an …
Prognose: Eine der wohl wildesten Adaptionen von „Frankenstein“ (im Shop) ever. Hypergrotesk, blutig, pervers, lustig: Spätestens wenn Deutschlands Schauspiel-Export Nummer eins, Udo Kier, als Dr. Frankenstein theatralisch „Um den Tod zu kennen, Otto, muss man Leben einspritzen. In die Gallenblase“ (in der englischen Fassung, ebenfalls von Kier, mit XXXL-Akzent, gesprochen: „To know death, Otto, you have to fuck life in the gallbladder.“) raushaut, knallen die Sektkorken! Alles an diesem Film ist konsequent drüber und mit großer Freude geschmacklos: Köpfe werden ab-, Bäuche aufgeschnitten, es gibt Nekrophilie und Inzest und derangierte Inzest-Kinder, die für ein unglaubliches WTF-Finale sorgen. Klar, in vielen Reviews wird reflexhaft das Etikett Trash gezückt, aber das trifft’s nicht: Das Schöne ist ja, dass es sich eben nicht um einen schlampig hingehauenen Schnellschuss handelt. Die Bilder sind elegant, oft malerisch, die Kulissen mit viel Liebe gestaltet, untermalt wird das wüste Geschehen von einem exzellenten Score von Claudio Gizzi, der dem Ganzen einen barocken Anstrich verleiht, den Zuschauern in die Ohrmuscheln sendet, dass man es hier mit einem ganz, ganz großem Drama zu tun hat. Und irgendwie, auf eine ganz bestimmte Weise, hat man das auch.
Wer zum Beispiel EC-Comics mag, wird hier ganz bestimmt auf seine Kosten kommen.
Das Mediabook ist mit überraschend wenig Extras bestückt, allerdings liegt die 3D-Fassung bei, die damals in Deutschland und in den USA zum Einsatz kam.
Andy Warhols Frankenstein • Flesh for Frankenstein • Frankreich/Italien/USA 1973 • Regie: Paul Morrisey • Darsteller: Joe Dallesandro, Udo Kier, Monique von Vooren, Dalila Di Lazzaro, Nicoletta Elmi

… und was gibt’s im TV & Internet?
• Cassandra – 06.02.2025, Netflix: Deutscher Science-Fiction-Horrorthriller über eine AI-Haushaltshilfe. Die ersten beiden Folgen wurden neulich auf dem Fantasy Film Fest gezeigt und sorgten nicht gerade für Begeisterung – und Kollege Michel Meyns ist auch vom Gesamtpaket nicht sonderlich angetan.
• Invincible, Staffel 3 - 06.02.2025, Amazon: Animationsfilmadaption des ungewöhnlichen Superhelden-Epos von Robert Kirkman.
• Generation Z – ab 18.02.2025, ZDFneo: Comedyserie von Ben Wheatly („High-Rise“) über die Bewohner eines Seniorenheims, die sich durch einen Chemieunfall in Zombies verwandeln und auf die Jungen losgehen.
• Zero Day – ab 20.02.2025, Netflix: Politthriller mit Robert De Niro als Ex-Präsident der USA, der einen verheerenden Cyberangriff aufklären soll.
Abb. ganz oben: „Things Will Be Different“, Pandastorm
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