30. August 2015 3 Likes

Aus der Dunkelheit ins Licht

Yves Grevet Jugendbuchdystopie „NOX“ liegt nun komplett auf Deutsch vor

Lesezeit: 2 min.

Die Romane des Franzosen Yves Grevet sind in Deutschland immer noch ein Geheimtipp, obwohl die Übersetzung des ersten Bandes seiner „MÉTO“-Trilogie für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert und zum „Luchs des Monats“ gewählt wurde. Auch das Feuilleton zeigte sich begeistert von der Anti-Utopie, die sich nicht immer an die Genrekonventionen der tonangebenden angloamerikanischen Vertreter hält. Mit „NOX. Unten“ und „NOX. Anderswo“ wurde nun eine weitere Dystopie aus der Feder des Lehrers veröffentlicht.

Während in „MÉTO“ der titelgebende Held über drei Bücher hinweg hinter das Geheimnis seiner Welt kommen musste, sind zumindest einige Jugendliche in „NOX“ von vornherein im Bilde darüber, durch welche Faktoren ihr Leben geprägt wird. Mysterien gibt es dennoch. Die Nox (lat. Nacht) ist eine giftige Wolke und das Resultat jahrhundertelanger Umweltverschmutzung, wodurch der gesamte Planet in ein „Oben“ und ein „Unten“ geteilt wurde. „Oben“ wohnen die Reichen und Privilegierten, die saubere Luft atmen und Tageslicht sehen dürfen. „Unten“ ist der Platz für die Armen, Kranken und Schwachen, die sich an ein (Über-)Leben in ständiger Dunkelheit, mit Kunstlicht und umgeben von giftigen Dämpfen gewöhnt haben. Den Kindern und Jugendlichen oberhalb der Nox steht eine blühende Zukunft bevor, denen unterhalb ein vorgeschriebener Lebensplan: Erlernen des Berufs der Eltern, erstes Kind mit 14 oder 17, danach die Eheschließung, Arbeit, Tod mit nicht einmal 40 Jahren.

Auf beiden Seiten der Nox sind es Teenager, die die herrschenden Strukturen und die Privilegierung der „Oberstädter“ und die rassistisch fundierte Trennung der Bewohner in Frage stellen. Doch nicht alle begehren auf gegen die zementierten Ordnungsvorstellungen einer faschistoiden Gesellschaft, die viele Parallelen zu Nazi-Deutschland aufweist. Die Freundschaft zwischen Gerges und Lucen zerbricht an den unterschiedlichen Vorstellungen von den Geschehnissen in ihrer Stadt und der Deutungshoheit, die von der Elterngeneration ausgeht. Diese geht so weit, dass Lucen für ein Verbrechen zum Tode verurteilt werden soll, das er nie begangen hat. Ob er dem Strang entkommen kann und der Widerstand eine Chance hat?

Die Antwort hierauf gibt es in „NOX. Anderswo“.

Yves Grevet: NOX. Anderswo • Aus dem Französischen von Stephanie Singh • dtv Reihe Hanser, München 2015 • 332 Seiten • € 14,95

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