13. September 2014 1 Likes 1

Kammerflimmern (13.09.14)

Science-Fiction-Kurzfilme zum Wochenende

Lesezeit: 2 min.

Es geht los mit einem Schocker: Lady Gaga liest aus „Solaris! Tatsache. Erinnert sich eigentlich noch jemand an den Roman? Ich habe „Solaris“ von Stanisław Lem zum ersten Mal während meines Studiums gelesen, dann habe ich mir gleich im Anschlus die beiden Verfilmungen von Andrei Tarkowski und Stephen Soderbergh reingezogen – und ich bin heute noch begeistert von dem breiten Panorama der Ideen und Interpretationen. Seit ihrer ursprünglichen Veröffentlichung 1961 hat Lems Geschichte von dem lebenden Planeten Solaris viele Leute zu den unterschiedlichsten Kunstwerken und Interpretationen inspiriert. Einige der neueren davon möchte ich euch heute vorstellen.

Die Ikone der Selbstinszenierung, Lady Gaga, hat an einer Marathonlesung von „Solaris“ teilgenommen, die u.a. vom Marina Abramovic Institute veranstaltet wurde und bei der Lesende und Zuhörer die Augen verbunden bekamen. Auch im Video sieht man also nix – aber hey, man hört Lady Gaga sprechen, nicht singen!

Weiter geht’s mit einer Installation des russischen Medienkünstlers Dmitry Morozov, der in Zusammenarbeit mit dem Polytechnischen Museum Moskau eine Solaris-Installation entworfen hat: Der Besucher bekommt ein Kopfteil aufgesetzt, das die Gehirnströme misst. Diese wiederum beeinflussen dann nicht nur die magnetische Verformung einer speziellen Flüssigkeit, sondern auch die farbliche Inszenierung des Ganzen. Mit anderen Worten: Die Installation gibt den Gedanken des Besuchers eine Gestalt. 

Musik spielt in beiden Solaris-Verfilmungen eine große Rolle. Eine klassisch komponierte Neuinterpretation liefert der junge isländische Komponist Daníel Bjarnason gemeinsam mit dem experimentellen Electronica-Musiker Ben Frost mit „SÓLARIS“. Ein Stück daraus, „Reyja“, ist unten zu hören; es erinnert in seiner Wirkung viel stärker an Cliff Martinezʼ Soundgemälde im Soderbergh-Film als an die nüchterne Schwermut von Tarkowskis Bach-Klängen.

Ebenfalls elektronisch ist Paul H. Williamsʼ Stück „Solaris“, samt dazu passendem Videoclip.

Ganz anders hat sich die Dance- und Fashion-Show der ICA Variety Show dem Thema genähert: 2013 wurden mit Jugendlichen eine Modeschau und Tanzchoreografien samt Bühnenbild entworfen. Unten seht ihr den Trailer, hier ist das Making-of der Show. Coole Sache, das!

Eine Hommage an Tarkowski schließt den Solaris-Reigen und versammelt einige der schönsten Szenen des Ausnahmeregisseurs. Wobei dieser Trailer zu einer russischen Dokumentation über Tarkowski richtig Lust macht, sich nicht nur Solaris, sondern auch Stalker und seine anderen bildgewaltigen (und langen) Filme noch einmal anzuschauen. Und dann Stanisław Lems Roman wieder zu lesen. Clip ab!

Kommentare

Bild des Benutzers Shrike

Danke wieder einmal für die sehr gelungene Zusammenstellung.
Es ist faszinierend, wie das Thema so lange nach der Roman-Veröffentlichung immer noch inspiriert und Neues hervorbringt.
Und diese Morozov-Installation ist ja der Hammer.

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